Kurz und bündig steht es auf der Tagesordnung der letzten Tutzinger Gemeinderatssitzung vor der Sommerpause am kommenden Dienstag, 29. Juli 2025: "Feuerwehrhaus Tutzing, Sanierungskonzept, Entscheidung". Doch wie brisant dieses Thema ist, lassen Ankündigungen erkennen: Zahlreiche Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr wollen zur Gemeinderatssitzung kommen. Auch etliche Mitglieder des TSV Tutzing werden voraussichtlich im Publikum sein. Denn bei der seit langer Zeit geführten Diskussion um den idealen Standort fürs Feuerwehrhaus spielt der Hartplatz oberhalb des Würmseestadions eine wichtige Rolle.
Diesen Platz will der TSV Tutzing unbedingt für den Sport erhalten und nach Möglichkeit verbessern, am liebsten durch einen Kunstrasenplatz. Aber der Hartplatz ist auch als denkbarer neuer Standort für das Feuerwehrhaus im Gespräch. Das hat kräftige Widerstände und Proteste in Sportlerkreisen ausgelöst.
Dabei plädieren auch die Verantwortlichen der Feuerwehr für eine Beibehaltung des bisherigen Feuewehrhaus-Standorts an der Oskar-Schüler-Straße und für einen Neu- oder Umbau dort, weil dies als der beste Ausgangspunkt für Rettungsmaßnahmen wegen kürzester Hilfsfristen gilt. "Seitens der Führungskräfte der Feuerwehr Tutzing wird der derzeitige Standort an der Oskar-Schüler-Straße aus einsatztaktischer Sicht ideal angesehen", betonte Feuerwehr-Kommandant Christoph Knobloch auch bei der Jahreshauptversammlung der Feuerwehr in diesem Jahr wieder. Der Einsatzschwerpunkt liege im Ortszentrum und im Tutzinger Norden. Hinzu komme, dass die meisten Einsatzkräfte im Hauptort wohnen. Im rechtskräftigen Bebauungsplan Nr. 78 „Ortszentrum Tutzing“, Teilbebauungsplan 20 „Feuerwehrhaus Tutzing“ vom 28. September 2021 ist als städtebauliches Ziel der Gemeinde sogar festgelegt, „den Belangen des Brand- und Katastrophenschutzes nachzukommen und den zentralen Standort der Feuerwehr langfristig funktionsfähig zu halten“.
Die Mitglieder der Feuerwehr und des TSV sind also in dieser Frage keineswegs Widersacher, sondern einer Meinung: Standort Oskar-Schüler-Straße weiterhin fürs Feuerwehrhaus, Hartplatz weiterhin für den Sport. Vor Jahren schien die Beibehaltung des Standorts Oskar-Schüler-Straße fürs Feuerwehrhaus sogar schon beschlossene Sache zu sein. Im Februar 2021 bestätigte eine Vertreterin des für die Gemeinde tätigen Planungsverbands Äußerer Wirtschaftsraum München im Bauausschuss des Gemeinderats: „Man ist übereingekommen, dass der Standort bleibt.“
Aber dann kam es doch wieder zu einem Hin und Her. Andere Vorschläge wurden gemacht, selbst eine Nutzung des Hartplatzes als Lager für den Bauhof der Gemeinde wurde angeregt.
Wie das Thema zu einem Tutzinger Politikum geworden ist, zeigten aufgeregte Diskussionen beispielsweise bei Veranstaltungen für das Integrierte Stadtentwicklungskonzept ISEK oder kürzlich bei einer Delegiertenversammlung des TSV. Die mit dem ISEK-Konzept betraute Planerin Martina Schneider sprach bei einer Gemeinderatssitzung offen von einem „Konflikt“.
Drei Varianten stehen zur Debatte
Am Dienstag soll es nun im Gemeinderat nach jahrelanger Diskussion zu diesem Thema zu einer Grundsatzentscheidung kommen. Die bisherige Anlage an der Oskar-Schüler-Straße gilt schon lange als nicht mehr leistungsfähig. Nach den bisher bekannten Angaben stehen drei Varianten zur Debatte:
• Variante 1 – vollständiger Neubau des Feuerwehrhauses am derzeitigen Standort Oskar-Schüler-Straße
• Variante 2 – Abriss „Altes“ Haus, Ertüchtigung „Neues“ Haus am derzeitigen Standort Oskar-Schüler-Straße
• Variante 3 – Neubau des Feuerwehrhauses am Hartplatz
Trotz der Plädoyers der Feuerwehr für einen Verbleib an der Oskar-Schüler-Straße und trotz der Appelle, den Hartplatz für den Sport zu erhalten, hat sich der Gemeinderat nach wie vor nicht festgelegt. Wie die nun angekündigte Grundsatzentscheidung im Gemeinderat ausfallen wird, ist bis zuletzt offen geblieben. In der Feuerwehr-Versammlung hat es Bürgermeister Horn zwar als „sehr gut möglich“ bezeichnet, dass das Feuerwehrhaus in der Oskar-Schüler-Straße bleiben wird. Aber für das Bauleitverfahren sei mit drei bis fünf Jahren zu rechnen. Den Zeitraum vom ersten Spatenstich bis zur Fertigstellung gab er „realistischerweise“ mit sechs bis zehn Jahren an. Und für die Bauzeit wird die Feuerwehr wohl einen Übergangs-Standort brauchen. Für diesen Zweck ist der Hartplatz, aber auch der derzeit als Lagerplatz für den Straßenbau genutzte alte Volksfestplatz an der Seestraße im Gespräch.
Vor Jahren galt die Beibehaltung des bisherigen Standorts schon als klar
Wie lange das alles dauert, bedauern viele, die sich regelmäßig mit großem Einsatz bei der Feuerwehr engagieren. Bürgermeister Horn, der selbst bei der Feuerwehr aktiv ist, hat in einem seiner Bürgermeisterbriefe kürzlich betont: „Damit unsere Feuerwehr bestmöglich arbeiten kann, braucht sie moderne Ausrüstung.“ Dabei hat er auch auf neue Anschaffungen verwiesen, so die Ersatzbeschaffung für den Kommandowagen, deren Finanzierung die Feuerwehr mit einer eigenen Spendenaktion bei der Finanzierung unterstützt. https://fftutzing.de/spendenkampagne-details
Die Suche nach einer Lösung für das Feuerwehrhaus hat sich aber zu einem Dauerbrenner über Jahre entwickelt. Die Verantwortlichen der Feuerwehr han oft beklagt, dass trotz aller möglichen vorbereitenden Maßnahmen nicht wirklich etwas vorangegangen sei,. Die Kommunale Unfallversicherung sei zu der Schlussfolgerung gelangt, dass die verbindlichen Anforderungen der gesetzlichen Unfallversicherung im bestehenden Gebäude ohne zusätzliche Maßnahmen nicht eingehalten werden könnten, sagte Kommandant Knobloch bei der Jahreshauptversammlung. Er zitierte aus dem fünf Jahre alten Feuerwehrbedarfsplan: „Das Feuerwehrhaus ist unter diesen Umständen nicht vertretbar.“ Daran habe sich leider noch nichts geändert.
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Kommentare
Ein umfangreicher Prozess, bei dem weit in die Zukunft geplant und hoffentlich richtig entschieden werden muss.
Bei Neubauten müssen viele neue Auflagen erfüllt werden, die im Bestand anders aussehen. Daher musste auch überlegt werden, wo ein Ausweichplatz sein könnte, wenn der Bestandsplatz beim neuen Raumprogramm nicht ausreicht.
Beim Hartplatz als Alternative war auch (vielen) klar, dass dann für den Sportbetrieb Ersatz geschaffen werden müsste.
Diese Erkenntnis ist aber schon eine Weile eindeutig - die Fläche in der Oskar-Schüler-Straße reicht auf jeden Fall aus!
Auch die Finanzierung ist vergleichbar zu schaffen. Alles natürlich längerfristig, den große Investitionsprojekte laufen derzeit und noch eine Weile.
Also ist für mich persönlich längst klar:
Verbleib der Feuerwehr und Modernisierung mit allem was nötig ist in der Oskar-Schüler-Straße und Erhalt des Hartplatzes für den Sportbetrieb (möglichst langfristig oder am besten dauerhaft).
Alternativnutzungen des Hartplatzes, die auch schon verschiedentlich angesprochen wurden, möge jede/r für sich behalten.
Leider wiederholt sich dieses Muster häufig: Notwendige Investitionen in die öffentliche Daseinsvorsorge dienen als Vorwand, kommunales Eigentum zu verkaufen. Dass dabei langfristig vor allem diejenigen verlieren, die auf bezahlbaren Wohnraum oder soziale Infrastruktur angewiesen sind, wird verschwiegen oder als angeblich unvermeidliches Marktgeschehen dargestellt – obwohl diese Entwicklung letztlich politisch gewollt ist.
Ich wünsche mir, dass die Bürgerinnen und Bürger in Tutzing genau hinschauen und dieses Thema nicht allein den Gemeinderäten überlassen, die oft genug den Eindruck erwecken, auch eigene Interessen zu verfolgen. Gerade bei jenen Entscheidungen, die den Zugriff auf unser gemeinsames Eigentum und die Verteilung gesellschaftlichen Reichtums betreffen, ist aktive Beteiligung unverzichtbar. Es ist daher sehr zu begrüßen, dass sich etwa der TSV und die Feuerwehr in dieser Angelegenheit so deutlich und engagiert einbringen.
1. Die Pflichtaufgabe eines angemessenen Feuerschutzes wurde von den Bundesländern auf die Kommunen "übertragen". Es ist also eine PFLICHTAUFGABE, nachzulesen z.B. im "Vollzug des Bayerischen Feuerwehrgesetzes" - Stand 2020. Dagegen ist der Bau einer Sporthalle oder der Bau eines Seniorenheimes keine Pflichtaufgabe !!! Hört sich zynisch an, ist aber so. Was macht eine Gemeinde also: sie versucht ihre Pflichtaufgaben zu erfüllen und gleichzeitig sich auch allen anderen notwendigen (manchmal auch unnötigen) Aufgaben zu widmen. Und bei diesem Versuch geht den Gemeinden die "Luft" aus und insbesondere Tutzing hängt wohl nach der fast abgeschlossenen Sanierung ihrer Straßeninfrastruktur mittlerweile am Tropf (an welchem auch immer, bestimmt nicht am Tropf des Freistaates !)
2. In Zeiten von Holz- oder Kohleöfen in den Häusern der Gemeinden war diese Pflichtaufgabe einer freiwilligen Feuerwehr auch sinnvoll, da es zu den längst vergangenen Zeiten oft zu Zimmer- oder Hausbränden kam. Oft verbunden mit dem überspringen des Feuers auf benachbarte Häuser. Daher auch der alte Wahlspruch: Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr.
3. Diese Zeiten sind seit der Verbreitung von Zentralheizungen (mit Öl- oder Gas betrieben) so gut wie vorbei.
4. Der "Vollzug des Bay. Feuerwehrgesetzes" legt auch folgendes fest: "Die Gemeinden legen bei der Feuerwehrbedarfsplanung grundsätzlich eine Ausrücke- und Anfahrtszeit der gemeindlichen Feuerwehr von höchstens achteinhalb Minuten ab dem Abschluss ihrer Alarmierung zugrunde". Und hier stoßen die Gemeinden an die Grenzen Ihrer Möglichkeiten. Wohin mit einem neuen Feuerwehrhaus wenn das alte Haus nicht mehr den Vorgaben der Verordnung entspricht ? Und hier ist Tutzing wie auch u.a. Feldafing am Rande der Machbarkeit, da achteinhalb Minuten (s.o.) eine durchaus (un)sportliche Zeitvorgabe ist und auch die neuen Fahrzeuge nicht mehr in die Einfahrtstore des alten Feuerwehrhauses passen, so wie früher die alte Tragkraftspritze.
5. Man hat aber leider auch in vielen Gemeinden versäumt, sich frühzeitig um Abhilfe zu kümmern, da ja alles bestens lief und man sich auch keine Gedanken um die vorgegebene zahlenmäßige Personalausstattung machen musste. Und wenn notwendig, hatte die jeweilige Gemeinde ja genügend eigene Grundstücke um evtl. neu zu bauen. Diese Zeiten sind vorbei.
6. Die Aufgaben der Feuerwehr haben in den letzten Jahrzehnten auch zugenommen. Die Einsätze auf der B2 bei Autounfällen überwiegen mittlerweile. Früher brauchte man zum Feuerlöschen keine "Rettungsschere", aber die ist nun Pflichtausstattung und kostet natürlich auch ein wenig mehr als ein Wasserschlauch und deren Bedienung muss auch gelernt sein - bei einer freiwilligen Feuerwehr für den Einzelnen oft eine zeitlich nicht immer hinnehmbare Belastung.
7. Daraus schließe ich auch, dass der Personalmangel bei vielen freiwilligen Feuerwehren darauf beruht, daß es manchen davon abhält sich zu engagieren, wenn irgendwo auf der langen B2 ein Unfall passiert. Respekt vor den Feuerwehrlern, die damit kein Problem haben. Aber wir müssen uns auch einmal darüber Gedanken machen, wie unsere Gesellschaft mittlerweile mit der Freiwilligkeit zu sozialem Engagement umgeht (vgl. dazu auch das Problem der Bundeswehr mit der Personalstärke).
8. "Die Gemeinden können diese Aufgabe auch in Zusammenarbeit mit anderen Gemeinden oder Zweckverbänden erfüllen oder die Aufgabe auf diese übertragen." Dies besagt die Verordnung des Feuerwehrgesetzes. Wäre eigentlich sinnvoll und passierte auch in einigen Bereichen. Aber leider scheitert diese Möglichkeit der Einsparung von Geldern und Personal an den zeitlichen Vorgaben für die Ausrückzeiten und leider auch oft an der noch verbreiteten Einstellung mancher Gemeinde, "ihre" Feuerwehr nicht zu verlieren. Möge man dieses Traditionsverständnis verstehen.
Sorry, viel Stoff zu dem Thema, aber es wird immer aktueller werden. Aufrichtiger Dank an die Freiwillige Feuerwehr - wo auch immer !!!