Verkehr
12.10.2019
Von vorOrt.news

Mobilitäts-Netzwerk am Tutzinger Bahnhof

Neben Bahnen, Bussen und Taxis jetzt auch Carsharing und bald Leihräder

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Mobilitäts-Netzwerk Bahnhof: Carsharing (vorn) trifft auf Bahn, Busse Taxis und demnächst wohl auch Leihräder

Immer mehr verschiedene Mobilitäts-Angebote treffen in Tutzing zusammen. Besonders deutlich wird dies am Bahnhof. Kurz nacheinander sind dort zu Bahnen, Taxis und Bussen eine weitere Buslinie und nun auch ein Carsharing-Auto hinzugekommen. Demnächst wird an diesem Standort wahrscheinlich auch noch eine Station für Leihräder aufgebaut werden. Zudem sind weitere Carsharing-Fahrzeuge zu erwarten. Der zur Deutschen Bahn gehörende Anbieter Flinkster hat zwei solche Leihautos angekündigt.

Auch das Unternehmen Stattauto, das seit Anfang Oktober einen „Renault Clio“ am Bahnhof zur Verfügung stellt, schließt ein zweites Fahrzeug in Tutzing nicht aus, wenn der Bedarf groß genug sein sollte. Markus Lange-Stuntebeck, der Leiter des Bereichs Carsharing bei Stattauto, macht dies davon abhängig, inwieweit die Tutzinger diese Möglichkeit nun tatsächlich in Anspruch nehmen. Das Unternehmen hat in der Stadt München gute Erfahrungen mit seinem Angebot gemacht. 80 bis 90 Prozent beträgt dort die Auslastung mancher Autos, wie Lange-Stuntebeck bei der Vorstellung des Tutzinger Fahrzeugs sagte.

So hoch sind die Ziele für Tutzing erst einmal nicht gesteckt. Lange-Stuntebeck sagte zu vorOrt.news, dass für eine Umlandgemeinde rund 25 Prozent als gut gelten, was bedeutet, dass das Auto ein Viertel der gesamten Zeit unterwegs ist. Diese Marke sollte allerdings dauerhaft erreicht werden. Sechs Monate lang will Stattauto die Entwicklung in Tutzing zunächst beobachten, wie Lange-Stuntebeck sagte - vielleicht auch ein Jahr lang, falls die Nutzung in diesem Zeitraum unbefriedigend bleiben sollte. Das macht er auch von der Bereitschaft der Gemeinde Tutzing abhängig, mit werbenden Hinweisen ein wenig nachzuhelfen.

Vor der ersten Fahrt müssen Nutzer zurzeit zunächst nach München

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Stattauto-Mitarbeiter Markus Lange-Stuntebeck ist selbst gern der Carsharing unterwegs

An den ersten Tagen hat das Fahrzeug immerhin schon zwei Nutzer gefunden, obwohl auf dieses Angebot zu dieser Zeit noch gar nicht besonders auffallend aufmerksam gemacht worden war, abgesehen von einem Hinweis auf der Webseite von Stattauto. Ob es schnell mehr Nutzer werden, dürfte von der Bereitschaft der Interessenten abhängen, ein wenig Vorbereitungszeit zu investieren. Sie können sich nämlich nicht so einfach in das Auto setzen und losfahren. Erst einmal müssen sie mit Stattauto einen so genannten Teilnahmevertrag abschließen, ihren Führerschein und ihren Personalausweis vorzeigen, eine Aufnahmegebühr von 55,60 Euro sowie einen Monatsbeitrag von 7,79 Euro zahlen und eine Kaution von 500 Euro hinterlegen, die sie bei Austritt wieder zurück erhalten.

„Zur Überprüfung von Führerschein und Personalausweis kommen Sie bitte persönlich Montag bis Freitag zwischen 09:00 und 16:30 Uhr in unserer Geschäftsstelle vorbei (Mittwochs bis 19:00 Uhr)“ - so steht es auf der Webseite von Stattauto. Die Geschäftsstelle befindet sich in Obersendling, in der Aidenbachstraße 36. Mit dem Carsharing-Auto kann man nicht einfach dorthin fahren, wenn man noch nicht registriert ist. Also braucht man dafür entweder doch ein eigenes Auto oder den MVV, der einen per Bahn und dann weiter per Bus oder U-Bahn zur Aidenbachstraße bringt. Die Fahrzeit beträgt einfach etwa eine Stunde, also muss man für Hin- und Rückfahrt sowie die Anmeldung in der Geschäftsstelle etwa drei bis vier Stunden einkalkulieren. Bald soll die Registrierung auch in der Gemeinde Tutzing möglich sein, versicherte Bürgermeisterin Marlene Greinwald, als das neue Auto kürzlich vorgestellt wurde.

Wenn dann alles erledigt und registriert ist, kann man losfahren - vorausgesetzt, das gewünschte Fahrzeug steht zur Verfügung. Lange-Stuntebeck, der selbst gern Carsharing nutzt, hat erzählt, dass das in München zu bestimmten Zeiten gar nicht unbedingt so einfach ist, weil beispielsweise viele Leute die Autos schon für Urlaubs- oder Wochenendfahrten reserviert haben. Und in München stehen allein von Stattauto ein paar hundert Autos zur Verfügung - in Tutzing ist es derzeit gerade mal eins.

Zur Präsentation des neuen Autos kamen außer der Bürgermeisterin und Stattauto-Mitarbeiter Lange Stuntebeck acht Gemeinderäte eigens zum Bahnhof. Mobil waren sie alle auf unterschiedliche Weise, aber noch nicht per Carsharing. Einige fuhren mit dem Rad, andere kamen zu Fuß oder mit einem anderen Auto. Auch das Dienst-Elektroauto der Gemeinde war im Einsatz.

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Freude übers Carsharing-Auto: Marlene Greinwald und Markus Lange-Stuntebeck © L.G.

Bei Fahrtende muss das Auto wieder am Ausgangspunkt abgestellt werden

Wäre jemand mit dem Carsharing-Fahrzeug zu dem Termin erschienen, dann hätte er oder sie bereits registriert sein müssen, und für die Fahrt wären Nutzungsgebühren angefallen, nämlich 2,56 Euro je Stunde und 0,26 Euro je gefahrenen Kilometer. Vor Beendigung der Fahrt wäre noch ein Blick auf die Tankanzeige ratsam gewesen. Hätte sie weniger als halb voll angezeigt, dann wäre noch ein Abstecher zu einer Tankstellen erforderlich geworden. Dafür liegt eine Karte im Auto, die bargeldloes Tanken an vielen Tankstellen im In- und Ausland ermöglicht.

Das Auto hätte der oder die Besucher(in) des Vorstellungstermins dann gleich auf dem für Stattauto reservierten Parkplatz am Bahnhof stehen lassen können. Denn es handelt sich um ein so genanntes „stationsbasiertes“ System: Das Fahrzeug muss immer zum Ausgangspunkt zurückgebracht werden, im Gegensatz zum so genannten "Free-floating", bei dem man ein Auto innerhalb eines abgegrenzten Gebiets einfach irgendwo stehen lassen kann.

Wieder zurück nach Hause oder zum Rathaus hätte der oder die Fahrer(in) also auf andere Weise gelangen müssen. Aber dafür gibt es ja mittlerweile am Bahnhof reichhaltige Mobilitätsangebote. Die Busse fahren zwar längst nicht überall hin in Tutzing. Aber Taxis stehen nach wie vor am Bahnhof.

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