Der neue Gewerbestandort in der Nähe des Tutzinger Bahnhofs wächst nun nach jahrelangem Stillstand heran. Auf dem früheren Tutzinger Industrieelände der Unternehmen Boehringer-Mannheim und Roche sollen bei den drei Gewerbeobjekten „GE3“, „GE4“ und „GE5“ noch in diesem Jahr die Bauarbeiten beginnen, teilen die Projektentwickler ehret + klein mit.
Zwischen den Gebäuden soll es künftig verschiedene Plätze, Restaurants, einen Biergarten und weitere Aufenthaltsmöglichkeiten geben, wie Stadtplaner Prof. Florian Burgstaller mehrmals angekündigt hat. Auf neuen Bildern, die ehret+klein jetzt veröffentlicht haben, wirkt die Passage zwischen den Gebäuden wie eine Fußgängerzone.
Die Fertigstellung des Areals kündigen die Projektentwickler für das Jahr 2023 an. Die Art der Gestaltung hat mittlerweile auf vorOrt.news eine kritische Diskussion entfacht (siehe Kommentare unten).
Bauanträge sollen bald eingereicht werden
Das Areal, das lange eine Brache war, wird damit komplett neu gestaltet. In das erste von insgesamt fünf mehrgeschossigen Gebäuden, einen Dreiecksbau an der Bräuhausstraße, sind bereits die Privatklinik "P3" und das Tanz Studio Tutzing eingezogen. Auch beim zweiten Neubau, einer neuen Firmenzentrale für das IT-Unternehmen Lobster an der Ecke Bahnhofstraße/Bräuhausstraße, laufen die Arbeiten.
Für die drei weiteren Gewerbeobjekte „GE3-GE5“ im östlichen Bereich des Grundstücks, an der Grenze zum Krankenhaus, hat der Tutzinger Gemeinderat kürzlich weitere Bebauungsplanänderungen befürwortet. Im nächsten Schritt wollen die Starnberger Projektentwickler nun die Bauanträge für alle drei Gewerbeobjekte einreichen, wie sie mitteilen. Dazu machen sie folgende Angaben:
GE3
Auf der Gewerbeeinheit „GE3“, direkt am der Bahnhofstraße, soll ein Bürogebäude mit etwa 4100 Quadratmetern Bruttogeschossfläche entstehen.
GE4
Auf der Fläche „GE4“ daneben soll ein Neubau mit etwa 6500 Quadratmetern Bruttogeschossfläche errichtet werden, in den die Hotelgruppe Bari Group B. V. mit der Hotelmarke „Mesura“ einziehen will.
GE5
Angrenzend auf der „GE5“ ist eine weitere Gewerbeimmobilie mit etwa 6100 Quadratmetern Bruttogeschlossfläche vorgesehen.
Projektentwickler: "Gestaltung fügt sich gut in das traditionelle Ortsbild ein"
Die Entwürfe stammen vom Münchner Architektenbüro Kupferschmidt. Die Optik der geplanten Gebäude hat in Tutzing zu kontroversen Diskussionen geführt. Das neue Gesicht der Bahnhofstraße ehret + klein erklären zu den Ansichten: „Mit der Fassadengestaltung fügt sich die Business Area Tutzing gut in das traditionelle Ortsbild ein.“ In Abstimmung mit der Gemeinde orientiere sich die dazu gehörige Freiflächenplanung eng an der benachbarten Wohnsiedlung „Lakeside Living“. Auch sie stammt von ehret + klein. Daneben steht oben an der Bahnhofstraße der Gewerbekomplex "Four Site", errichtet von der Drago Immobilien GmbH des Tengelmann-Erben Georg Haub.
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Kommentare
Möge wenigstens das geplante Hotel als letztes Bauwerk fertiggestellt werden!
1. Ich plädiere für die Einbettung weitreichender architektonischer Entscheidungen in einen Prozess der Ortsentwicklung, in dem es viel Transparenz und Bürgerbeteiligung geben sollte. 2. Mir geht es darum, die Architektur stärker an die hiesige Umgebung angepasst zu sehen und sie naturnäher zu gestalten. Mehr Holz und mehr Grün, dazwischen mehr Räume, die junge und alte Menschen zum Verweilen einladen (anstelle von Beton-Glas-Wüsten mit eingelagerten Latte-Macchiato-Oasen). 3. An die Gemeinde adressiert könnte ich noch die Forderung ergänzen, dass in Tutzing endlich mal so etwas wie ein Ortszentrum, dass ein Begegnungsraum geschaffen werden sollte. Ein Anlaufpunkt für alle Bürger, an dem man sich generationenübergreifend trifft, ohne dass Konsum im Mittelpunkt steht. Wo man hin kommt, um zu sein, zu sprechen, sich auszutauschen, vielleicht sich zu helfen; kurz und gut, um Gemeinschaft sogar anlasslos zu erfahren und zu stiften. Und implizit schwingt 4. in meinen Anmerkungen der Wunsch nach mehr Bürgerbeteiligung auf Gemeindeebene mit, z. B. im Sinne eines Bürgerparlaments.
Und lieber Herr Keller, natürlich braucht es schon aus gemeindefinanziellen Gründen Räume für Gewerbe. Die Ansiedlung großer Industriebetriebe in einer dörflichen Umgebung bringt aber derart grundlegende Veränderungen mit sich, dass ein solcher Schritt auf einer möglichst breiten zivilgesellschaftlichen, demokratisch legitimierten Basis stehen sollte (siehe 4.). Wahlen alle sechs Jahre und Hinterzimmerabsprachen sind eine legale aber aus meiner Sicht nicht hinreichend legitime Grundlage für derart weitreichende Entscheidungen. Insofern stellt sich die Frage, ob man um des Dorfes Willen Boehringer wirklich eine Träne hinterher weinen muss.
Anfang der1970 Jahren wollte sich Boehringer-Mannheim in Kamperg ansiedeln, und de Kosmetikfirma Avon wollt sich am Südlabor eine Produktion aufbauen.
Beide Konzernen wurden die Maßnahmen verweigert vom damaligen Bürgermeister und Gemeideräten, mit der Aussage, Tutzing ist ein Luftkurort und brauche solch große Firmen nicht.
In den Handwerksbetrieben herrschte damals Unverständnis. Man versuchte, den Bürgermeister und die Gemeinderäte umzustimmen, aber das gelang nicht.
Dies hatte nachhaltige Folgen. Hätte man Boehringer bauen lassen, so hätten die gemeindlichen Haushalte großzügiger stattgefunden.
ich danke Ihnen herzlich für diesen Kommentar!
Als "Zu(a)gerei(oa)ste" (seit ca. 30 Jahren am See, seit 10 Jahren "erst" in Tutzing, finde ich die momentane
Entwicklung in T. einfach Spitze und zukunftsorientiert!
Es ist schön, hier zu leben, und ich freue mich (fast) jeden Tag , dass es mich hierher verschlagen hat.
Habe mich auch gerade schlau gemacht, was es mit "Whataboutism" auf sich hat: Dies soll eine Technik der Manipulation sein, durch die von unliebsamer Kritik abgelenkt wird oder werden soll... Wie auch immer. Wenn falsch, bitte ich um Richtigstellung.
Mir fehlt ehrlich gesagt in dieser Diskussion ein kreativer, positiver Ansatz, wie es denn eigentlich laufen soll bei all denen, die
den Veränderungen so kritisch gegenüberstehen.
"Herrlich", wenn hier eine ansatzweise realistische Auseinandersetzung stattfinden würde und nicht nur auf der Metaebene.
Einen schönen Abend
Marion Jepsen-Hloch
Jede Zeit hat ihren Stil und ist damit nicht immer auf Gegenliebe gestoßen. - Wie war das, als nach dem Eisenbahnbau im Fischerdorf auf einmal Hotels entstanden, zB der Umbau zum "Seehof", das "König Ludwig", das "Simson", von den vielen Villen (keineswegs in der angestammten ortsüblichen Bauweise) und einem mächtigen Klosterbau ganz zu schweigen? - Die Reihe der neuartigen und heute klaglos, ja sogar sogar lieb gewonnenen "Bausünden" liesse sich beliebig fortsetzen.
Hier entsteht nun ein Bereich, der in sich stimmig erscheint, neue Wege und Aufenthaltsräume schafft und den Ort keineswegs verschandelt, wie dies an einigen Stellen tatsächlich geschehen ist. Jetzt lasst doch mal das Konzept Wirklichkeit werden und nutzt es! Schon jetzt gibts Eis, und auf die Drogerie hatten wir auch schon lange gewartet! Auch als überzeugter Tutzinger kann man sich, wie ich meine, auf die Entwicklung eines neuen Ortsbereiches anstelle eines überlebten Altbestandes freuen!
Die uns neulich genannten Termine für die Fertigstellung des aktuellen Abrisses, der nun schon fast 1,5 Jahre dauert, wurden wie erwartet natürlich wieder nicht eingehalten. Weil sich - wie man hört - zur großen Überraschung herausgestellt zu hat, dass die Gebäude über einen Keller verfügen.