
Mit Rollern waren heute morgen zwei Kinder zur Tutzinger Grundschule unterwegs. Vor der neuen Brücke, die über dem Gehweg vor der Mittelschule an der Traubinger Straße aufgebaut worden ist, mussten sie kurz warten, denn dieser neue Hochweg war begehrt. An der Treppe hinauf zu dem langen stählernen Gerüst hatte sich ein kleiner Stau gebildet. Dann kamen die beiden mit ihren Rollern an die Reihe.
Ein wenig mühsam schleppten sie ihre Gefährte über die Stufen hinauf, schoben sie oben über das Gestell und brachten sie am anderen Ende der „Brücke“ über die dortige Treppe ähnlich beschwerlich wieder hinunter. Dort mussten sie sich wie alle, die den neuen Hochweg benutzten, durch eine kleine Öffnung zwängen, um zum Schuleingang zu gelangen. Denn den Zutritt zur Treppe versperrte auf dieser Seite ein großes Schild mit dem Hinweis, dass Fußgänger auf die andere Straßenseite gehen sollten. Dieses Schild war ein wenig von der Treppe weggerückt worden, um den Ausgang zu ermöglichen.
Durch dieses Loch schlüpften nun alle, die von oben, aus Richtung Kirchenstraße, über die Brücke kamen. Denn dort oben stand kein solches Sperrschild, so dass viele Schulkinder über den hohen Weg gingen, nicht wissend, dass auf der anderen Seite der Ausgang eigentlich abgesperrt war. Aber alle kamen gut hinüber. Viele wunderten sich darüber, dass die neue Brücke schon wieder versperrt war, und das auch nur auf einer Seite. Vielleicht hatte aber auch nur jemand aus Lust und Laune das Schild dort hingestellt.

Gisela Aigner, die wie fast an jedem Morgen seit 37 Jahren auch heute wieder oben an der Kreuzung als Schulweghelferin agierte, hat unterdessen Unterschiede in den bevorzugten Schulwegen beobachtet. Während die Grundschüler offensichtlich die neue Brücke ganz toll finden, nutzen die meisten Gymnasiasten eher den Gehweg auf der Ostseite der Traubinger Straße.
Unter den Passanten sorgt die stählerne Brücke für Gesprächsstoff. Man könne ja auch auf der anderen Straßenseite gehen, meinen manche. Einige halten die Brücke für ungewöhnlich hoch. Da werde er bestimmt nicht drüber gehen, meinte ein älterer Herr. Als es schepperte, während jemand den Hochweg benutzte, fühlte er sich bestätigt. Andere probierten die Brücke aus, waren aber ganz froh, als sie wieder unten waren. Nicht wenige gehen weder über die Brücke noch über den Hochweg, sondern auf der Straße.
Im Gemeinderat war der Hochweg umstritten, bevor seine Aufstellung beschlossen wurde. Mehrere Ratsmitglieder warnten vor den Kosten und argumentierten, man könne auch den Gehweg auf der anderen Straßenseite nutzen oder im Fall des Falles die Straße für Autos sperren. Der Planer widersprach - so etwas funktioniere nicht, viele Autofahrer missachteten die Barrieren und führen trotzdem hinein, es gebe unbelehrbare Menschen.
Ein Nebeneffekt des Hochwegs: Von oben gibt es einige neue Ausblicke auf Tutzing. Wer sie genießen will, sollte bald hinaufgehen: Allzu lange soll der neue Hochweg nicht stehen bleiben. Demnächst soll der Nordteil der Mittelschule abgebrochen werden. Das wird wohl ein paar Wochen dauern, und dann soll die Brücke möglichst schnell wieder verschwinden.
Add a comment
Comments
Auf dem ersten Bild sieht man wie ein Kind einen Roller die Treppen raufschleppt. Ist das nicht zu gefährlich? Da gehören unbedingt noch große Gefahrenschilder aufgestellt, dass Roller, Fahrräder etc. auf dem Hochweg nicht benutzt werden dürfen. Einen Abstellplatz für die Fahrzeuge vor dem Hochweg bräuchte es dann natürlich auch noch :-))
In italienischen Gemeinden stände am Anfang und Ende der Baustelle ein Blinklicht (mit leerem Akku) und gut ist es.
Hier haben sich ein paar Verwaltungsmenschen tagelang damit beschäftigt, jeden Bürger Tutzings kostet es ein paar Euro und wir wundern uns, mit was sich so im Rathaus beschäftigt wird. Schlanke, einfache Lösungen müssen her und Vertrauen in den gesunden Menschenverstand (wir müssen nicht vor allen vermeintlichen Gefahren geschützt werden).
Hauptsache Geld aus den Fenster schmeißen.