Von vorOrt.news

Tutzings Gymnasium ganz international

Neujahrsempfang belegt viele Kontakte zu jungen Menschen in anderen Ländern

Neujahrsempfang-2024-14.png
École fermée: Nicht weitersagen, scheint Fanny Tippelt zu signalisieren

Schule geschlossen: Das stand auf einem großen Schild. Aber auf französisch - „école fermée“ - und es war trotz des erheblichen Sanierungsbedarfs kein Hinweis auf aktuelle Probleme im Tutzinger Gymnasium, sondern Teil eines Sketches beim Neujahrsemfang in dessen Aula am Freitag. Traditionell ist diese Veranstaltung auch immer der deutsch-französischen Freundschaft gewidmet, die unter anderem mit regelmäßigem Schüleraustausch gepflegt wird.

Wie intensiv das geschieht, davon vermittelten Bilder an Stellwänden Eindrücke, so beispielsweise von einem Adventsbesuch von jungen Menschen aus der Kleinstadt Bouc-Bel-Air. "Noël, c'est l'amour" Das alles hat ganz offensichtlich Folgen für die Sprachkenntnisse und vielleicht auch für ein gewisses „Laissez faire“, so leicht und spielerisch brachten die jungen Leute aus der achten Klasse das lustige Stück auf Französisch.

Ganz auf die deutsch-französische Freundschaft eingestellt hatte sich auch Margit Kleber mit ihrem P-Seminar „Kulturmanagement“, dessen Mitglieder am „Flying Buffet“ getrüffelte Maronisuppe, Ziegenkäse-Dattel-Curry-Aufstrich, Cranberry-Aprikose-Chili-Aufstrich und andere selbst zubereitete feine Häppchen servierten. Die Rezepte hingen sogar auf deutsch und auf französisch aus.

Neujahrsempfang-2024-13.png
Bei ihrem lustigen Sketch bewiesen die jungen Leute aus der achten KIasse neben Sprachkenntnissen auch viel Witz und schauspielerische Begabung © L.G.
Anzeige
Banner-April24-4.png

Optimismus trotz Frustpotenzial

Neujahrsempfang-2024-10.png
Musik ist international: Stephan Beck (li.) und Thomas H. Zagel brachten den Ungarischen Tanz Nummer 6 von Brahms © L.G.

Aber das Internationale wird am Tutzinger Gymnasium noch viel mehr gepflegt. Fahnen mehrerer Länder waren in der Aula aufgehängt, die beiden Musiklehrer Stephan Beck und Thomas H. Zagel brillierten vierhändig am Flügel mit dem „Ungarischen Tanz Nr. 6“ in Des-Dur von Johannes Brahms, der dabei ungarische Volksweisen verarbeitet hat. Stolz berichtete eine Schülerin über ein ansehnliches bisheriges Ergebnis einer im Dezember 2022 mit einer Dorfschule im Norden Togos gegründeten Schulpartnerschaft. Viele Informationen gab es auch über Reisen, Teilnahme am europäischen Erasmus-Programm Tutzinger Gymnasium ganz international und Austauschprogramme mit Schulen anderer Länder wie beispielsweise Spanien.

Oberstudiendirektor Andreas Thalmaier sprach dennoch deutlich etliche aktuelle Krisen und Problemfelder an. „Ziemlich viel Frustpotenzial“ habe das Jahr 2023 gebracht. Er erwähnte den Krieg gegen die Ukraine, den mörderischen Überfall der Hamas auf Isrealis, das heißeste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, den Sieg des Rechtspopulisten Geert Wilders bei der Parlamentswahl in den Niederlanden, den Aufstieg der AfD zur größten Oppositionspartei in Bayern, die Inflation, das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Verfassungswidrigkeit des Regierungs-Nachtragshaushalts 2021, die Proteste der Bauern, den Bahn-Streik. „Das Land ist in Aufruhr“, folgerte er: „Das sind Dinge, die einen nicht kalt lassen können.“

Ob man trotzdem optimistisch bleiben könne? „Ich glaube, man muss optimistisch bleiben“, bekräftigte Thalmaier. „An den großen Rädern können wir nicht drehen“, sagte er, „aber wir können etwas tun, um unseren Optimismus wiederzugewinnen.“ Wichtige Bausteine sind dabei für ihn die Austauschprogramme mit jungen Menschen anderer Länder und die sich daraus ergebenden internationalen Kontakte. Durch solche Verbindungen seien schon Freundschaften für ein ganzes Leben entstanden.

Neujahrsempfang-2024-15.png
Das internationale Tutzinger Gymnasium: Flaggen in der Aula © L.G.

Junge Leute aus Tutzing sind in ganz Europa unterwegs

Wie das schon im Tutzinger Schulalltag wirkt, dafür lieferte dieser Neujahrsempfang eindrucksvolle Beispiele. Sichtlich begeistert erzählten Schülerinnen und Schüler, was sie gemeinsam mit den jungen Leuten aus anderen Ländern erlebt haben. Herzlich bedankte sich ein seit zwei Jahren in Tutzing lebendes Mädchen aus der Ukraine für die gute Aufnahme und Hilfsbereitschaft. Bei ihrer Ankunft habe sie nicht deutsch sprechen können - nun ist ihr Deutsch glänzend. In ganz Europa seien die jungen Leute aus dem Tutzinger Gymnasium unterwegs, sagte eine Lehrerin. Sie gab sich überzeugt: „Wir können so wirklich ein Stück zum Frieden und zur Völkerverständigung beitragen, indem wir Kontakte zwischen den Menschen herstellen.“

Neujahrsempfang-2024-12.png
Tutzing und die Welt: Rezepte deutsch und französisch, Bilder von einem Adventsbesuch aus Bouc-Bel-Air, Eindrücke vom Spanienaustausch © L.G.

"Workshops" zur Sanierung des Gymnasiums

Nicht so schnell wie erhofft geht es mit der Sanierung des Tutzinger Gymnasiums weiter, weil der Landkreis Starnberg, der dessen Trägerschaft übernommen hat, sie bis auf Weiteres verschoben hat. "Die gesamte Schulfamilie ist erschüttert" Eine „Teilsanierung“ sei aber ziemlich gut vorangekommen, sagte Thalmaier, es gebe schon kleine Verbesserungen. Und schon in zwei Wochen soll nach seinen Worten ein erster „Workshop“ stattfinden, in dem die Grundlagen der Sanierung besprochen werden sollen. Mitarbeiter des Münchner Architekturbüros bks & partner waren beim Neujahrsempfang bereits dabei.

„Kommen Sie miteinander ins Gespräch“, rief Oberstudiendirektor Thalmaier allen zu, die zum Empfang gekommen waren: „Lehrer, Elternbeirat, Vertreter der Gemeinde, Architekturbüro, Landkreis – wir alle haben das gleiche Ziel – wir wollen, dass es unserer Schule, den Kindern, den Lehrkräften und allen anderen Beteiligten gut geht - und dafür müssen wir im Gespräch bleiben.“

ID: 6487
Über den Autor

vorOrt.news

Kommentar hinzufügen

Anmelden , um einen Kommentar zu hinterlassen.
Feedback / Fehler melden