Das waren noch Zeiten: In Unterzeismering gab es die Gaststätte "Bauerngirgl", im Tutzinger Ortszentrum das Weinlokal "Bacaro", die "Film-Taverne", das italienische Restaurant "A Tarantella" und die "Tutzinger Modeboutique". Alles vorbei. Aber nicht ganz: Für all diese Betriebe wird nach wie vor geworben. Am Bahnhof hängt eine große Karte von Tutzing. Da sind etliche Werbungen von Tutzinger Geschäften drauf - und auch für einige Betriebe, die es schon lange nicht mehr gibt. Das sind echte Blicke in die Tutzinger Vergangenheit.
„WC“ steht auch immer noch neben der Tür im Bahnhofsgebäude, die längst nicht mehr zu einem solchen führt – zum Leidwesen vieler Menschen mit entsprechenden Bedürfnissen. Stattdessen sind dort allerlei Malereien aufgetragen, die deren Urheber vielleicht für künstlerisch wertvoll halten, die die meisten anderen aber wohl eher als das betrachten, was gemeinhin einer Toilette anvertraut wird.
Auch Erinnerungen an das längst geschlossene einstige Bistro im Bahnhofsgebäudie sind präsent. Sogar die Öffnungszeiten stehen noch an einer Glastür. Sie lauten danach „täglich von 1-2 Uhr“ - etwas ungewöhnlich, aber das kleine Lokal gibt es ja sowieso seit vielen Jahren nicht mehr. Allerdings auch nichts anderes in diesen Räumen, die immerhin mal für einige Zeit für das Tutzinger Repair-Café genutzt werden konnten. Seit die fleißigen Reparateure ins Roncallihaus umgezogen sind, ist das Ex-Bistro wieder leer.
Nicht sehr aktuell wirkt auch ein Shop neben Gleis 1. Wie ein Mauervorsprung mit großen Fenstern sieht er aus. Aber es sind Aufschriften angebracht, die durchaus neugierig machen können: „Hier entsteht etwas Neues für Sie“ ist da zu lesen, oder: „Bald fahren Sie hier auf super Angebote ab.“ Die Leute von der DB Station & Service AG, die das kleine Häuschen auf dem Bahnsteig schon lange zu vermieten versuchen, scheinen sogar zu wissen, was für Angebote da bevorstehen könnten: „Einkaufsvielfalt von morgens bis abends“ versprechen sie. Aber von der ist nichts zu sehen, obwohl all diese Ankündigungen schon lange an dieser Stelle gemacht werden und obwohl genügend Menschen sie sehen können, die manxchmal recht lange auf Züge warten.
„Wie sollen sich Bahnhof und Umfeld entwickeln?“ Unter anderem diese Frage stellt die Gemeinde der Bevölkerung im „ISEK“-Verfahren, das die Grundlage zur Förderung von Maßnahmen der Ortsentwicklung durch die Regierung von Oberbayer bilden soll. Da in dieser Gegend die Vergangenheit noch recht dominierend ist, dürfte es an Entwicklungspotenzialen für die Zukunft nicht fehlen. Als Problem könnte es sich allerdings erweisen, dass beim Bahnhof nur schwer ein Tutzinger Durchblick zu erhaschen ist: Die Deutsche Bahn weiß, was dieses Thema betrifft, offensichtlich nicht, was sie will. Erst wollte sie das Bahnhofsgebäude verkaufen, machte dabei enormen Zeitdruck, gab der am Erwerb interessierten Gemeinde keine Chance, schien mit mehreren anderen Interessenten schon handelseinig zu sein - und blies dann plötzlich alles ab. "Ob der Verkauf zustande kommt, entscheidet sich noch im Jahr 2023“, versicherte eine Sprecherin der Bahn zu jener Zeit. Wenn man dieses Zitat heute betrachtet, passt es recht gut zu den anderen Blicken in die Vergangenheit am Tutzinger Bahnhof.
Frühere Tutzinger Durchblicke
„Stüberl“ in der Prüfung
Ortszentrum Tutzing bis Ende 2023 fertig?
Falscher Hinweis: „Ortsdurchfahrt Tutzing gesperrt“
Baurecht auf bisher freien Flächen?
Unvollständige Informationen
Welthit mit Tutzinger Zutaten
Tutzinger Weiterentwicklung
In Tutzing regiert die Ampel
Bitte kein weiterer Dauer-Leerstand
Sticheleien per Parkbank
Frames, Narrative, planetary health
Rechts = links, links = rechts
Die Weißbier-Meditationswiese
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Wenn ich mich nicht irre, gibts unten am See, am Biersteg, auch noch Hinweise auf nicht mehr existierende Betriebe.