Gemeindeleben
31.12.2021
Von vorOrt.news

Zugang für die Bevölkerung bleibt umstritten

Albers-Villa: Trotz TUM-Plänen für Sanierung und Park hält Verein an Gegenkonzept fest

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Die Albers-Villa soll saniert werden - aber für die allgemeine Bevölkerung zugänglich sein soll sie nur zu bestimmten Anlässen © Technische Universität München, Konzept "TUM Junge Akademie in der Albers-Villa", Ergänzungsteil

Um die Zukunft der Albers-Villa in Garatshausen wird weiter gerungen. Die Technische Universität München (TUM) hat für sie ein Konzept vorgelegt, doch auch der ebenfalls an dem Anwesen interessierte Verein "Respect & Remember Europe" gibt nicht auf.

Der Freistaat Bayern, Eigentümer des direkt am Starnberger See gelegenen großen Grundstücks, will der Universität die Nutzung des Anwesens übertragen, in dem der berühmte Schauspieler Hans Albers (1891-1960) und seine Lebensgefährtin Hansi Burg (1898-1975) gelebt haben. Nach dem Konzept der Universität soll die Villa saniert und ihr historischer Garten wiederhergestellt werden. Oberhalb, auf der anderen Seite des von Tutzing nach Feldafing führenden Weges, soll nach diesen Plänen ein recht ansehnlicher Park entstehen. Er soll nach dem Konzept „Hans Albers-Hansi Burg-Park“ heißen und rund 16 000 Quadratmeter umfassen.

Unter Hinweis auf die jüdische Herkunft von Hansi Burg und ihre schwierige, dann wieder neu belebte Beziehung zu Hans Albers in und nach der Zeit des Nationalsozialismus will der Verein Respect & Remember an diesem Standort einen öffentlich zugänglichen Begegnungsort und einen deutsch-jüdischen Erinnerungsort schaffen. Der Technischen Universität wirft er vor, sie werde das Villengrundstück der Öffentlichkeit längst nicht so zur Verfügung stellen, wie er selbst es vorhabe.

Seit Jahrzehnten kritische Diskussionen: Müsste der Staat das Areal für die Allgemeinheit öffnen?

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"Hans Albers - Hansi Burg - Park": So soll das Areal westlich des Seeuferwegs heißen. Auf östlicher Seite des Wegs die alte Villa mit einem Reet-gedeckten Bootshaus © Technische Universität München, Konzept "TUM Junge Akademie in der Albers-Villa", Ergänzungsteil

Über die Nutzung des Areals gibt es seit Jahrzehnten kritische Diskussionen. Heftiges Tauziehen um die Albers-Villa Hansi Burg hatte Grundstück und Gebäude in den 1970er Jahren auf den Freistaat Bayern übertragen - verbunden mit der Auflage, das Gelände der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Diese Auflage hat die bayerische Regierung aber nie erfüllt. Sie hat einen kleinen Weg angelegt, der am Grundstückszaun endet, und für eine gewisse Zeit ein staatliches Fischerei-Institut dort untergebracht. Ein Schild "Bayerische Landesanstalt für Fischerei" hängt bis heute am Zaun. Genau vor diesem Schild haben Vertreter des Vereins "Respect & Remember Europe" im September dieses Jahres ihre Ideen für das Anwesen vorgestellt - am Tag des offenen Denkmals, bei - wie immer - geschlossener Villa.

Die Bevölkerung konnte das Areal in all diesen Jahrzehnten nicht nutzen. Vehement für eine Öffnung des Grundstücks für die Allgemeinheit hatte sich schon vor Jahrzehnten der als "Seeuferdoktor" bekannte, mittlerweile verstorbene SPD-Landtagsabgeordnete Reinhold Kaub eingesetzt.

Die Haltung der bayerischen Regierung in dieser Angelegenheit ist seit langem umstritten. Schon wegen des Artikels 143 der Bayerischen Verfassung, der den Zugang der Allgemeinheit zu Naturschönheiten wie Seeufern vorschreibt, sehen manche Staatsrechtler die Regierung in der Pflicht, das Areal für die Bevölkerung zu öffnen. Sie hat aber immer andere Argumente gefunden, so beispielsweise eine für öffentliche Nutzung angeblich ungeeignete Hanglage zum Ufer hinunter.

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Kosten für die Umgestaltung dreimal so hoch wie ursprünglich vorgesehen

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Blick vom Starnberger See auf die Albers-Villa und ihr Bootshaus © privat

Die Kosten für die Sanierung der Villa, die Umgestaltung und vorgesehene Erweiterungsbauten werden in dem Konzept der Universität dreimal so hoch veranschlagt wie ursprünglich vorgesehen, nämlich mit 2 bis 2,5 Millionen Euro. Das wird mit einem recht schlechten Zustand des Anwesens nach fast zehnjährigem Leerstand begründet. Angekündigt wird auch der Bau eines Seminargebäudes, das für Ausstellungen und Konzerte geeignet sei. Eine in den 1990er Jahren errichtete und nicht unter Denkmalsschutz stehende Scheune soll abgerissen und durch das Veranstaltungsgebäude ersetzt werden.

Das Landesamt für Denkmalpflege habe dieser Absicht bereits grundsätzlich zugestimmt, teilen die Verfasser des Konzepts mit. Sie erwähnen vorgesehene Öffnungen des Villenparks zu bestimmten Anlässen, so am „Tag des Offenen Denkmals“ oder einmal jährlich für Präsentationen der Jungen Akademie.

Gemeinde und Vereine sollen sich an der Finanzierung beteiligen

Die Technische Universität will in der Villa ihre so genannte „Junge Akademie“ unterbringen. Daneben kündigt sie eine dauerhafte Pflege des Kontakts zu Museen, Künstlern und Kulturinstitutionen an. Im geplanten Park wird ein modernes Ausstellungskonzept in Form von Kulturpfaden für denkbar gehalten, das an die Entstehung der Villa und seiner verschiedenen Bewohner erinnern soll. Etliche weitere Nutzungsbeispiele werden konkret erwähnt: Sport- oder Spielgelände, Naturgarten mit Sitzplätzen, Obstwiese mit speziellen Sorten und Magerwiesen oder Bachauen-Erweiterung mit Feuchtwiesen. Es gibt auch eine Anregung, die Wasserzufuhr in die Wasserbecken auf dem Gartengrundstück aus dem Bach zu reaktivieren und das hierzu notwendige Rinnensystem mit Schieberbauwerk wiederherzustellen.

Die Finanzierung von all dem will die Technische Universität allerdings nicht allein übernehmen. Hierzu müssten mit der Gemeinde und den beteiligten Vereinen Gespräche geführt werden, erklärt sie in ihrem Konzept. Sie selbst werde sich „in dem für sie machbaren Umfang beteiligen“.

Die in dem Konzept erwähnten Gestaltungsvorschläge sind offenbar schon mit der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt Starnberg abgesprochen. Sie sehe dafür keine besonderen genehmigungsrechtlichen Hindernisse, erklären die Konzeptverfasser, sofern auf diesem Areal keine baulichen Maßnahmen geplant seien. Ebenso befürworteten sowohl der Bürgermeister von Feldafing, Bernhard Sontheim, als auch der Kulturverein Garatshausen den Park „uneingeschränkt“.

"Größtes Interesse" auch von Tutzinger Akteuren an einer Zusammenarbeit

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Hans Albers hat das Garatshausener Anwesen am Ufer des Starnberger Sees 1933 gekauft © KurTheater Tutzing

In dem Konzept misst die Technische Universität auch Tutzinger Akteuren eine wichtige Rolle zu. Ausführlich beschrieben wird eine mögliche Einbindung der beiden Tutzinger Akademien sowie von Tutzinger Vereinen.

Für eine fachliche Zusammenarbeit mit den beiden Tutzinger Akademien gebe es bereits eine Absichtserklärung („Letter of intend“), teilt die Universität mit. Sowohl von der Akademie für Politische Bildung als auch von der Evangelischen Akademie lägen Zusagen hierfür vor.

Signale für „größtes Interesse“ an gemeinsam mit der TUM zu organisierenden öffentlichen Veranstaltungen gebe es außerdem vom Kulturverein Garatshausen, dem in Tutzing ansässigen Verein KulturArt am See, der Organisation „KunstRäume am See“ sowie dem Freundeskreis Tutzinger Brahmstage.

Für die kulturellen Angebote soll das Universitätsinstitut „TUM Institute for Culture and Arts“ zuständig sein. Bisherige Gespräche ließen erwarten, dass es künftig „verschiedene kulturelle und künstlerische Formate“ geben werde. Den mit ihr zusammenarbeitenden Vereinen will die Universität anbieten, im Park jährlich ein Sommerfest in Eigenregie und -verantwortung abzuhalten.

Den ebenfalls um eine Nutzung der Albers-Villa ringenden Verein „Respect & Remember Europe e.V.“ erwähnt die Technische Universität in ihrem Konzept ausdrücklich. Sie habe ihm eine Kooperation angeboten, doch eine Antwort auf dieses Angebot sei noch nicht eingegangen. Der Verein will das Areal nach eigenen Angaben „für jeden zugänglich" gestalten, so wie es sich Hansi Burg gewünscht habe. Er kündigt ein für die Öffentlichkeit zugängliches Angebot von Kultur- und Freizeitangeboten sowie ein kleines Café an.

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Am "Tag des offenen Denkmals" neben dem übrig gebliebenen Schild der Fischereianstalt: Mitte September hat Gabriella Meros (links), die Vorsitzende des Vereins Respect & Remember Europe, zusammen mit der Tutzinger Gemeinderätin Stefanie Knittl (rechts) ihre Ideen für die Albers-Villa vorgestellt, die allerdings geschlossen war. © L.G.

Eine wichtige Rolle würde der Verein gern dem Thema Film zumessen. Die Hochschule für Film und Fernsehen hat er bereits als einen potenziellen Kooperationspartner bezeichnet. Bei einer Präsentation des Vereins am "Tag des offenen Denkmals" neben der - geschlossenen - Albers-Villa Mitte September war auch der künstlerische Leiter der Internationalen Hofer Filmtage zu Gast, der sich für eine Zusammenarbeit aufgeschlossen zeigte. Verein will die Filmwelt in Albers-Villa bringen

Das Nutzungskonzept für Elite-Studenten der Jungen Akademie der TUM und ihre Dozenten“ habe „keinen Bezug in dem Geist dieses authentischen Ortes, wo die Liebesgeschichte von Hans Albers und Hansi Burg gelebt wurde“, bemängelt der Verein in einer zu diesem Zweck organisierten Online-Petition. 1411 Unterschriften bei Albers-Petition

„Schlimmstes und Schönstes liegen hier dicht beieinander"

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Zur Zeit von Hans Albers und Hansi Burg war die Villa von einem gepflegten Garten umgebe, in dem mehr als 60 selbst gezüchtete Rosensorten geblüht haben sollen © privat

Das Stichwort "Erinnerungskultur" nennt aber auch die Technische Universität in ihrem Konzept immer wieder. Am Beispiel der Geschichte von Hansi Burg und Hans Albers werde ein gesamtgesellschaftlicher Fokus gewählt, der den akademischen Nachwuchs aus Deutschland und der ganzen Welt ansprechen, in Austausch bringen und verbinden werde. So könne das Projekt eine weltweite Sichtbarkeit und einen besonderen Hebel gegen Rassismus und für Humanität sowie den Respekt der Menschenwürde entfalten. „Dabei sollen die prominenten Bewohner Hansi Burg und Hans Albert mit ihrer Lebensgeschichte und den politischen Implikationen besondere Berücksichtigung finden“, kündigt die Universität an. Ein entsprechendes Konzept könne mit den Vereinen in Angriff genommen werden, die zu einer Zusammenarbeit bereit seien.

„Die Hans Albers-Villa am Starnberger See bietet der Technischen Universität München die ganz neue und herausfordernde Möglichkeit, sich mit den Menschen, der Landschaft und Kultur des Starnberger Sees zu verbinden“, erklären die Verfasser des Konzepts. Kulturell, gesellschaftspolitisch, historisch und landschaftlich sei der See eine der interessantesten Kulturlandschaften Bayerns: „Schlimmstes und Schönstes liegen hier dicht beieinander, mahnen und laden ein zur weiteren Auseinandersetzung.“ Beispielhaft erwähnt werden König Ludwig II., die Komponisten Johannes Brahms und Richard Wagner, der Dichter Thomas Mann, die Sturmblockhäuser und das Lager für Displaced Persons in Feldafing. Prof. Winfried Nerdinger, ehemaliger Direktor des Architekturmuseums der TU München sowie Initiator, Planer und Gründungsdirektor des NS-Dokumentationszentrums, habe seine Mitarbeit zugesagt. Die Benutzung der so genannten Kulturpfade soll auch für die Stipendiaten der TUM einbezogen werden.

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Kommentare

Ich lese auch noch heraus:
-> Gemeinde soll zahlen
Zusammengefasst liest sich für mich die bislang veröffentlichte offizielle Plannung (der Bay. Staatsregierung) so:
-> Ideen für Information & Erinnerung gibt es für das gesamte ehemalige Albers/Burg Anwesen.
-> Der hintere (Binnen)Teil soll daneben auch für allgemeine Naherholung wieder hergerichtet und allen Bürgern geöffnet werden.
-> Der schönere und wertvollere Uferteil des Grundstückes mit Bergblick & Bademöglichkeit soll aber exklusiv Studenten und Lehrkräften der TU München vorbehalten bleiben; mit Ausnahme einzelner Sonderveranstaltungen an wenigen Tagen im Jahr?
Oder habe ich etwas Wesentliches übersehen?
(Bearbeitet)
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