Gemeindeleben
14.9.2020
Von vorOrt.news

Große Pläne fürs Beringerheim

Tagungsbetrieb mit Übernachtungen, Tagespflege und Kinderhort im Wald vorgesehen

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Prächtig gelegen: Für das Beringerheim gibt es weitreichende Pläne © L.G.

Hoch oben am Hang über den Bahngleisen erhebt sich in Tutzing das „Beringerheim“. Für die prächtige dreigeschossige Villa mit Walmdächern, Erkertürmen und Stehgauben, Baujahr 1912, gibt es große Pläne. Zu diesem Zweck haben sich der Arbeiter-Samariter-Bund und die Montessori-Schule Biberkor aus Berg am Ostufer zusammengetan.

Der Arbeiter-Samariter-Bund hat das Gebäude vor etwa zwei Jahren vom Bayerischen Verkehrsbeamten-Verein erworben. Mieter in dem Anwesen war über lange der Bundesnachrichtendienst (BND), was in Tutzing so ziemlich jeder weiß, obwohl darüber stets der Mantel des Schweigens gebreitet wurde. Noch weitere Anlagen des Geheimdienstes gab es in Tutzing, so die Alpina GmbH, eine Fälschungswerkstatt, und eine gegen die DDR gerichtete Station, die als „Südlabor“ getarnt war. Heute befindet sich dort die Kinderbetreuungseinrichtung Rotkreuzalm.

Das alles ist lange vorbei. Die neuen Pläne für das Beringerheim gehen in eine ganz andere Richtung: Dort soll ein so genannter Inklusionsbetrieb entstehen, in dem gerade auch Menschen mit Behinderungen wertschätzend behandelt werden sollen, sagte Monika Mayer, Projektleiterin beim Arbeiter-Samariter-Bund im Gemeinderat. Die gesetzliche Grundlage dafür liefert das Sozialgesetzbuch IX im Paragrafen 215. „Der Arbeiter-Samariter-Bund hat uns angesprochen, um das Beringerheim neu zu beleben“, sagte Christoph Borchardt, Geschäftsführer der Montessori-Schule Biberkor. Er hat nicht lange gezögert: Das Beringerheim mit seiner prächtigen Lage, der guten Verkehrsanbindung und Blick auf die Berge ist für ihn ein "Sahnestück".

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Ein "Sahnestück" ist das Beringerheim für Montessori-Geschäftsführer Borchardt © L.G.

Für das Hauptgebäude selbst ist ein Tagungs- und Übernachtungsbetrieb mit 35 bis 40 Plätzen vorgesehen. Eine Gastronomie soll dieses Angebot ergänzen. Aber das ist nur eines von mehreren geplanten Projekten in dieser Konzeption. Am Fuß des Beringerparks soll eine Tagespflege für etwa 24 Personen auf rund 400 Quadratmetern Fläche neu errichtet werden. Ein bestehendes Nebengebäude im nördlichen Bereich soll zu einem multifunktionalen Ausbildungsraum mit Toilettenanlage umgebaut werden. Und im Wald nebenan soll ein Kinderhort aufgebaut werden - für zunächst 25 Kinder, auf Dauer aber wohl deutlich mehr.

Ganz neue Perspektiven sind mit diesem Konzept offenbar für viele Tutzinger Einrichtungen, Vereine, Veranstalter kultureller Aktivitäten und generell für alle Bürger verbunden: Die Angebote sollen ihnen allen zur Verfügung stehen – und darüber hinaus auch externen Partnern, wie Monika Mayer ankündigte: „Wir wollen den Park für Menschen aus Tutzing und für andere öffnen.“

Nebenan hat ein Kreis privater Gesellschafter vor fünf Jahren ein anderes Projekt realisiert, das seinerseits viel Aufsehen erregt hat: Die Initiatoren haben im Beringerpark ein Hospiz eingerichtet, für das sie in der hiesigen Region großen Bedarf sahen. Doch weil es angeblich keinen Bedarf für zusätzliche Hospizbetten gab, hat die Arbeitsgemeinschaft der Krankenkassenverbände damals einen Versorgungsvertrag für das Tutzinger Haus abgelehnt. Ein bestehendes Hospiz in Polling (Landkreis Weilheim-Schongau) wurde als ausreichend betrachtet. Deshalb musste das Tutzinger Hospiz schon nach wenigen Monaten wieder geschlossen werden. Kurz darauf ist das Münchner Unternehmen Fero Medik mit einem Intensivpflegedienst in das Gebäude eingezogen. Die Gesellschafter, unter ihnen der bekannte Tutzinger Arzt Dr. Egon Gniwotta, zeigen sich bis heute schwer enttäuscht darüber, dass ihnen die Realisation ihres Hospizes trotz ihres großen, privat finanzierten Engagements verwehrt worden ist. Für sie war das alles „von parteipolitischen Vernetzungen begleitet.“

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Kommentare

Der Artikel über das Beringerheim, liest sich alles ganz toll! Was mich daran interessiert ist: Es soll dort einen Kinderhort für 25 Kinder geben? Zuerst, dass ist nur eine Vermutung, wahrscheinlich unbezahlbar, wie so vieles hier in Tutzing und zweitens: Es soll "angeblich" den Platz für den Kinderhort in der Greinwaldstraße ersetzen ??? In der Greinwaldstraße sind es jetzt 76 Kinder, (es waren 82, wegen der Pandemie etwas weniger)! Diese Kinder gehen fast alle, d. h. es kommen ein paar Kinder von der Traubinger Grundschule, hier in die Grund- und Mittelschule! Es sind Kinder, deren Eltern arbeiten "müssen"! Diese Kinder brauchen nur von der Schule über den Pausenhof gehen, da es innerhalb des Schulgeländes ist, können sie das alleine machen, es wartet dort bereits ihr Mittagessen, dann evtl. eine Ruhepause, dann werden Hausaufgaben gemacht, alles unter liebevoller Betreuung der qualifizierten Betreuer/innen, von wo sie dann von Mama oder Papa abgeholt werden. Das kann manchesmal auch etwas später werden! Es sind da auch Kinder dabei, die zwischendrin Musikunterricht haben, das geht einwandfrei und ohne Umstände, denn sie brauchen auch wieder "nur" über den Pausenhof gehen und wieder zurück! Sie gehen gerne dorthin. Während der Schulferien geht die Betreuung selbstverständlich weiter. Es fängt mit Frühstück an, Mittagessen, ein gesundes zwischen durch, auch die Bildung geht weiter, es wird gelesen, geschrieben, gemalt, geruht in den wunderbaren Kuschelecken! Auch ganz tolle Ausflüge gibt es, immer zugeschnitten auf das Alter der Kinder! Die Liste der liebevollen Betreuung ist endlos! Woher ich das weiß? Ich war dort die "ehrenamtliche Märchenomi", die den kleinen Kindern hin und wieder Märchen vorgelesen hatte und sie haben schon auf mich gewartet und sich gefreut! Der wichtigste Punkt wäre da noch: Wie würden die Kinder zum Beringerheim kommen, zum Musikunterricht gehen und wieder zurück und wo würden dann die restlichen 50 Kinder hingehen ??? Auch für die Eltern ist mit Sicherheit der Weg viel zu weit und mein Gefühl sagt mir, der Ort / die Stätte / das Haus ist nicht passend dafür! Und - das sollte anstelle des wunderbaren zentralen Horts hier in der Greinwaldstraße sein, wenn die Schule renoviert wird! Würde es zeitmäßg passen und dann "nur für eine handvoll" Kinder? Die Eltern, die sich das Beringerheim "wahrscheinlich" leisten können, sind weitaus weniger wie laufend angenommen! Die Eltern die "dringend" einen liebevollen Hortplatz brauchen, können sich mit Sicherheit nicht Beringerpreise leisten, denn sie "müssen arbeiten" um ihren Lebensunterhalt zu verdienen! Das ganze ist meiner Meinung nach wenig durchdacht und wie ich höre, drängt die Zeit und es gibt keine Lösung, auf jeden Fall keine gute und zufriedenstellende Lösung für die Kinder und deren Eltern. Und - was ist mit den Erzieher/innen? Das sind alle wunderbare qualifizierte Menschen, stehen die dann auf einmal auf der Straße, wie auch die Eltern mit deren Kinder?
Eva-Maria Lidl
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