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Äthiopierin darf in Tutzing nicht arbeiten

Nach wiederholter Duldung versagt Ausländerbehörde Erlaubnis - Der Fall schlägt Wellen

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Der Tutzinger Hof wird zum zweiten Mal durch einen Entzug der Arbeitserlaubnis schwer getroffen © L.G.

Personalmangel lastet schwer auf der Gastronomie. Auch Tutzinger Gaststätten leiden darunter, dass Arbeitskräfte in dieser Branche nur schwer zu finden sind. Menschen mit Migrationshintergrund arbeiten oft gern und gut, sie sind bei den Arbeitgebern deshalb sehr willkommen. Doch die Ausländerbehörden machen ihnen immer wieder Striche durch die Rechnung, indem sie in solchen Fällen die Arbeitserlaubnisse verweigern.

Beim „Tutzinger Hof“ gibt es nun bereits den zweiten Fall dieser Art: Eine Äthioperin hat in dem Tutzinger Hotel und Gasthof eine Festanstellung, sie ist bei den Chefs wie bei den Kollegen und den Kunden gleichermaßen beliebt - doch die zuständige Ausländerbehörde im Landratsamt Weilheim-Schongau hat ihr die Arbeitserlaubnis entzogen. Grund: Die 32-Jährige Fikerte Kasahun hat aus ihrer Heimat keinen Pass. Bisher war sie in Deutschland geduldet, dieser Status wurde mehrmals verlängert, doch damit ist nun Schluss.

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Petra Gsinn, die Inhaberin des Tutzinger Hofs (li.), ist mit Fikerte Kasahun sehr zufrieden © L.G.

Schon vor zwei Jahren hatte der Tutzinger Hof aus ähnlichen Kunden einen ebenfalls beliebten Kongolesen verloren, der seitdem verschwunden ist. Tutzinger Arbeitgeber entsetzt Die Inhaberin des Tutzinger Hofs, Petra Gsinn, und ihr Partner Rolf Läkamp sind empört, dass sie nun schon wieder auf eine wichtige Arbeitskraft verzichten müssen, weil es eine Behörde so will.

Der Fall schlägt Wellen in der Tutzinger Kommunalpolitik. Sehr deutlich kritisiert der Tutzinger SPD-Vorsitzende Werner Hensel sie in einem Schreiben an Bürgermeisterin Marlene Greinwald als „wenig durchdachte behördliche Maßnahme“. Entscheidung "existenzgefährdend"

Greinwald sieht zwar für die Gemeinde wenig Möglichkeiten, in solchen Fällen einzugreifen; dies sei Sache des Landratsamts, sagte sie auf Anfrage, bevor sie dieser Tage ihren Urlaub angetreten hat. Doch sie fordert die Tutzinger Bürger auf, aktiv für Aufnahmebereitschaft einzutreten.

Wie viele andere Bürgermeister sieht Greinwald angesichts solcher Vorkommnisse Bedarf für weitere Maßnahmen. Sie will demnächst generell mit dem Gemeinderat ein Zeichen setzen: Tutzing soll sich der Initiative „Seebrücke“ anschließen, mit der immer mehr Kommunen in ganz Deutschland als „sichere Häfen“ solchen Menschen Schutz und Aufnahme anbieten, die aus Seenot gerettet wurden.

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