Verkehr
3.9.2019
Von vorOrt.news

Kein Halt mehr am Einkaufszentrum

Neue Buslinie 978 ersetzt das Bürgermobil nicht vollständig - Überblick über Haltestellen und Fahrplan

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Endstation: Das Bürgermobil, das über Jahre fest zu Tutzing gehörte, nach seiner letzten Fahrt

Ein wenig Wehmut war schon dabei. Als die letzte Fahrt des Tutzinger Bürgermobils am Freitagmittag vor der Ambulanten Krankenpflege in der Traubinger Straße endete, warteten schon einige der Fahrer zum Fototermin. Sie haben für den regelmäßigen Fahrdienst durch Tutzing gesorgt, den die Ambulante Krankenpflege mit der Gemeinde organisiert hat und der nun wegen der Einführung der neuen Buslinie 978 eingestellt worden ist (siehe Fahrplan und Haltestellen unten auf dieser Seite).

Rein ehrenamtlich haben zahlreiche Fahrer seit 20 Jahren ermöglicht, dass die Tutzinger erst an vier Tagen, später an drei Tagen wöchentlich kostenlos durch ihren Ort fahren konnten. Gerade viele ältere Bürger haben das genutzt - besonders auch solche, die ein wenig außerhalb wohnen, die nicht über eigene Autos verfügen und sonst schlecht zum Einkaufen, für Arztbesuche oder aus anderen Gründen ins Zentrum gelangen konnten. Die Fahrer kannten die meisten Fahrgäste, denn meist stiegen immer die selben Personen ins Bürgermobil ein. Man half sich gegenseitig, auch Umwege wurden in Kauf genommen, wenn es jemand wünschte. Mittwochs fuhr das Bürgermobil nicht nach Fahrplan, stattdessen brachte der kleine Bus etliche ältere Personen immer zum Mittagstisch. Es war halt ein sehr persönlicher Bus.

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Einen Gruß zum Abschied vom Bürgermobil gab es von einigen seiner letzten Fahrer: (von links) Edith Eckbauer, Leonhard Geißler, Christian Piekara, Eduard Strauß, Peter Liehnert, Hans-Peter Bernsdorf, Brigitte Wunn, Wolfgang Feuereisen und Willy Schütz.

Tutzing und Feldafing zahlen 60 Prozent der Kosten für den neuen Bus 978

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Der neue Bus 978 fährt auf einer Strecke nach Feldafing (oben), auf der anderen zu Siedlungen auf Tutzings Höhen wie Luswiese (links unten) © Zum Vergrößern bitte anklicken

Die beiden Gemeinden Feldafing und Tutzing steuern nach früheren Angaben für die neue Buslinie zusammen 60 Prozent der Kosten bei. Für die Gemeinde Tutzing wurde vor einiger Zeit ein jährlicher Kostenanteil von rund 112 000 Euro genannt, für die Gemeinde Feldafing ein Betrag von etwa 30 000 Euro.

Zur Finanzierung des Bürgermobils hatten demgegenüber zahlreiche Sponsoren beigetragen. Unter ihnen waren Bürger, Unternehmen und andere, darunter auch die Gemeinde Tutzing sowie einzelne Gemeinderäte (siehe weiter unten).

Der Feldafinger Gemeinderat hatte die neue Buslinie wegen der Kosten zunächst mit großer Mehrheit abgelehnt. Kreisverkehrsmanagerin Susanne Münster, die für die neue Linie geworben hatte, war damals erkennbar verärgert gewesen. Mit einem zweiten Vorstoß im Feldafinger Gemeinderat hatte sie dann doch Erfolg. Eine wesentliche Rolle spielte dabei die Anbindung der neuen Artemed-Klinik, die bald eröffnet werden soll und schon jetzt eine eigene Haltestelle hat. Tutzing, Feldafing, Shanghai

Die neue Linie 978 sorgte natürlich in diesen Tagen auch im Bürgermobil für viel Gesprächsstoff. Viele Einheimische zeigten sich erfreut über das neue Angebot, die Haltestellen bis hinaus zu den Siedlungen und die regelmäßigen, stündlichen und auf manchen Strecken sogar halbstündlichen Fahrmöglichkeiten. Aber auch viele weitere Wünsche wurden deutlich, und manche Änderung wird auch als Verschlechterung gewertet.

Weggefallene Bürgermobil-Haltestellen: Einkaufszentrum, Bareisl...

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Hans-Peter Bernsdorf saß bei der letzten Fahrt des Bürgermobils am Steuer

So liefert der neue Bus für manche Haltestellen des Bürgermobils, die besonders gefragt waren, keinen Ersatz. Das gilt zum Beispiel für das Einkaufszentrum an der Lindemannstraße: Dort hielt das Bürgermobil vormittags fünf Mal - der neue Bus fährt dort aber überhaupt nicht hin.

Oder die Siedlung Bareisl: Dort oben, am Garagenhof, warteten immer etliche Fahrgäste auf das Bürgermobil, wie Hans-Peter Bernsdorf am Steuer der letzten Fahrt erzählte. Der Bus 978 hat zwar eine Haltestelle an der Waxensteinstraße, doch der Weg dorthin, hinunter zur Zugspitzstraße, ist vom Bareisl aus gerade für ältere Leute recht weit. Stattdessen biegt der neue Bus zur Heimgartenstraße ab, die eher von Villen geprägt ist. Ob dort Bedarf für ihn sein wird, daran zweifelt Bernsdorf: Die Bewohner dieser Gegend werden seiner Meinung nach eher ein Taxi nehmen.

... Kampberg und Obertraubing

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Lilli Dengel aus Kampberg hat das Bürgermobil gern genutzt

Ortsteile wie Kampberg und Obertraubing gehören beim Bus 978 im Gegensatz zum Bürgermobil ebenfalls nicht zum Fahrplan. Das wird sich vielleicht ändern: Die Gemeinde bemüht sich um eine Erweiterung, der MVV beurteilt dies positiv. Manche Bürger würden sogar einen Extrabus für sinnvoll halten, der zum Beispiel alle zwei Stunden in bestimmte Ortsteile fährt. Doch für Lilli Dengel aus Kampberg, die oft gern mit dem Bürgermobil zum Einkaufen in die Lindemannstraße gefahren ist, liefert der 978er zunächst keinen Ersatz. Die Rentnerin, die 20 Jahre in der Spülküche der Akademie für politische Bildung gearbeitet hat, hofft nun auf Mitfahrgelegenheiten, auch den Regionalbus von RVO nach Weilheim will sie gelegentlich nehmen. Der hält auch in Kampberg - allerdings nur morgens und am frühen Nachmittag, zu den Schulzeiten.

Eine Verschlechterung bedeutet der neue Bus auch für Heinz Wagner aus Obertraubing. Er ist gern mit dem Bürgermobil hinunter nach Tutzing und später wieder heim gefahren. Eine Haltestelle Obertraubing gibt es beim Bus 978 aber nicht.

Traubinger Bürger haben das Bürgermobil ebenfalls genutzt. Sie sind aber besser dran, obwohl die neue Linie auch nicht zu ihrem Dorf fährt: Der Bus 958, der seit ein paar Jahren Tutzing mit dem Kloster Andechs verbindet, hält stündlich in Traubing.

Auf großes Interesse stießen Hinweise am ersten Tag der neuen Buslinie: Für Änderungen zeigen sich die Verantwortlichen offen. Bürger können sich mit Anregungen direkt an den MVV wenden, oder die Gemeinde kann ihn kontaktieren.

Die Fahrer des Bürgermobils

Ehrenamtlich haben Tutzinger Bürger seit 1999 das Bürgermobil gefahren, das alle Einheimischen und Gäste kostenlos benutzen konnten. Hier die Namen der Mitwirkenden, die in diesen 20 Jahren am Steuer des Kleinbusses saßen - einige von ihnen bis zum Schluss:

Christof Albrecht, Hans-Peter Bernsdorf, Anja Brandstetter, Herbert Brustmann, Edith Eckbauer, Wolfgang Feuereisen, Eva Geißler, Leonhard Geißler, Gabriele Graf-Fukas, Werner Hartleb, Josef Huber, Heinz-Günther Kiersch, Georg Kohlmann, Peter Liehnert, Horst Lorenz, Anton Müller, Gregor Müller, Christian Piekara, Peter Pryzbilla, Wolfgang Reinicke, Margit Schubert, Willy Schütz, Eduard Strauß und Brigitte Wunn.

Die Sponsoren des Bürgermobils

Zahlreiche Sponsoren haben über Jahre den Betrieb des Tutzinger Bürgermobils und dessen kostenlose Nutzung durch die Fahrgäste ermöglicht. Die Namen der Sponsoren standen auf dem Fahrzeug:

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Der neue Bus 978: Haltestellen vom Bahnhof bis zur Heimgartenstraße

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Bahnhof
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Kirchenstraße
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Rathaus
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Bergwiesenstraße
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Luswiese
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Waxensteinstraße
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Heimgartenstraße

Der neue Bus 978: Haltestellen an der Hauptstraße auf Tutzinger Gebiet

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Neustätterstraße
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Mühlfeldstraße
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Klenzestraße © Fotos: L.G.

Der neue Bus 978: Fahrplan

  Fahrplan.pdf herunterladen

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