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Im Gymnasium steigt die Spannung

Wird der Landkreis Starnberg der neue Hausherr? - Schulleitung hofft auf schnelles Verhandlungsergebnis

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Eines der Probleme, aber längst nicht das einzige: Der bröckelnde Balkon der Kalle-Villa © L.G.

Jetzt steigt im Tutzinger Gymnasium die Spannung: Wird der Landkreis Starnberg wirklich der neue Hausherr? Und wenn er die Trägerschaft des Gymnasiums tatsächlich übernehmen sollte: Wie lange wird es dauern, bis das alles unter Dach und Fach ist?

Von Tutzinger Seite steht es jedenfalls fest. Der Gemeinderat hat am Dienstag den entscheidenden Beschluss gefasst: „Der Gemeinderat stimmt einer Abgabe der Trägerschaft des Gymnasiums Tutzing zu und beauftragt die Erste Bürgermeisterin, einen Antrag an den Kreistag auf Übernahme der Trägerschaft für das Gymnasium auf den Landkreis zu stellen.“ Bei einer Gegenstimme hat der Gemeinderat zugestimmt. Gymnasium: Tutzing tritt in Verhandlungen ein

Eine ansehnliche „Delegation“ aus dem Gymnasium war dazu eigens ins Rathaus gekommen. Viele im Gymnasium und seinem Umfeld - Schulleitung, Eltern, Lehrer - hoffen nun nach Angaben von Oberstudiendirektor Bruno Habersetzer, dass die Entscheidung bald in die Tat umgesetzt wird. „Wir sind einverstanden, wenn es in einem relativ absehbaren Zeitraum passiert“, sagt er. Es gibt allerdings gewisse Zweifel, dass es schnell gehen könnte. Er habe zum Beispiel keine Informationen darüber, sagt Habersetzer, wieviele ältere Verträge aufgelöst werden müssten. Die Vereinbarung, nach der der Landkreis 90 Prozent aller Baukosten abzüglich der Zuschüsse übernimmt, laufe zum Beispiel angeblich noch bis 2023.

Zurückhaltung im Landratsamt

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Mit einer Plane abgedeckt: Das Dach der Turnhalle ist undicht © L.G.

Vom Landkreis gibt es zudem bereits äußert zurückhaltende Bemerkungen zu einer Übernahme der Trägerschaft. So hat er Bedenken vorgebracht, weil er dann eine Schulabteilung aufbauen müsse. Die wäre allerdings ohnehin erforderlich, so argumentieren manche Tutzinger - wegen des neuen Gymnasiums in Herrsching, dessen Träger der Landkreis sein werde. Das sei allerdings noch gar nicht entschieden, sagt dazu eine Sprecherin des Landratsamts auf Nachfrage.

Weitere Bedenken gibt es im Landratsamt offenbar wegen der ebenfalls kommunal betriebenen Gymnasien in Starnberg und Gauting, für die dann möglicherweise ähnliche Wünsche vorgebracht werden könnten. Angesichts dieser Skepsis wirkt es interessant, dass Landrat Karl Roth nicht zur Tutzinger Gemeinderatssitzung gekommen ist. Er war nämlich gefragt worden, ob er teilnehmen wolle, sagte Bürgermeisterin Marlene Greinwald (Freie Wähler). Er habe aber erwidert, dies sei doch zunächst eine Tutzinger Angelegenheit.

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Turnhallendach undicht, Balkon bröckelt, Feinstaub im Lehrerzimmer

„Wir können uns nicht den Kopf von Herrn Roth zerbrechen“, sagte Dr. Thomas von Mitschke-Collande (CSU) zu den Bedenken des Landkreises. Auch Greinwald betonte im Gemeinderat klipp und klar, es sei Pflichtaufgabe des Landkreises, nicht einer Gemeinde, ein Gymnasium zu führen. Dr. Toni Aigner (Freie Wähler) verwies hintergründig darauf, dass sich der Landkreis als Bildungslandkreis sehe: „Wenn er sich so sieht, muss er die Aufgabe auch übernehmen.“

Doch leicht wird es nicht. „Das Verhandlungsgeschick von Frau Greinwald ist hier sehr gefragt“, sagt Habersetzer. Die sich schon sehr lange hinziehende Diskussion über dieses Thema bedeutet für alle Beteiligten im Gymnasium eine Belastungsprobe. „Wir wollen nicht noch weitere Jahre bis zur Übergabe warten", sagt der Oberstudiendirektor. Das Dach der Turnhalle sei undicht und provisorisch mit einer Plane abgedeckt, zudem gebe es massive Forderungen zur Verbesserung des Brandschutzes und zur Barrierefreiheit. In der Kalle-Villa sind schon vor Jahren Brocken vom maroden Balkon gefallen. Die großen Schulkopierer sorgen dort im Lehrerzimmer zudem für starke Feinstaubbelastung. Sie müssen dringend aus dem Lehrerzimmer entfernt werden, sagt Habersetzer.

Greinwald: Die Gemeinde wird das Grundstück bestimmt nicht aufgeben

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"Einer der schönsten Flecken": Blick vom Bleicherpark direkt neben dem Gymnasium auf See und Berge © L.G.

Die Kosten könne die Gemeinde aber nicht mehr aufbringen, erklärte die Bürgermeisterin. Für die Turnhalle, den Südbau und die Kalle-Villa sind nach ihren Angaben in den nächsten Jahren zwölf Millionen Euro fällig.

Mehr als acht Millionen Euro hat die Gemeinde nach Unterlagen, die die Gemeinderäte erhalten haben, schon in den Jahren 1984 bis 2017 für das Gymnasium ausgegeben. Trotzdem, sagte Greinwald, habe die Gemeinde das Gymnasium „nie auf den Stand bekommen, den es verdient hätte“.

Auch mit der vor drei Jahren vereinbarten Regelung, nach der der Landkreis der Gemeinde 90 Prozent der Baukosten nach Abzug der Zuschüsse erstatte, funktioniere es nicht. Die Vereinbarung sei für Tutzing nicht praktikabel, sie sei ein „bürokratisches Monster“, sagte Mitschke-Collande, der nachdrücklich für eine Trennung der Gemeinde von der Trägerschaft des Gymnasiums plädierte.

Die Bedenken wegen einer möglicherweise sehr langen Verzögerung kamen auch im Gemeinderat zur Sprache. „Wir können die Schule nicht einfach stillstehen lassen“, sagte Renate Geiger (SPD). Da gab Bürgermeisterin Greinwald aber Entwarnung: „Es gibt keinen Stillstand.“ Die Gemeinde stehe „voll und ganz zu diesem Gymnasium“. Ausdrücklich steht dies sogar im Gemeinderatsbeschluss: Die Gemeinde Tutzing bekenne sich zu ihrem Gymnasium und werde diese Schule „auch weiterhin in ihrer Aufgabenerfüllung überzeugt und engagiert unterstützen“. Insbesondere schätze und fördere die Gemeinde auch die Beiträge des Gymnasiums zum kulturellen und gesellschaftlichen Leben am Ort.

Gesprochen wird nun aber auch schon darüber, was der Beschluss langfristig für das Gymnasium bedeuten könnte. Greinwald selbst machte kein Geheimnis daraus, dass es angesichts der bevorzugten Lage „Begehrlichkeiten“ geben könne. Die Schule befinde sich „bestimmt an einem der schönsten Flecken, die man für eine Schule haben kann“. Da könne man schon auf die Idee kommen, „das wunderbare Grundstück zu verkaufen und die Schule irgendwo ins Hinterland zu setzen“. Aber da schob sie sogleich einen Riegel vor: Die Gemeinde werde das Grundstück bestimmt nicht abgeben: „Ich möchte und glaube nicht, dass die Schule wegkommt.“

Quelle Titelbild: L.G.
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