Verkehr
2.4.2024
Von vorOrt.news

Der „Hochweg“ soll bald verschwinden

Bürgermeister Horn kündigt Abbau an – Diskussionen über das Gestell – Kosten angeblich 22 000 Euro

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Der "Hochweg" wird wohl demnächst wieder abgebaut werden

Die Tage des so genannten Hochwegs an der Traubinger Straße sind gezählt. Die dort stehende Gerüstbrücke soll bald wieder abgebaut werden, wie Tutzings Bürgermeister Ludwig Horn gegenüber vorOrt.news angekündigt hat. Er hat sich nach eigenen Worten dafür eingesetzt, dass die Brücke so kurz wie möglich dort bleibt. Nach den ursprünglichen Plänen sollte der Hochweg bis Ende Mai stehen bleiben.

Das etwa vier Meter hohe Gestell, das sich von der Kirchtentreppe bis hinunter zum Schuleingang erstreckt, war vor einigen Wochen als Sicherungsmaßnahme während der Abbrucharbeiten an der Mittelschule errichtet worden. Wegen des dabei eingesetzten schweren Geräts hatte die Verantwortlichen Gefahren gesehen.

In der Gemeinde hatte es zunächst offenbar viele Überlegungen zu denkbaren Varianten gegeben, bevor man sich in der Rathaus-Verwaltung zu dem Hochweg entschloss. In einer öffentlichen Gemeinderatssitzung im November vorigen Jahres wurde das Thema nur einmal besprochen, doch da schien die Entscheidung schon so gut wie festzustehen. In der betreffenden öffentlichen Sitzung war die Maßnahme nicht unumstritten. ein Beschluss wurde dann aber erst anschließend in nicht-öffentlicher Sitzung gefasst Hochweg entlang der Schule geplant

Auch zu den Kosten gab es damals in der öffentlichen Sitzung keine Angaben. Nach einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ soll das Gestell 22 000 Euro gekostet haben. Warum so etwas für viel Geld gemacht werde, fragte Dr. Ernst Lindl (CSU). Die Kinder, meinte er, könnten doch auch auf der anderen Straßenseite gehen. Man könne auch stattdessen die Straße sperren, schlugen Lindl und auch Georg Schuster (FDP) vor. „Das hat bisher nicht funktioniert“, erwiderte der Planer Klaus Zeiler. Es gebe „unbelehrbare Leute“.

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Eine ganz neue Art des Bummels durch Tutzing hat das Gerüst ermöglicht - aber viele blieben doch lieber unten
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Auch Bürgermeisterin Marlene Greinwald bekräftigte in der Sitzung: „Je später die Eltern kommen, umso undisziplinierter sind sie.“ Zeiler wurde noch deutlicher: „Wenn die Kinder mit dem Auto gebracht werden, brechen alle Dämme.“ Gerade in Eile achteten die Leute auf nichts mehr, manche führen sogar durch die Baustelle durch. „Dieses Risiko werden wir nicht eingehen“, folgerte er. Deshalb habe man sich entschlossen, einen Hochweg zu bauen. Ein Geländer werde so gesichert werden, dass Kinder nicht herumklettern könnten.

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Recht langsam und vorsichtig bewegen sich die meisten Schulkinder auf dem Gerüst - erst recht, wenn sie mühsam Roller hinauf schleppen müssen

Kürzlich kursierten Gerüchte, dass ein Kind hingefallen sei, aber darüber war nichts Konkretes zu erfahren. Auf dem Hochweg, der im Grunde ein großes Baugerüst ist, kann es jedenfalls ganz schön wacklig sein, gerade bei so starkem Wind wie in diesen Tagen. Metallplatten sind aneinander gelegt, zwischen denen auch mal Lücken klaffen. Es quietscht und ruckelt, so richtig sicher fühlt man sich oben eigentlich nicht.

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Morgens bei Schulanfang: Aus dem Treppenbereich wieder heraus zu kommen, ist gar nicht so einfach, weil dort ein Schild den Ausgang erschwert. Für zusätzliche Verunsicherung sorgt ein Hinweis auf dem Schild, der Passanten auffordert, auf die andere Straßenseite zu gehen.

Beim Schuleingang war eine nebendran stehende Tafel zudem merkwürdigerweise immer wieder so vor die Treppe gerückt, dass von oben herunter kommende Passanten nicht aus dem Gestell heraus konnten, ohne erst mal das schwere Schild zur Seite zu rücken. Weshalb, das wurde nicht so richtig klar. Es gab Vermutungen, dass da Witzbolde ihr Unwesen trieben. Auf der Tafel war auch noch ein Hinweis angebracht, dass Fußgänger auf die andere Straßenseite gehen sollten. Also ein Hochweg, der nicht benutzt werdens sollte?

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Lieber nicht dort hinauf - das scheinen sich nicht wenige Passanten gedacht zu haben

Das Gestell hat, seit es steht, für allerlei Diskussionen gesorgt – sowohl an Ort und Stelle als auch in Kommentaren auf vorOrt.news. Der Hochweg ist bei Grundschülern begehrt Dabei wurden auch die Kosten kritisch hinterfragt. Es gab sogar regelrecht Abwehrhaltungen. Nicht wenige Passanten mieden den Weg hinauf. Immer wieder wunderten sich Vorbeigehende darüber, dass das Gerüst überhaupt aufgebaut worden war. Man könne doch den Gehweg auf der anderen Straßenseite benutzen - das war eine der Bemerkungen, die man in diesen Tagen auf der Traubinger Straße am häufigsten hören konnte. Die einen machten das, die anderen gingen einfach neben dem Gerüst auf der Straße weiter.

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Das Gerüst hat viele geradezu ermuntert, die Straße als Gehweg zu benutzen. Manchmal waren dort mehr Passanten unterwegs als auf dem Gehweg auf der anderen Straßenseite. © Fotos: L.G.
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Kommentare

Eine Grundschülerin erzählte uns diese Woche, dass ihre Klasse den Hochweg nicht nutzen würde, da ihre Lehrkraft den Hochweg als zu wackelig erachte.
Was soll man dazu dann noch sagen?
Der Hochweg war sicher mit guter Intension geplant. Die Sicherheit der Jüngsten steht außer Frage. Doch etwas mehr gesunden Menschenverstand bei so mancher Planung und Umsetzung. Darf man sich das wünschen? Dann hätte man höchstwahrscheinlich eine bessere Lösung gefunden als diese kostspielige. 22.000€ für 3(?) Monate Hochweg? Dafür ließen sich sogar zwei Vollzeit-Schülerlotsen für die 100m Fußweg finden.
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