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Glasfaser: „Nicht unter Druck setzen lassen“

Verbraucherzentrale warnt vor „aggressivem Vertrieb“ - Zwei Unternehmen wollen Ausbau in Tutzing

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Bis in die Tutzinger Häuser hinein sollen die Glasfaser-Anschlüsse verlegt werden. "Fiber-to-the-home" wird das genannt, kurz "FTTH". © L.G.

Liberty Networks Germany? Oder doch lieber Deutsche Telekom? Oder ein ganz anderer Anbieter? Wie sich zumindest zwei Unternehmen zurzeit um den Glasfaser-Ausbau in Tutzing förmlich zu reißen scheinen, ist unübersehbar. Ein Vertreter von Liberty Networks hat im Gemeinderat auch schon eine so genannte Vorvermarktung angekündigt. Das bedeutet: Die Einheimischen sollen schon im Vorfeld Anschlüssen bis in ihre Häuser zustimmen. Auf Infozetteln, die derzeit in den hiesigen Briefkästen landen, ist von kostenlosen Hausanschlüssen die Rede, bei drei Infoabenden soll es konkrete Angaben geben. Wie es die Deutsche Telekom halten wird, dazu sind wohl heute Abend im Gemeinderat bei einer Präsentation nähere Aufschlüsse zu erwarten. Aber ist es sinnvoll, gleich etwas zu unterschreiben?

Recht interessant ist vor diesem Hintergrund eine Pressemitteilung der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz vom 23. Juni 2021, die wir entdeckt haben. Titel: „Aggressiver Vertrieb beim Glasfaserausbau“. Immer mehr Verbraucherinnen und Verbraucher meldeten sich, die „mit teilweise sehr aggressiven Vertriebsmethoden an der Haustür zum Abschluss eines Glasfaservertrages gedrängt“ würden, berichten die Verbraucherschützer. Oft werde der Vertrag zum Bau des Glasfaseranschlusses auch mit einem Nutzungsvertrag verbunden.

Empfehlung: Erst einmal in Ruhe die Vertragsbedingungen prüfen

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Die Qualität der Straßenbauarbeiten nach dem Glasfaser-Ausbau wird in einer Vereinbarung des Unternehmens "Deutsche Glasfaser" und des Bayerischen Gemeindetags besonders hervorgehoben © Deutsche Glasfaser / Marie Monecke

Der Rat der Verbraucherzentrale: „Verbraucher sollten sich nicht unter Druck setzen lassen, sondern in Ruhe entscheiden.“ Michael Gundall, Telekommunikations-Experte der Verbraucherzentrale, bezeichnet die Verlegung eines Glasfaseranschlusses ins Haus oder in die Wohnung generell als „eine sehr gute und vor allem sehr zukunftssichere Sache“, fügt aber ausdrücklich hinzu: „Allerdings sollten sich Verbraucher nicht vorschnell an der Tür zu einem Abschluss drängen lassen.“ Hintergrund sei, dass Vertriebsmitarbeiter meist Provisionen für abgeschlossene Verträge erhielten. „Sie versuchen daher, von Haustür zu Haustür oder auch über das Telefon Verträge zu verkaufen.“ Vor der Unterschrift eines solchen Vertrages sollten Verbraucher in Ruhe die Vertragsbedingungen prüfen können, so Gundall. Das gelte insbesondere dann, wenn mit dem Bau des Glasfaseranschlusses auch gleichzeitig ein Versorgungsvertrag mit einem bestimmten Tarif abgeschlossen werden soll.

„Für den durchschnittlichen Verbraucher ist eine Bandbreite zwischen 100-300 Mbit/s heutzutage vollkommen ausreichend und selbst für eine Großfamilie reichen 400-500 Mbit/s vollkommen aus“, so Gundall. Natürlich seien bei Glasfaseranschlüssen auch höhere Geschwindigkeiten möglich. Meist würden bis zu 1000 Mbit/s vermarktet. Bei der Auswahl eines Tarifs werde sehr oft damit geworben, dass man mehr Bandbreite zum gleichen Preis ausprobieren und später einfach auf einen „günstigeren“ Tarif wechseln könne. Allerdings bestehe die Möglichkeit des Tarifwechsels nur im zwölften Vertragsmonat. „Die Anbieter setzen meist darauf, dass Nutzer den Wechsel vergessen“, so Gundall. Wer den Zeitpunkt verpasse, tappe meist in eine Kostenfalle, weil Verbraucher dann für Tarife mit sehr hoher Bandbreite zahlten, die sie gar nicht benötigten. Auch bei Zusatzoptionen wie Routermiete oder Sicherheitspaketen sollte genau aufgepasst werden, ob diese überhaupt notwendig sind, rät Gundall. Daher sollten sich Verbraucher vor dem Vertragsschluss die Konditionen genau durchlesen und in Ruhe entscheiden.

Was beim Glasfaser-Ausbau alles zu beachten ist, belegen viele Diskussionen und auch Vereinbarungen zwischen öffentlichen Stellen und Anbietern. Beispielhaft dafür kann eine Vereinbarung zwischen dem Unternehmen "Deutsche Glasfaser" und dem Bayerischen Gemeindetag stehen. Darin wird auch besonders die Qualität der Straßenbauarbeiten betont. Deutsche Glasfaser und der Bayerische Gemeindetag vereinbaren Standards für einen reibungslosen Glasfaserausbau in Bayern

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