Ein Tutzinger Krimi beschäftigt die Leseratten. Seit das Buch mit dem Titel "15 Tage" auf dem Markt ist, sorgt es für Gesprächsstoff. Bei einer Lesung wurden die Autoren regelrecht mit Fragen bombardiert.
Spannend nämlich ist nicht nur die Geschichte, die sie erzählen, sondern auch, was sie selbst beim Schreiben erlebt haben.
Dreh- und Angelpunkt ist eine erfahrene Schriftstellerin und Journalistin: Rosemarie Benke-Bursian. Die promovierte Biologin hat den Krimi gemeinsam mit zwei Nachwuchsautoren verfasst: der 20-jährigen Veronika Otto und dem 18-jährigen Jonas Höbenreich.
Handlungsorte: Mozartstraße, Nordbad und Co.
Tutzing ist der Ort des Geschehens, auch die Umgebung wird einbezogen. Bei der Lesung tauchten die drei Autoren die Buchhandlung Held komplett in Lokalkolorit, als sie Kostproben aus ihrem Werk szenisch mit verteilten Rollen vortrugen. Da stürmt Frau Förster ins Starnberger Polizeirevier, um aufgeregt zu verkünden, dass ihr Sohn Leo verschwunden sei. Da ist die Rede vom Tutzinger Krankenhaus und von der Brunnangerhalle in Starnberg. Die Mozartstraße in Tutzing kommt vor, das Seerestaurant Nordbad, das Bergpanorama mit der Zugspitze, dem Wettersteingebirge, dem Karwendelgebirge und dem Hochmiesing, der als der letzte Berg beschrieben wird, „der gerade noch über die Bäume spitzt“.
Viel Interesse an dem eigenwilligen Autorenteam
Die Besucher der Lesung zeigten sich hochinteressiert an diesem eigenwilligen Autorenteam. Gut drei Jahre haben die drei an dem Krimi geschrieben, wie sie erzählten. Dann habe es noch ein weiteres Jahr gedauert, bis der Verlag das Buch nun veröffentlicht hat.
Benke-Bursian hatte zunächst an ein Gemeinschaftsprojekt innerhalb einer „Schreibwerkstatt“ gedacht, mit der sie regelmäßig Kurse für Schreibwillige veranstaltet. Damals fand das noch unter dem Dach des Tutzinger Vereins „Kinderkultur“ statt. Dann stellte sich aber schnell heraus, dass es ein größeres Werk werden würde.
Beschäftigt hat das Trio zunächst schon eine zentrale Frage: „Wie gehe ich einen Krimi an?“ Benke-Bursian ist überzeugt davon, dass es in so einem Fall nur eine richtige Vorgehensweise gibt: „Die Geschichte davor muss man sich zuerst überlegen.“ Denn wenn die Ermittler ins Spiel kommen, ist ja schon alles geschehen. Das habe viel Zeit in Anspruch genommen.
Heiße Diskussionen über die treffendsten Ausdrücke
Ob sie abwechselnd geschrieben hätten, wollte jemand wissen. Bei der ersten Variante habe man so angefangen, sagte Jonas Höbenreich, der Jüngste im Team. Dann aber sei man doch zu einer anderen Methode übergegangen. Eine der Erklärungen: „Wenn man über jede Seite streitet, dauert es sehr lange.“ Sie habe zunächst gedacht, dass jeder ein Kapitel schreiben werde, sagte Rosemarie Benke-Bursian. Das sei eigentlich nicht schlecht gelaufen, aber letztlich sei es doch zu langsam gegangen. Die beiden jungen Leute waren schließlich zu Beginn der Arbeit erst 14 und 16 Jahre alt, und sie sind noch zur Schule gegangen. Benke-Bursian freut sich sichtlich darüber, dass sie trotz immer neuer Interessen, die im Lauf der Zeit dazu kamen, dabei geblieben sind: „Das war schon eine tolle Sache.“
Aber leicht gewesen sei es trotzdem nicht. So hat die erfahrene Autorin schließlich weite Teile des Textes selbst geschrieben. Darüber wurde dann im Team gesprochen – und zeitweise ging es durchaus „heiß her“, wie sie offen erzählte. Immer wieder sind sich die drei zum Beispiel nicht über die treffendsten Ausdrücke einig gewesen. Eine Formulierung von Goethe stand plötzlich im Text, die Jonas nicht gefiel. Dann passte ihm das Wort „verunfallt“ überhaupt nicht. „Man kann sagen: Ich habe einen Unfall“, sagte er bei der Lesung, „oder: Ich werde in einen Unfall verwickelt.“ Veronika ist bei solchen Debatten eher ruhig geblieben. „Ich habe mir das alles stillschweigend angehört“, erzählte sie, und dann am Schluss gesagt: Ja oder nein.“
"Der Krimi ist mit den Jugendlichen erwachsen geworden"
Ob die Personen in dem Krimi so etwas wie Eigenleben entwickelt haben, wurde in der Lesung gefragt. „Man merkt, dass manche Dinge nicht funktionieren“, bestätigte Benke-Bursian. Heute sieht sie es so: „Der Krimi ist mit den Jugendlichen erwachsen und aufwändiger geworden.“ Und auch immer länger. 200 Seiten sollten es zunächst sein, abgegeben wurden 480 Seiten, im Druck sind es nun 550 Seiten.
„Habt Ihr Blut geleckt?“ Das wollte jemand in der Lesung wissen. Jonas antwortete sehr ehrlich: „Ich würde es nicht mehr machen, weil es ziemlich viel Zeit in Anspruch nimmt.“ Drei Jahre seien eine ziemlich lange Zeit - und er selbst habe „einen ziemlich eigenen Kopf“. Auch Veronika glaubt nicht, dass die selben Autoren zu dritt noch einmal etwas schreiben werden. „Es ist ja nicht wirklich mein eigener Stil“, sagte sie. Eher würde sie vielleicht ein eigenes Buch schreiben. „So ein großes Projekt würde ich nicht mehr machen“, sagte auch Benke-Bursian: „Das war schon sehr zeitaufwändig – und es war nicht immer einfach, alle so lange bei der Stange zu halten.“
Aber für alle war es eine interessante Zeit, und sie sind mit Recht stolz auf das Ergebnis. Wichtig sei es jetzt, sagte Benke-Bursian, „dass die beiden jungen Leute ihren eigenen Weg gehen“. Von ihren Talenten schwärmt sie nach wie vor: „Sonst hätte ich es nicht gemacht.“
Das Buch "15 Tage" wurde im Verlag "Smart & Nett" veröffentlich. Der Preis beträgt 22,90 Euro
Beim Literatur-Radio Bayern kann man die Lesung hören:
https://fda-bayern.org/literatur-radio/fda-friends-15-tage-eine-szenische-lesung-der-autoren
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