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Tutzing "nicht auf einmal umgraben“

Deutsche Telekom plant Glasfaser-Vernetzung in zwei Ausbaugebieten – Konkurrenz nimmt Fahrt auf

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Aufgepasst: Das empfiehlt sich bei der Glasfasertechnik für die Mitarbeiter der Unternehmen, aber ebenso für die Menschen in Tutzing, bevor sie Verträge unterschreiben © Deutsche Telekom

Der nächste Glasfaser-Anbieter steht in Tutzing vor der Tür: Die Deutsche Telekom hat am Dienstag im Gemeinderat ihr Konzept für den Ausbau der zukunftsträchtigen Lichtwellentechnologie in dieser Gemeinnde vorgestellt. Zwei Vertreter des Unternehmens haben das Interesse der Telekom daran unterstrichen. Damit bestätigt sich die Vermutung, dass es auf diesem Gebiet zu einer Konkurrenz kommen wird.

Die Deutsche Telekom plant den Glasfaser-Ausbau in Tutzing nach diesen Angaben in zwei Ausbaugebieten, nämlich im Norden und im Süden der Gemeinde. Es sei nicht ideal, sagten die Telekom-Vertreter, „den ganzen Ort auf einmal umzugraben“. Ein anderes Unternehmen – „Liberty Networks Germany“ – hatte sein Konzept bereits im Dezember vorigen Jahres im Gemeinderat präsentiert. Das Unternehmen versucht im Rahmen einer so genannten Vorvermarktung selbst schon im Vorfeld möglichst viele Interessenten zu finden, doch einen Kooperationsvertrag mit ihm lehnt die Gemeinde ab. Von solchen Vereinbarungen hat auch der Bayerische Gemeindetag den Kommunen aus Wettbewerbsgründen abgeraten.

Verbraucherschützer: Häufig höhere Bandbreiten vermarktet als erforderlich

Verbraucherschützer raten den Menschen, auf der Hut zu sein, wenn sich Vertriebsmitarbeiter von Glasfaser-Anbietern bei ihnen melden. Glasfaser: „Nicht unter Druck setzen lassen“ Die Bedingungen sollte man sich sehr genau anschauen, bevor man einen Vertrag unterschreibt. Dabei sollten etliche Aspekte beachtet werden. So würden häufig höhere Bandbreiten vermarktet, obwohl nicht allzu hohe Bandbreiten für durchschnittliche Zwecke ausreichten. Wechsel zu günstigeren Tarifen seien oft erst nach Monaten möglich, so dass zu hohe Kosten fällig würden. Nicht selten würden auch teure Zusatzangebote angepriesen, die vielfach gar nicht erforderlich seien.

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Telekom verspricht: Bei Hausanschluss für "null Euro" gibt es keine weitere Verpflichtung

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In so genannten Multifunktionsgehäusen werden die bei der Glasfasertechnik benötigten Komponenten untergebracht © Deutsche Telekom

Eine der wichtigsten Fragen ist am Dienstag auch im Gemeinderat aufgeworfen worden: Wird die Zustimmung zum Glasfaser-Anschluss auch gleich mit einem Nutzungsvertrag und entsprechenden Kosten über längere Zeit verbunden? Bei den Anbietern ist nämlich von kostenlosen Hausanschlüssen die Rede – aber gehen die betroffenen Personen möglicherweise weitere Verpflichtungen ein? Die Mitarbeiter der Deutschen Telekom haben im Gemeinderat erklärt, dass die Tutzinger Hausanschlüsse beim Ausbau durch dieses Unternehmen wahrscheinlich wie auch in München für „null Euro“ zu haben sein werden. Da hakten Gemeinderatsmitglieder wie Dr. Wolfgang Behrens-Ramberg (Tutzinger Liste) nach: Ob ein Hausanschluss wirklich kostenlos bleiben oder mit einem teuren Nutzungsvertrag verbunden werden wird? Dazu versicherten die Telekom-Vertreter, wenn die Hausanschlüsse für „null Euro“angeboten würden, dann werde dies „bedingungslos“ geschehen – zu einem Nutzungsvertrag würden die betreffenden Haushalte nicht verpflichtet werden. Caroline Krug (ÖDP) begrüßte das und fragte nach, worin dann für die Deutsche Telekom der Verdienst liegen werde. Da gaben sich die Unternehmensvertreter ganz selbstbewusst: Sie seien überzeugt, dass eine ausreichende Zahl von Kunden ihre Produkte buchen werde.

"Infomobil" soll den Firmeninteressen neutrale Angaben entgegenhalten

Wie engagiert unterdessen das Unternehmen Liberty Networks Germany mit seiner Marke "helloFiber" bereits in Tutzing auf den Markt zu kommen versucht, wird dieser Tage durch Informationszettel, die in den Haushalten verteilt werden, und durch Informationsveranstaltungen online (morgen, Donnerstag) und in Präsenz (nächsten Mittwoch im Traubinger Buttlerhof) plakativ deutlich. Auch die Deutsche Telekom wird wohl auf ihre Angebote hinzuweisen wissen, wie den Angaben ihrer Vertreter zu entnehmen war. Die Gemeinde zeigt sich laut Bürgermeisterin Marlene Greinwald „hochinteressiert“ am Glasfaser-Ausbau in Tutzing. Doch sie versucht den Firmeninteressen neutrale Informationen entgegenzuhalten. Im Gemeinderat wurde die Aufstellung eines so genannten „Infomobils“ angekündigt, in dem Angaben zur Glasfasertechnik ohne werbenden Hintergrund für irgendeine Firma zu erhalten sein sollen. Dieses Infomobil soll möglichst noch vor Ostern für mehrere Tage an einer zentralen Stelle der Gemeinde stehen.

Kritische Fragen an die Unternehmensvertreter

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Werden nach dem Gladfaser-Ausbau in Tutzing "Kraterlandschaften" verbleiben? Davor warnt Bürgermeisterin Greinwald vorsorglich. © Deutsche Telekom

Gewisse Sorgen verhehlte Bürgermeisterin Greinwald zudem nicht – so zum Zustand der Straßen und Gehwege: Hoffentlich werde nach dem Glasfaser-Ausbau keine „Kraterlandschaft“ verbleiben, argwöhnte sie. Auch in dieser Hinsicht glaubten die Telekom-Mitarbeiter die Befürchtungen aber zerstreuen zu können: Ihr Unternehmen strebe nicht nur einen schnellen Ausbau an, sagten sie, sondern auch eine dauerhafte Begleitung der Kommunen für längere Zeit – und dazu gehöre auch eine gute Wiederherstellung der Straßen und Bürgersteige. Sie forderten die Gemeinde und die Bürger sogar auf, ihnen Mängel sofort zu melden, um sie schnell abstellen zu können.

Noch etwas ersparte Bürgermeisterin Greinwald den Telekom-Vertretern nicht: Hinweise auf den Ärger mit verzögertem Breitband-Ausbau in einigen Bereichen von Tutzing. In einigen als „peripher“ bezeichneten Ortsteilen wie Deixlfurt/Quellenstraße, im östlichen Teil von Obertraubing - Kustermannstraße 38-53 – sowie in Rößlberg stellt die Deutsche Telekom nämlich die dortige Bevölkerung schon seit langer Zeit auf eine harte Geduldsprobe. Im Gegensatz zu anderen Teilen von Tutzing sollen schnelle Internet-Anschlüsse in diesen Gebieten nicht vor Anfang 2024 verfügbar sein. Internet im Zentrum „wie die Feuerwehr“ Die Telekom-Mitarbeiter gaben die Probleme unumwunden zu, sagten aber, dass zwischen zwei verschiedenen Arbeitsfeldern unterschieden werden müsse: Im Fall des Breitband-Ausbaus in den betreffenden Tutzinger Ortsteilen handele es sich um einen geförderten Ausbau, beim derzeit geplanten Glasfaser-Ausbau dagegen um eine „eigenwirtschaftliche“ Maßnahme der Deutschen Telekom, also ohne staatliche Förderung. Von der naheliegenden Schlussfolgerung, dass offenbar eine Staatsförderung für jahrelange Verzögerungen sorgt, war in dieser Gemeinderatssitzung nichts zu hören.

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HelloFiber bietet heute am 03. Februar um 19.00 Uhr eine Online Infoveranstaltung zu dem geplanten Glasfaserausbau in Feldafing und Tutzing an. Details findet ihr unter:
https://www.hellofiber.de/feldafing-tutzing
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