Von vorOrt.news

Ein Hotel und viel Promenade

Gutachter sehen im neuen Seehof-Konzept keine Probleme mit Abstandsflächen und Lärm

Ein Hotel wollten die einen, einen Park die anderen: Zwischen diesen Polen schwankt die Diskussion über das Tutzinger Seehof-Areal hin und her, seit der Hotelbetrieb dort Ende der 1980er Jahre beendet worden ist, wenn man die Wünsche für eine Wohnbebauung, die zwischendurch als Nonplusultra galt, mal außer acht lässt. Vor diesem Hintergrund wirkt die aktuell zur Debatte stehende Planungskonzeption wie eine Patentlösung: Eine Hotelanlage soll entstehen - aber gleichzeitig soll viel Platz bleiben für öffentliche Nutzungen, einen breiten Fußgängerbereich mit einer Promenade und einem Platz. Auch in den Erdgeschossen von vier vorgesehenen Hotelgebäuden soll die Bevölkerung reichhaltige Angebote bekommen, mit Läden, Cafés, Bistros. Und im Untergeschoss soll ein Wellness-Bereich ebenfalls allen Bürgern zur Verfügung stehen, nicht nur den Hotelgästen.

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Ein Gebäudequartett und trotzdem viel öffentlicher Platz: Die aktuelle Planungskonzeption für das Seehof-Grundstück © Planungsverband äußerer Wirtschaftsraum München
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Gutachter sehen keine negativen Auswirkungen für die Nachbarbebauung

In den vier geplanten dreigeschossigen Gebäuden sollen 80 bis 90 Hotelzimmer und Mitarbeiterwohnungen auf rund 5200 Quadratmetern Geschossfläche entstehen. Um ausreichend Raum für die öffentliche Nutzung zu gewinnen, haben die Planer das Gebäudequartett verhältnismäßig weit in den Norden des Seehof-Grundstücks gerückt. Das führte schnell zu Fragen nach ausreichendem Abstand zu den daneben befindlichen Häusern in der Marienstraße, nach Verschattungen und Lärmbelastungen. Doch in dieser Hinsicht hat nun Christian Schwander vom beauftragten Planungsverband äußerer Wirtschaftsraum München Entwarnung gegeben. Im Gemeinderat bezeichnete er die Ergebnisse eines Immissionsschutz-Gutachtens am Dienstag als „sehr positiv“.

Durch die Bebauung seien keine negativen Auswirkungen zu erwarten, versicherte Schwander. Die festgelegten Abstandsflächen zur Nachbarbebauung seien größer als der nach der neuen Bayerischen Bauordnung geltende Mindestabstand von 0,4 H (40 Prozent der Wandhöhe), es werde keinerlei Verschattung der Gebäude geben. Der Verkehrslärm auf der Schlossstraße werde auch bei Anlieferungen deutlich unter den Immissionsgrenzwerten bleiben, es seien keine unzumutbaren Belastungen zu erwarten. Die neuen Gebäude würden sogar Immissionen von der Nachbarbebauung abhalten. Auch der Lärm durch die Hotelnutzung werde die Immissionsschutzziele deutlich unterschreiten.

Ähnlich positiv beurteilte Schwander die Auswirkungen von Markt- und ähnlichen Veranstaltungen neben dem Hotel, auf der vorgesehenen Fußgängerpromenade, den so genannten „Freizeitlärm“. Auch in den Ruhezeiten würden die Immissionsschutzwerte eingehalten werden. Nach 22 Uhr könne es zu Überschreitungen kommen, deshalb dürften solche Veranstaltungen nicht zu häufig stattfinden. Etwa 17 Ereignisse im Jahr seien zulässig.

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"Keine negativen Auswirkungen": Der Entwurf mit dem künftigen Hotel in der Mitte. Rechts der Zugang zum Dampfersteg, daneben eine Gastronomie in Bootshüttenform, links die öffentliche Bootslände, dazwischen viel Platz zum Promenieren. © Prof. Florian Burgstaller

Bürgermeisterin Greinwald: Es gibt Interessierte Investoren

Der alte Seehof habe eine Blickbeziehung von Tutzing zum See versperrt, sagte Schwander. Die Bebauungsplanänderung und eine Veränderungssperre hätten zum Ziel, das städtebauliche Konzept von Stadtplaner Prof. Florian Burgstaller umzusetzen und ein lebendiges Ortszentrum zu schaffen. Bei der ersten Präsentation der neuen Planungskonzeption im November vorigen Jahres hatte Burgstaller von der Möglichkeit gesprochen, Tutzing mit dem neuen Seehof-Konzept zum See hin zu weiten und den Bereich vom Dampfersteg bis hinauf zur Hauptstraße zu einem „neuen Zentrum“ mit öffentlichem Charakter zu entwickeln.

Eile ist geboten: Die zurzeit noch geltende Veränderungssperre endet im Oktober - das ist für Schwander die "Deadline". Der Gemeinderat hat die Planungskonzeption am Dienstag bei einer Gegenstimme gebilligt, ebenso die Änderung des Bebauungsplans Nummer 35 in den Bebauungsplan Nummer 78, Teilbebauungsplan 7. Damit wird der Seehof Bestandteil des Bebauungsplans „Ortszentrum Tutzing“, was viele als sinnvoll betrachten.

Eine Realisierung der aktuellen Plankonzeption steht aber auf einem anderen Blatt. Der derzeitige Seehof-Eigentümer, das österreichische Unternehmen UBM Development, hat Mitte vergangenen Jahres mitgeteilt, dass er sich von diesem Tutzinger Grundstück trennen will. Neue potenzielle Investoren sind bisher nicht bekannt. „Wenn wir jemand finden, der die Planung so umsetzt, würde ich mich glücklich schätzen“, sagte Bernd Pfitzner (Grüne) im Gemeinderat. Bürgermeisterin Marlene Greinwald versicherte, es gebe Investoren, die Interesse an einer Realisierung des aktuellen Konzepts zeigten.

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Wie wird dieses Areal wohl künftig aussehen? Blick vom See auf das Seehof-Gelände, bevor dort die Erdhaufen von den Kanalarbeiten lagerten © Ferdinand Goslich
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