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Glasfaser-Anbieter „Hello fiber“ verschwindet

Insolvenzantrag nach großen Plänen auch in Tutzing – Rückzug vom deutschen Markt

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Viel Interesse fanden in Tutzing Informationsveranstaltungen wie diese von "Hello fiber" im März vorigen Jahres im Midgardstadl

Mit „Hello fiber“ ist es vorbei. Das Unternehmen „Liberty Networks“ hat seine Glasfaser-Aktivitäten unter dieser Marke in ganz Deutschland beendet. In Tutzing und Feldafing hatte die Firma mit großem Aufwand den Ausbau angekündigt und eine Vorvermarktung organisiert.

Drei Unternehmen schienen sich zeitweise regelrecht um den Glasfaser-Ausbau in Tutzing zu reißen: Hello fiber, die Deutsche Telekom und ein Gemeinschaftsunternehmen von Telefonica und Allianz mit dem Namen „Unsere grüne Glasfaser“. Tutzings Bürgermeisterin Marlene Greinwald hat aber schon im Dezember in einer Gemeinderatssitzung gesagt: „Von der ‚grünen Glasfaser‘ haben wir nichts mehr gehört und von Liberty auch nicht.“ Das hat Vermutungen geschürt, dass es nun wohl auf die Deutsche Telekom hinauslaufen wird, die den Beginn des Glasfaser-Ausbaus in Tutzing für dieses Jahr angekündigt und an Tutzinger Anlieger im Ortszentrum auch schon entsprechende Informationen verschickt hat.

Mit den Glasfaser-Aktivitäten hatte der Konzern Liberty Globals abermals ein Comeback in Deutschland versucht. Das zum Reich von John Malone, einem der reichsten US-Amerikaner, gehörende Unternehmen war schon vor knapp 20 Jahren mit dem Vorhaben gescheitert, das gesamte deutsche Kabelnetz von der Deutschen Telekom zu übernehmen. 2009 folgte ein neuer Versuch mit dem Kauf des zweitgrößten Netzbetreibers Unitymedia, doch von diesem trennte sich der Konzern 2019 wieder. Für die Glasfaser-Aktivitäten hat sich die zu Liberty Global gehörende Investmentgesellschaft Liberty Global Ventures mit der französischen Finanzbeteiligungsgruppe InfraVia Capital Partners zusammengetan und das Gemeinschaftsunternehmen „Liberty Global Networks“ gegründet.

Mit der Gesellschaft „Hello fiber GmbH wurde in verschiedenen deutschen Gemeinden wurde eine Marktoffensive gestartet, so auch in Tutzing und Feldafing. Gegenüber dem Magazin „Broadband TV News“ hat der Geschäftsführer Chef der Hello fiber GmbH, Dr. Christian Böing, nun die Insolvenz-Anmeldung für das Unternehmen bestätigt. Ein vorläufiger Insolvenzverwalter sei bestelllt worden. https://www.broadbandtvnews.com/2023/01/05/exclusive-liberty-jv-hellofiber-confirms-withdrawal-from-german-fibre-optic-market/

In Baden-Württemberg noch Anfang Dezember "groß angelegte Verkaufsakquise"

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An Informationsständen wie hier beim Edeka-Markt an der nördlichen Hauptstraße zeigten Beschäftigte von "Hello fiber" Glasfaserkabel und erteilten Auskünfte

Nach dem Bericht hat Böing die Entscheidung mit veränderten gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen begründet. Konkret erwähnt habe er die Inflation, das Zinsniveau, erschwerten Zugang zu Fremdkapital, steigende Glasfaser-Rollout-Kosten bei knapper Baukapazität und die zunehmende Herausforderung, Gemeinden mit geeigneten Eigenschaften anzuziehen.

Hans-Jürgen Bahde, Geschäftsführer der für den Breitband-Ausbau zuständigen „Gigabit-Region Stuttgart GmbH“, sieht den Rückzug von Hello fiber als Bestätigung für die Erwartung, dass in den nächsten Jahren eine Konsolidierung am Glasfasermarkt stattfinden werde. Die „Barknanger Kreiszeitung“ zitiert ihn mit der Prognose: „Das wird nicht der letzte Fall sein.“

In Tutzing hatte „Hello fiber“ schon seit Monaten nichts mehr von sich hören lassen. Ganz anders beispielsweise in Althütte (Baden-Württemberg): Der dortige Bürgermeister Reinhold Sczuka schreibt nach einem Bericht der Barknanger Kreiszeitung in einem Brief an seine Gemeinderäte von einem sehr überraschenden Schritt, „da noch Anfang Dezember konkrete Gespräche über die Ausbauschritte stattgefunden haben und eine sehr groß angelegte Verkaufsakquise durch Hello Fiber erfolgte“. Auch im Gemeinderat von Frickenhausen (Baden-Württemberg) sollen Vertreter von Liberty Networks noch kürzlich angekündigt haben, dass die ersten dortigen Kunden im Sommer 2023 Glasfaser-Anschlüsse bekommen würden. In anderen Gemeinden waren Vorhaben des Unternehmens bereits gescheitert. So hat sich in Petershagen/Eggersdorf (Brandenburg) ein anderer Anbieter durchgesetzt, und in den Gemeinden Burkhardtsdorf und Thalheim (Erzgebirgskreis) konnte Liberty Networks nicht genügend Kunden gewinnen.

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Zuversichtlich gab sich ein Team von "Hello fiber" im Traubinger Buttlerhof bei einem Treffen mit vorOrt.news im Rahmen der Vorvermarktung © Fotos: L.G.
ID: 5493
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Kommentare

Die Glücksritter sind weitergezogen.
Wenigstens ohne hier Schaden anzurichten.
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