Kolumne
5.7.2022
Von Lorenz Goslich

Erstaunliche Passivität

KOMMENTAR: Die Mehrheit der Tutzinger Bevölkerung hält sich mit öffentlicher Meinungsäußerung zurück

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HINWEIS DER REDAKTION:

Kommentare geben die Meinungen ihrer Verfasser, nicht der Redaktion von vorOrt.news wieder. Kommentare mit anderen oder ähnlichen Auffassungen, mit Entgegnungen oder Zustimmungen sind jederzeit willkommen.

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Seit etwa viereinhalb Jahren gestalten wir www.vorOrt.news als lokales Nachrichtenportal für Tutzing und seine nähere Umgebung. Das große Interesse an diesem Angebot spiegelt sich in rund 50 000 Seitenaufrufen monatlich wider. Nur eine Minderheit der Bevölkerung nutzt allerdings bisher die Chance der öffentlichen Meinungsäußerung mit Kommentierungen zu Beiträgen oder sogar eigenen Kommentaren.

Diese verbreitete Passivität ist erstaunlich. Während die Informationen in den „normalen“ Massenmedien von einigen wenigen Akteuren – meist Journalisten – zu einer großen Mehrheit laufen, erlaubt die digitale Technik heute eine sehr aktive Beteiligung vieler Menschen am Kommunikationsprozess. Bei Gründung von vorOrt.news hatten wir erwartet, dass diese im Gegensatz beispielsweise zu gedruckten Medien recht einfache Möglichkeit, sich an die lokale Bevölkerung zu wenden, weit mehr genutzt werden würde. Die Kommentarfunktion bringt eigene Ansichten, neue Blickwinkel und Entgegnungen zu anderen Auffassungen einfach und schnell an die Öffentlichkeit, so dass sich insgesamt ein breites und vielfältiges Meinungsbild ergibt – im Fall von vorOrt.news quasi erst der wahre Tutzinger Durchblick.

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Geradezu zur Schau gestellte Zurückhaltung

Wir erleben aber das gegenteilige Verhalten: eine auffallende und auf Nachfrage geradezu zur Schau gestellte Zurückhaltung. Sie zieht sich von der Kommunalpolitik über die Vereine bis zur Geschäftswelt. In persönlichen Gesprächen erhalten wir immer wieder Hinweise auf Verwunderungen oder gar Verärgerung über bestimmte Berichte – von Einheimischen, die die Dinge ganz anders beurteilen, gerade auch von der Rathausspitze und aus dem Gemeinderat, in dem kürzlich von „Irritationen“ über die Presse die Rede war. Aber unser immer und immer wieder unterstrichenes Angebot der Mitwirkung am Meinungsbildungsprozess per Beitrag oder Kommentar nehmen die betreffenden Personen vielfach schlicht nicht wahr. Sie äußern Kritik, fühlen sich vielleicht falsch verstanden, vermissen Hinweise auf ihrer Meinung nach wichtige Aspekte. An einer entsprechenden Darstellung in Veröffentlichungen arbeiten sie jedoch nicht mit.

Kommentare dürfen einseitig sein

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Der Blick aus der Vogelperspektive reicht nicht aus: Viele Tutzinger Themen werden erst wirklich klar, wenn man sie von verschiedenen Seiten beleuchtet © BG

Wir haben schon oft beispielsweise Tutzinger Kommunalpolitiker zu eigenen Beiträgen und Kommentierungen zu ermuntern versucht, aber meist abschlägige Antworten erhalten – von den selben Personen, die sonst ganz offen Unmut über manche Berichterstattung erkennen lassen.

Die Folge ist ganz einfach: Das weite Feld der Meinungsbildung wird denen überlassen, die sich aktiv an dieser Aufgabe beteiligen. Das ist aus unserer Sicht sehr schade, weil auf diese Weise leicht schiefe Bilder entstehen. Die Demokratie, die von gegensätzlichen Auffassungen geprägt wird, funktioniert umso besser, je mehr die jeweiligen Meinungen zur Geltung kommen, je mehr ganz verschiedene Gesichtspunkte in die Diskussion eingebracht werden können. Manche Menschen wundern sich über bestimmte Kommentierungen – sie würden eigentlich gern hart dagegenhalten. Aber sie tun es nicht.

Warum? Das wissen nur sie selbst. Wir hören gelegentlich von Bedenken, bestimmte Äußerungen könnten überkritische, vielleicht gar unhöfliche Gegenkommentare provozieren. Das ist tatsächlich hin und wieder ein Problem, das aber ebenso durch die Gemeinschaft gelöst werden kann: Die Regeln des Anstands sollten natürlich eingehalten werden - und wer sie verletzt, sollte umgehend zur Ordnung gerufen werden. Hier und da gibt es möglicherweise auch dezente Hinweise, dass öffentliche Äußerungen Beteiligter unerwünscht sind. Falls so etwas wirklich der Fall sein sollte, wäre eine Erinnerung angebracht, dass wir uns in einer demokratischen Gesellschaft befinden.

Recht krass ist ganz aktuell das Beispiel der Albers-Villa: Da gibt es scharfe Kritik am Kulturverein Garatshausen – aber dessen Vorstand hat eine eigene Stellungnahme auf unsere Nachfrage abgelehnt. Auch andere der Kritisierten halten sich zurück. Also bleiben die Vorwürfe unkommentiert im Raum stehen.

Widerspruch ist erwünscht

Auch wir verfolgen manche Kommentierungen durchaus mit gemischten Gefühlen. Das ging schon manchmal bis zu Überlegungen, die Kommentarfunktion komplett zu streichen. Damit würden wir aber nach unserer Überzeugung einen ersten Schritt weg von der Demokratie tun. Wir haben uns bisher immer entschieden, dieses Angebot aufrechtzuerhalten. Alle sollten ihre Ansichten äußern können, selbst wenn sie absurd erscheinen mögen. Eine Gemeinschaft, in der dies möglich ist, wird im ständigen Meinungsaustausch und in der dadurch ermöglichten Fehlerkorrektur immer für einen Ausgleich sorgen können.

Noch viel mehr: In Zeitungen, im Fernsehen oder im Radio sind Kommentare professionellen Journalisten vorbehalten – aber auf vorOrt.news ermöglichen wir gern allen die Veröffentlichung ihrer Ansichten. Das bedeutet deutlichen Pluralitätsgewinn - aber keinesfalls, dass man immer alle Auffassungen teilen muss. Die einen oder anderen Bemerkungen mögen für manche Leute schwer erträglich sein. Aber im Gegensatz zur normalen Berichterstattung, die im besten Fall objektiv sein sollte, sind Kommentare einseitig. Sie geben stets die Meinung des jeweiligen Verfassers wieder, was der Hinweis „Kommentar“ betont - übrigens auch im Fall dieses Beitrags. Widerspruch ist erwünscht und stets willkommen.

TUTZINGER DURCHBLICK:
Bitte kein weiterer Dauer-Leerstand
Frames, Narrative, planetary health
Rechts = links, links = rechts
Die Weißbier-Meditationswiese

ID: 4975
Über den Autor
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Lorenz Goslich

Wirtschafts- und Lokaljournalist, Diplom-Kaufmann, Dr. oec. publ. Schreibt für diverse Medien und liebt seinen Heimatort Tutzing.

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Kommentare

Von einer auf Vertrauen gründenden lebendigen Diskurskultur kann auf den vorOrt.news auch nach diesem Versuch nicht wirklich die Rede sein. Vielleicht sollte der Ort es mal hiermit versuchen?

https://www.dorfgespraech.net/
Zuerst einmal vielen Dank Herr Goslich, dass Sie vorort.news ins Leben gerufen haben. Ohne Frage liefern Sie damit einen riesigen Beitrag zum Informationsfluss in unserer Gemeinde.

Bei der Frage der Passivität fällt mir auf, dass vorort.news anders funktioniert als andere Medien, und eventuell erfordert das Portal damit auch andere Spielregeln.

In vorort.news gibt es klar zwei Rollen: Die Autoren der Artikel, und die Kommentatoren unter den Artikeln.

Konzentrieren wir uns zuerst auf die Autoren: Die meisten Artikel werden von Herrn Goslich selbst veröffentlicht. Als Profi legt er hier eine hohe Messlatte vor. Es gibt redaktionelle Inhalte und Kommentare. Andere Autoren könnten theoretisch beitragen, tun dies aber selten. Warum? Und wer käme als Autor in Frage? Ich denke hier an die Bürger sowie die politisch Engagierten in unserer Gemeinde. Für die politisch Engagierten scheint es nicht notwendig zu sein, Ihre Gedanken in irgendeiner Form zu teilen. Außer der Tutzinger Liste gibt es eigentlich keine politische Gruppierung die in irgendeiner Weise online Einsicht in ihre Meinung gibt. Eigene Webseiten werden prinzipiell nur vor Wahlen bedient, und dann meist mit nichtssagenden Terminankündigungen. Ich kann mir nicht erklären warum dies so ist. Eigentlich sollte doch die Reichweite von vorort.news verlockend sein. Ich weiß auch nicht, wie ich mir eigentlich ein Bild über die Gemeinderatsmitglieder für die nächste Wahl machen soll. Vermutlich muss ich auf den Wochenmarkt gehen und hoffen, dort jemanden zu treffen… Und die Bürger? Ich vermute sie sind abgeschreckt von der Qualität der bestehenden Artikel, zumindest geht es mir so, dass ich kaum in der Lage bin und auch nicht die Zeit finde Inhalte auf diesem Niveau zu produzieren.

Dann gibt es noch die Kommentatoren unter den Artikeln. In vorort.news sind diese von Anfang an nicht auf Augenhöhe mit dem Autor des Artikels. Der Autor ist Profi, oder wenn nicht Herr Goslich selbst schreibt dann jemand der versucht professionell zu sein. Typischerweise schreibt der Autor auch keine Kommentare unter seinem Artikel, der Inhalt steht für sich. Dies soll keine Kritik sein, sondern ist lediglich eine Beobachtung, wie sich vorort.news von anderen sozialen Medien unterscheidet. Auf Twitter und Co. sind alle grundsätzlich mal gleich und jeder hat die gleichen 280 Zeichen zur Verfügung. Nun entspinnen sich in den Kommentaren schnell Diskussionen, die eigentlich weit weg führen von den ursprünglichen Artikeln. Oft getrieben von Kommentatoren, die das große Ganze im Blick zu haben meinen. Das scheint mir komplett verfehlt, es führt zu ziellosen Diskussionen wo man nicht mehr weiß, worum es überhaupt geht, und der ursprüngliche Artikel keine Rolle mehr spielt. Diese Form der Diskussion passt aus meiner Sicht nicht zu diesem Portal und wie es aufbereitet ist. Da sollte man doch lieber eine These auf zum Beispiel reddit veröffentlichen, da gibt es dann wenigstens Threads und man kann die Diskussionspunkte halbwegs nachvollziehen. Ich persönlich denke, es würde uns allen gut tun, wir würden unsere Kommentare lediglich auf den jeweiligen Artikel beziehen, und gar nicht auf andere Kommentare eingehen. So würden schlicht verschiedene Meinungen im Raum stehen, inklusive dem ursprünglichen Artikel, und jeder kann diese selbst bewerten. Ein Medium zur Konsensfindung ist vorort.news sowieso nicht, da sind wir wieder bei der Passivität der schweigenden Mehrheit. Und wenn ich etwas Neues in den Raum stellen möchte, dann doch bitte als Artikel. Ich vermute das ist die ursprüngliche Idee von vorort.news: Artikel von Bürgern für Bürger, nicht Bürger die sich im Klein-Klein Ihrer Kommentare zerfleischen.

Was können wir hier also aus meinem Einschlaftext mitnehmen? Vielleicht ein paar persönlich Ideen zum Abschluss:
- Wie wäre es, Regeln explizit für Kommentare aufzustellen (die aktuellen Regeln beziehen sich auf Artikel)? Und dabei den Hinweis zu geben, dass Kommentare in erster Linie sich auf den jeweiligen Artikel beziehen sollten, und Kommentare zu Kommentaren zu vermeiden sind?
- Veröffentlichen Sie doch mal Zugriffsstatistiken für vorort.news, Herr Goslich. Vielleicht können Sie damit die politisch Engagierten unserer Gemeinde zu aktiver Beteiligung motivieren.
- Eine Umfragefunktion könnte Aufschluss über die Passivität geben, eine Antwort zu einer anonymen Blitzumfrage können Sie vielleicht auch aus passiven vorort.news Lesern herauskitzeln.
@ Herr Kerbs: So machen wir es - lassen wir dabei noch die Punkte weg, ok? Es geht uns ja nicht um den Sieg nach Punkten, sondern (kontroversen) Meinungsaustausch. Sonst wären wir nicht besser als wohl die meisten Schulsysteme - ich teile hier ihre Einschätzung also voll. Als Eltern machen wir hier unsere Hausaufgaben und steuern so gut wir können gegen.

@ Herr Hedemann: Erlauben Sie mir bitte etwas zu teilen: Wir sind aus einer "anonymen" Großstadt vor 6 Jahren nach Tutzing gekommen. Ich empfand das was sie beschreiben, "hier kennt beinahe jeder jeden", aber vom ersten Tag an als sehr wertvolle "Sozialhygiene". Wenn man den anderen kennt, benimmt man sich (im Normalfall) seinem Gegenüber respektvoller. Respekt ist m.E. die Grundlage für ein gutes menschliches Miteinander. Zahlreiche Kommunikation im Internet beweist, dass Anonymität menschliche Entgleisungen fördert. Aber ich verstehe ihre "Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste" sehr gut, da ich schnell Lehrgeld für meine Offenheit zahlen musste. Nach den ersten eingesteckten Seitenhieben habe ich mich einer Aussage von Astrid Lindgren erinnert und mir überlegt, ob ich aufgrund dieser paar negativen Erfahrungen den Rest meiner hoffentlich noch langen Zeit hier ständig (angstvoll) überlegen will, was ich öffentlich tun und sagen kann, oder ob ich hier in Freiheit leben möchte. Ich habe mich für Letzteres entschieden. Die Seitenhiebe sind sogar eine gute Erfahrung: Sie helfen besser zu kommunizieren, aber sie machen auch stark, um sich gegen unlautere Angriffe zu wehren. Ich kann also nur empfehlen dem Rat von Herrn Rekus zu folgen: Geben Sie sich künftig einen Schubs:-)

@Frau Dillmann: Das Wunder Humor! Danke, dass Sie uns daran erinnern - meinen "Trockentexten" würde er gut tun:-)

Gute Nacht Ihnen allen! Es ist so schön in Tutzing zu sein!
Herzlichen Glückwunsch zu viereinhalb Jahren VorOrtNews!
Vielen Dank dem Team für die informative Seite.

Es fehlt vielen von uns offensichtlich der Mut uns zu zeigen, unsere Meinung zu sagen und offen darüber zu sprechen wie wir uns fühlen. Um aus der Deckung zu kommen brauchen wir vor allem in der Kommentarspalte einen Austausch auf Augenhöhe. Belehrende Analysen von Defiziten in zwischenmenschlichen Bereichen führen dazu, dass sich Mitkommentatoren vorgeführt und entblösst fühlen. Vielleicht geht es nicht um Gesprächsstrategien, sondern um eine grundsätzliche Haltung. Auch wenn einige das für naiv halten mögen ist meine Überzeugung, dass Zuwendung, Achtung, Verständnis und ab und zu eine Prise Humor weltweit und auch im dörflichen Miteinander Wunder bewirken können.

Auf dass wir uns alle in Zukunft darum bemühen, mehr miteinander als übereinander zu reden und weniger mit dem Finger auf andere zu zeigen.
(Bearbeitet)
Anders als Herr Goslich wundere ich mich über diese Zurueckhaltung kein bisschen. In dem mittlerweile kleinstaedtischen Umfeld Tutzings empfiehlt es sich mE nicht, die eigene Meinung im Internet, auch noch ohne Möglichkeit der Anonymisierung, laut zu äußern. Abgesehen davon, dass, nennen wir es "der Austausch" von Meinungen, andere würden sagen, die Geschwaetzigkeit hier , keine Vorteile für die Demokratie bringt, sehe ich in den Vorortnews keine unabhängige, sondern von Werbe- etc. Einnahmen gespeiste Plattform, die ihrerseits keiner Kontrolle des Postenden unterliegt. Hier kennt beinahe jeder jeden, und was mit Whistleblowern, Überbringern schlechter Nachrichten oder Ratschkaateln in solchem Ambiente geschieht, wissen wir doch alle zur Genüge. Vorsicht ist die Mutter der Porzellan...usw., alles andere wäre naiv. Da bleibt man lieber in der Facebookblase unter sich, sorry Herr Goslich.
(Bearbeitet)
Wenn unsere Gemeinderäte, die in Tutzing aktiven Parteien und Bürgervereinigungen, sowie lokale Vereine ihre Standpunkte, Pläne, Sorgen & Wünsche, aber auch Aktivitäten & Erfolge mitteilen wollen, stehen grundsätzlich reichlich Kommunikationskanäle bereit, u.a.:
-> Diverse Printmedien, die täglich, wöchentlich oder monatlich erscheinen.
-> Die eigene Website und Newsletter.
-> Und auch diese Online-Plattform hier.

Vielleicht sind es sogar zu viele Kanäle, die man gar nicht alle aktiv bespielen oder passiv nutzen kann. So entstehen unterschiedliche Informationskreise, und keiner davon deckt alles ab. Ganz ähnlich zu den sprichwörtlichen Internetblasen: Ich nutze diese Kanäle und Familie Mustermann eben andere Kanäle. Ich weiß, was man hier liest & denkt; die Mustermanns wissen was man dort liest & denkt. Alle diese Kreise überschneiden sich bestenfalls in Teilen.

Somit erleben wir sogar hier in Tutzing, dass wir gleichzeitig sehr viel und doch zu wenig, bzw. zu oft aneinander vorbei kommunizieren.
-> Die jeweils eigenen Informationskanäle von Tutzings "Gestaltern" sind mehr oder weniger speziell, und erreichen fast immer nur den eigenen Dunstkreis; haben aber Probleme darüber hinaus zu wirken.
-> Die klassischen Printmedien erreichen teilweise komplett und kostenfrei alle Haushalte. Das ist super. Doch sie sind leider starr an ihren redaktionellen Rhythmus gebunden. Diskussionen zwischen oben & unten, zwischen links & rechts, jung & alt können hier kaum effizient und zeitnah geführt werden.
-> Bürgerversammlungen finden 1x im Jahr statt und können bei ca. 10.000 Einwohnern auch nicht allen gerecht werden.
-> Auch diese Online-Plattform hier eignet sich natürlich nur für Diejenigen, die Zugang zum Internet haben; und kann somit ebenfalls nur Ergänzung zu anderen Kanälen sein.

->> Aber dieses positive Potential nutzen wir alle in Tutzing längst noch nicht so, wie es sein könnte.
->> Die Passiven und Zurückhaltenden sollten sich selbst vielleicht mal einen Schubs geben und es doch mal (wieder) aktiv ausprobieren, wenn das Thema passt!
->> Und - das halte ich schon für wichtig - wir alle sollten bitte auch stets ein wachsames Auge auf unser eigenes Temperament haben! (Das sage ich mir selbst auch immer wieder.)

;-) Liebe & Frieden!
(Bearbeitet)
Punkt für Sie, Frau Vorlíčková, der Begriff ist abstrakt und von mir nicht gut gewählt. Und ja, Ihr Vorschlag klingt als Leitlinie sehr gut! Jetzt müssen wir hier alle im praktischen Einzelfall nur noch um die Auslegung ringen.

Wie stehen Sie zu meiner Einschätzung, dass die von Ihnen so genannte geschädigte Debattenkultur viel mit unser aller Schulerfahrung zu tun hat? Immerhin wuchsen wir und wachsen heute unsere Kinder mit einer Schule auf, in der es Demokratie nur als Thema gibt, über das man sich unterhält. Als täglich praktiziertes Erlebnis kommt sie fast nicht vor. Das halte ich für eine nicht zu unterschätzende Ursache für die weit verbreitete Demokratieskepsis in unserer Gesellschaft. Denn in der Schule müssen wir alle mindestens neun und meistens mehr Jahre unseres Lebens verbringen, wodurch sie zu einem prägenden Erlebnis wird.
(Bearbeitet)
Ok, Herr Kerbs, wollen wir den Anfang wagen? Ich persönlich kann mit „Gesprächsstrategien“ nichts anfangen. Auch ist die Passivität kein Tutzinger Problem. Wir beobachten doch überall eine geschädigte Debattenkultur, eine gesellschaftliche Polarisierung und unsere starke Emotionalisierung führt dazu, dass viele Menschen keine Gegenmeinungen mehr aushalten. Ich denke, wir haben einfach verlernt, einander ehrlich zuzuhören und miteinander sachlich zu streiten.
Also mein „Strategievorschlag“: Fangen wir doch einfach wieder an mieteinander offen zu reden, sachlich zu streiten, dabei nicht nur zu meckern sondern konstruktiv zu sein. Gilt das als „Strategie”?
(Bearbeitet)
Ich halte es für wichtig, dass hier früher oder später doch nochmal über Gesprächsstrategien gesprochen wird. Über die Frage, welche Form der Äußerung der von Dr. Goslich oben als Anliegen skizzierten Sache dient und welche ihr schadet. Sich unter lautstarker Klage einseitig als Opfer der bösen Anderen auszurufen, das ist zum Beispiel in der Paar- und Familientherapie oder in Team-Coachings eine Form der Abwehr, die von Therapeuten und Coaches entschieden unterbunden wird. Weil diese Strategie, ob nun bewusst oder unbewusst vollzogen, mit großer Effektivität jede weitere Kommunikation unterbindet, ist sie Gift für alle Lebensbereiche, in denen Austausch und Verständigung angestrebt werden.
Ja! Es geht um den Erhalt/Förderung der Demokratie (s. Dr. Goslich) und das dörfliche (menschliche) Miteinander (s. Frau Schuster). Warum dann Zurückhaltung? Angst vor verletzenden/diffamierenden Gegenmeinungen ist sicher ein Grund. Dass eine (Hass)Minderheit eine (Demokratie)Mehrheit gerade in Tutzing von ihrer öffentlichen Meinung abhalten soll, ist aber unwahrscheinlich. Denn solche Kommentare sind, jedenfalls bei vorOrt.news, die klare Ausnahme. Gewichtiger ist da nach meiner Erfahrung die Angst, es sich mit den Tutzinger Entscheidungsträgern zu verscherzen. Denn - bei all auch der guten Arbeit im Rathaus - wird in der Tutzinger Gemeinde auffallend politisch agiert. Eine öffentliche Meinung, die Verbesserungsvorschläge oder gar Kritik enthält, wird da durchaus mal mit übertriebener Härte gegen die Person "geahndet". Allein die Aussage der Presse gegenüber, man sei über die Berichtserstattung "irritiert" ist schon bezeichnend. Aber insgesamt ist es wohl eher unsere dauerhafte Überforderung (Beruf, Kinder in der Schule, Großeltern versorgen, Gesundheit, etc. ), die vielen einfach keinen Freiraum gibt. Und wenn dann wertvolle Freizeit da ist, warum Kommentare schreiben, wenn die doch eh´zu keinem gleich sichtbaren Ergebnis führen? Weil die Demokratie kein Zustand ist und aufmerksamer Pflege bedarf.
(Bearbeitet)
Sehr geehrte Frau Schuster,
Ihr Wunsch trifft bei mir immer auf eine weit offene Tür. :-))
LG, Bernhard Rekus
(Bearbeitet)
Ich zitiere Herrn Dr. Goslich aus seinem obigen Beitrag:

"Die einen oder anderen Bemerkungen mögen für manche Leute schwer erträglich sein. Aber im Gegensatz zur normalen Berichterstattung, die im besten Fall objektiv sein sollte, sind Kommentare einseitig. Sie geben stets die Meinung des jeweiligen Verfassers wieder, was der Hinweis 'Kommentar' betont [...]."
Warum ist es nicht möglich seine Meinung, egal ob ein anderer Leser meint richtig oder falsch, zu äußern? Die Vorort.News sollen mit Meinungen, Gedanken, Wünschen, Vorstellungen …. Gefüllt, belebt werden - und nicht gleich von anderen Lesern beschwichtigt oder gar angegriffen werden. Meine Herren - wir sind nicht in der großen Politik. Hier geht es um dörfliches Miteinander.
NEIN ! Gerade so versucht man wieder die Opfer von persönlichen Herabwürdigungen zu Tätern zu machen.
Die nur wegen ihres Standpunktes in der Sache persönlich und öffentlich Verunglimpften sind eben nicht selbst daran Schuld, und sie sind auch nicht die Personen, die den Gedankenaustausch um die Sache mit der Attacke auf die Persönlichkeit des Anderen vertauschen.

Was der sachlichen und erquicklichen Diskussion übrigens ebenso im Wege steht, sind Eiferer aller Couleur, die sich selbst fest im Besitz der alleinigen und vollständigen Wahrheit wähnen, und mit Sendungsbewußtsein glauben alle anders Denkenden mit dieser absoluten Wahrheit missionieren zu müssen!

Nachtrag:
Wer härter attackiert, mehr austeilt und mehr einzustecken bereit ist, liegt oft trotzdem in der Sache mehr oder weniger weit daneben.
;-)
(Bearbeitet)
Bis jetzt drehen sich alle Kommentare um persönliche Befindlichkeiten der Kommentierenden und wollen Dritte als das eigentliche Problem darstellen. Würde man diese Befindlichkeitsäußerungen und Schuldzuweisungen streichen, befände sich der Austausch über das von Herrn Dr. Goslich aufgeworfene Thema noch auf dem Stand Null. Was schade ist, denn es ist gegenwärtig ja von enormer gesellschaftlicher Wichtigkeit. Interessanterweise wurde am vergangenen Wochenende in der Evangelischen Akademie genau über diese Frage intensiv diskutiert: Wie kann man die Bürger dazu bringen, sich stärker und in konstruktiver Weise am demokratischen Prozess und Diskurs zu beteiligen? – Die Antworten und Vorschläge dazu waren keineswegs so umfassend, dass es hier nichts mehr zu sagen gäbe.
Herr Twiehaus, wenn man selbstgebastelte Pseudowahrheiten auf einer andern Plattform publik macht und widerspricht sind Sie der Erste, der zum Anwalt rennt!
(Bearbeitet)
Herrn Vahsen und Herrn Rekus kann ich nur zustimmen. Die Diskussionen werden sehr schnell persönlich und verletzend. Wenn man sich dann noch mit selbstgebastelten" Pseudowahrheiten" auseinander setzen muss, verliert man schnell die Lust.
(Bearbeitet)
Mal ganz deutlich gesagt:

Wenn man hier Beiträge schreibt und sich dann pseudo intellektuellen Höhenflügen oder akademischem Dünnschxxx von Leuten aussetzt, die meinen zu allem ihren Senf dazu geben zu müssen, aber eigentlich, außer alles zu kritsieren und besser zu wissen, wenig zu sagen haben. Dann hat man einfach keine Lust mehr hier zu schreiben.

Und ich bin da nicht der einzige, dem es so geht. Und das ist schade.
(Bearbeitet)
Vielen Dank Herr Goslich für diesen Anstoß, den ich - ohne Anspruch auf Vollständigkeit & Richtigkeit - ergänzen möchte:
Der Tyrannenmord: Wir ehren die Attentäter von 20. Juli 1944 stellvertretend für alle "Widerstandskämpfer" die LEIDER erfolglos aber dennoch unter Einsatz ihres Lebens versucht haben Adolf Hitler aufzuhalten. Und viele würden derzeit wahrscheinlich zustimmen: Wer die Gelegenheit bekommt Putin zu beseitigen, der sollte nicht zögern! - All das gilt aber nur für den großen Tyrannenmord ... bitte niemand sollte das mißverstehen um den "tyrannischen" Nachbarn in gleicher Weise beseitigen.

Ganz ähnlich schaut's beim Thema Boykott, Sanktionierung und öffentliche Verurteilung aus:
Gewiss ist es richtig, sich in der derzeitgen Situation Putins Rußland entgegen zu stellen und umfassende Sanktionen mitzutragen.
Aber ist das auch der richtige Weg um Tutzings innerörtliche Differenzen auszutragen?

Kurz:
Was im Großen seinen Sinn und seine Berechtigung hat, ist im Kleinen eben oftmals mit Kanonen auf Spatzen geschossen.
Damit meine ich beispielsweise:
-> Wenn man hier im Ort andere quasi öffentlich & namentlich/persönlich anprangert, angreift, möglichst bloßstellt oder niedermacht usw. nur weil sie in Teilen oder komplett andere Meinungen vertreten, dann ist das übers Ziel weit hinausgeschossen!
-> Aus eigener Erfahrung kann ich bestätigen, dass dies den Betroffenen wirklich unter die Haut geht. Jedes Mal fragt man sich: Muss ich mir das antun? Beobachtern bzw. Mitlesern mag das ganz ähnlich ergehen.
-> Wenn man dann keine Unterstützung bekommt, fragt man sich als halbwegs sensibler & reflektierender Mensch: Warum? Hat man diese scharfe, öffentliche Attacke gar in irgenteiner Weise verdient? Hält man zukünftig besser die Klappe?
-> Dem allseits notwendigen und gewünschten öffentlichen Diskurs ist das auf jeden Fall abträglich; letztendlich stirbt mit jeder verstummenden Stimme - mag sie Recht haben oder nicht - immer auch ein kleines Stückchen unserer so wertvollen bürgerlichen Demokratie.
(Bearbeitet)
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