Prasselnder Regen hielt sie ebenso wenig ab wie mangelndes Interesse der Tutzinger Bevölkerung: Ein paar offenkundig aus Thailand stammende Menschen, die meisten mit Gesichtsmasken, haben am späten Freitagnachmittag auf der Tutzinger Hauptstraße direkt in der Einfahrt der Villa Stolberg demonstriert, die seit einigen Jahren dem thailändischen König Rama X. gehört.
Die Gruppe hatte ein scheibenförmiges Symbol dabei, wie man es bei den jüngsten Großdemonstrationen in Bangkok sehen konnte. Dort wurde eine solche Plakette nahe des Grand Palace in den Boden eingelassen, bevor sie von der Polizei wieder entfernt wurde. In Tutzing wurde sie in einen Blumentopf gepflanzt.
Demonstrationen gegen den König haben sich in Thailand in jüngerer Zeit verstärkt, obwohl dort bei Majestätsbeleidigung Gefängnisstrafen drohen. In Tutzing hat am Freitag eine Frau mit einem Mikrofon eine Rede gehalten. Wie die Nachrichtenagentur Reuter inzwischen berichtet hat, handelte es sich um eine Vertreterin der „Aktion für Volksdemokratie“, kurz Act4Dem, die sich für mehr Demokratie in Thailand einsetzt.
Für Reuter ist Tutzing ein "beliebter Spielplatz für Millionäre"
Reuter bezeichnet Tutzing in seiner Meldung als einen „beliebten Spielplatz für Millionäre“. Nach Angaben der Agentur plädierte die Rednerin für Demokratie in Thailand. Sie habe erklärt, die dortige Bevölkerung wünsche keinen Herrscher, der meist in Deutschland lebe.
Bei der Rede filmte jemand die Frau per Handy. Tutzinger Beobachter vermuten, dass das Ganze für die Öffentlichkeit in Thailand gedacht war und dorthin mit sozialen Netzwerken übertragen wurde. Auf Plakaten, die an der Einfahrt der Villa aufgestellt wurden, waren Bilder von Menschen zu sehen, für deren Tod die Demonstranten den König beschuldigten.
Nach Angaben von Nachbarn verlief die Tutzinger Aktion heute sehr lautstark. Aufmerksamkeit von Tutzinger Bürgern zog sie dennoch nicht auf sich, wohl auch wegen des kräftigen Regens, zudem gab es auf der Hauptstraße viel abendlichen Verkehr.
In der Villa selbst wurde keine Reaktion auf den Protest beobachtet. Nach gut einer halben Stunde war die Aktion vorbei. Anwohner fragen sich nun, ob es demnächst eine Neuauflage geben und die Tutzinger Villa des Königs zu einem Magneten für thailändische Demonstranten werden könnte.
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