Von Manuel Lorenz

Ein Ort im Dornröschenschlaf

Plädoyer für eine Wiederbelebung von Beringerheim und Waldhort

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Ein altes Schild am Beginn des Beringerwegs weist noch immer den Weg zu Beringerheim.

Obwohl es direkt oberhalb des Bahnhofs liegt, kennen viele Tutzingerinnen und Tutzinger das Beringerheim und den umliegenden Park nicht – wenn überhaupt, dann durch das verbeulte Schild an der Bahnunterführung. Kein Wunder: Über Jahre hinweg war dort eine Außenstelle des Bundesnachrichtendienstes untergebracht, die vielleicht bewusst im Verborgenen blieb.

2017 erhielt der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) das weitläufige Areal samt Beringervilla vom Bayrischen Verkehrsbeamtenverein – zweckgebunden für gemeinnützige Nutzungen. Die Ankündigungen damals klangen vielversprechend: Ein Inklusionsbetrieb mit Tagungsheim sollten entstehen. Doch diese Pläne wurden bald aufgegeben. Stattdessen wurde die Villa übergangsweise an das Landratsamt zur Unterbringung von Geflüchteten vermietet.

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Beringerheim: Die großzügige Villa mit Blick über den See steht seit langem leer.

Immerhin eröffnete 2021 im idyllischen Park des Geländes ein Waldhort. Bereits beim ersten Besuch verliebte ich mich in diesen einzigartigen Ort am Waldrand – ein Rückzugsraum in der Natur, den man sich für jedes Kind wünscht. Leider blieb das Glück nur von kurzer Dauer.

Schon im zweiten Jahr traten erste Probleme auf: Personalmangel, reduzierte Betreuungszeiten und Führungswechsel beim ASB setzten dem Betrieb zu. Schließlich kam die überraschende Nachricht: Der Waldhort würde bereits zum nächsten Schuljahr schließen. Eltern, Gemeinde und Unterstützer suchten gemeinsam nach Lösungen – vergeblich. Letztlich scheiterte es wohl vor allem am Geld. Der ASB zog einen Schlussstrich.

Dabei war das Projekt nicht nur ideell wertvoll, sondern auch mit erheblichen Investitionen verbunden: Zwei nagelneue Bauwägen im Wert von jeweils rund 80.000 Euro standen im Zentrum des Konzepts. Der zweite Wagen wurde zur Hälfte aus dem Gemeindebudget gefördert und von Eltern und Großeltern sammelte der ASB private Spenden für die Beschaffung.

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Die Bauwägen stehen zwei Jahre nach Schließung des Waldhorts immer noch auf dem Gelände und wachsen immer mehr zu

Was aus den Wägen werden sollte, blieb unklar. Ideen gab es viele: eine Elterninitiative, Nutzung durch andere Horte, Ferienprogramme. Doch nichts davon wurde realisiert. Umso überraschter war ich, als ich kürzlich bei einem Spaziergang an dem versteckten Ort oberhalb des Bahnhofs vorbeikam – und alles noch so dalag wie am letzten Betriebstag. Die Villa und die Bauwägen ungenutzt, die Kiste mit Fundsachen noch an Ort und Stelle, der Sitzkreis um die Feuerstelle unberührt. Als sei alles in einen Dornröschenschlaf gefallen.

Natürlich steht es dem ASB frei, über sein Eigentum zu verfügen. Doch angesichts der öffentlichen Förderung und des gemeinnützigen Auftrags sind die Fragen legitim: Warum stehen die Wägen hier seit zwei Jahren ungenutzt? Und was ist eigentlich aus dem Projekt für das gesamte Areal geworden?
Die Informationslage ist dürftig. Die letzte auffindbare Online-Meldung stammt von Oktober 2023 und berichtet lediglich, dass die Geflüchteten zwischenzeitlich wieder ausziehen mussten.

Die Villa selbst ist sanierungsbedürftig, das ist offensichtlich. Dennoch hat der ASB das Areal 2017 übernommen – mit dem Ziel einer gemeinnützigen Nutzung. Der entsprechende Hinweis ist bis heute auf einer Steintafel am Eingang des Anwesens zu lesen. Doch was dort aktuell passiert und geplant ist, bleibt unklar. Öffentlich bekannt gemachte Pläne fehlen.

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Am Eingang des Areals erinnert eine Steintafel an die Überlassung an den ASB für gemeinnützige Zwecke.

Ein Verkauf des Grundstücks, das sechs Hektar umfasst und über Seeblick verfügt, wäre auf dem freien Markt sicher lukrativ. Doch das Gelände wurde damals mit gemeinnütziger Zweckbindung überlassen.

Natürlich wäre eine Wiederbelebung der Bauwägen und des Waldhorts weiterhin für viele Eltern und Kinder ein riesiger Gewinn. Noch wertvoller aber wäre eine sinnvolle Nutzung des gesamten Geländes und der Villa im Sinne der Tutzinger Bürgerinnen und Bürger. Der ISEK-Prozess zeigt eindrücklich, wie knapp die Flächen in Tutzing sind. Überlegungen, einen Fußballplatz für ein Feuerwehrhaus zu opfern, belegen die Dringlichkeit.

Auch wenn das Gelände dem ASB gehört, sollte die Gemeinde nichts unversucht lassen, um es im Sinne des ursprünglichen Ziels – einer echten, gelebten Gemeinnützigkeit und öffentlichen Zugänglichkeit – wiederzubeleben.

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Kommentare

Laut Aussage der Gemeinde wurden deren Investitionen in den Waldhort mit dem ASB bereits rückabgewickelt. Welche Pläne es für die Wägen oder das restliche Areal gibt konnte ich leider nicht herausfinden.
Sollte nicht die Gemeinde ein Interesse haben, die 40000 Euro wiederzubekommen? Und dass durch Verrotten der Wert nicht noch mehr sinkt?? Geld, dass wunderbar in Spielplatzsanierung/Jugendprojekte umgewidmet werden könnte…
(Bearbeitet)
Ich hatte letzten September Kontakt mit der zuständigen Mitarbeiterin des ASB. Da die Hortplätze an der Grundschule Anfang des laufenden Schuljahrs nicht für alle angemeldeten Kinder ausreichten, waren wir in Gesprächen mit der Gemeinde zur Gründung einer neuen Elterninitiative. In Rahmen dessen hätten wir gerne die ja voll ausgestatteten Bauwagen des ehemaligen Waldhortes genutzt, am jetzigen Ort oder auch auf einem neuen Grundstück. Der ASB zeigte daran keinerlei Interesse, weder an einer Anmietung der Bauwagen durch einen neuen Träger noch an einem Verkauf derselben. Sehr schade zu sehen, dass die Bauwagen nun immer noch an Ort und Stelle stehen und langsam verfallen. Auch der Mangel an Konzepten für die Nutzung des Beringergeländes seitens des ASB ist tragisch, wo doch Flächen und Räume so rare Güter sind in unserem Landkreis.