Das kühle April-Wetter der vergangenen Tage hat die Tutzinger Maibaum-Planung durcheinander gebracht. Der Stamm sollte eigentlich schon früher gestrichen werden, doch dafür war es eine ganze Weile zu kalt. Mit Dächern aus Holz und Folie wurde der knapp 26 Meter hohe Baum geschützt. Als es wärmer wurde, konnten die Arbeiten stattfinden.
Erst wurde der Baum abgeschält und glattgehobelt. Am Freitag voriger Woche hat ein fleißiges zwölfköpfiges Team die weiße Farbe aufgetragen, am Samstag folgte der blaue Anstrich. Zu diesem Zweck wurde der Baum zunächst „verschnürt“, damit die Farbe den richtigen Verlauf erhalten konnte.
Die Farbe war übrigens ziemlich teuer: 800 Euro hat sie gekostet. Das hat heute für einige irritierte Kommentare gesorgt.
Der neue Tutzinger Maibaum ist ein Gemeinschaftsprojekt der Freiwilligen Feuerwehr und der Tutzinger Gilde. „Die Mitarbeit ist sensationell“, schwärmt Teamchef Hans Greif. Für die Maibaum-Feier am Mittwoch, dem 1. Mai haben sich nach seinen Angaben etwa 50 Mitglieder der Gilde und etwa 40 Mitglieder der Feuerwehr angemeldet. Es gebe eine große Bereitschaft zur Hilfe, sagt Greif, auch die Wachen seien durchgängig besetzt.
Das ist auch nötig, denn immer wieder werden Personen beobachtet, die zu nächtlicher Zeit herumschleichen. Schon in der ersten Nacht hatte es einen Diebstahlversuch gegeben, doch die Wächter waren auf der Hut. Diebe waren schon unterwegs
So einen langen Baum abzutransportieren, ist allerdings heutzutage gar nicht mehr so einfach. „Dafür muss man eine verkehrsrechtliche Genehmigung einholen“, sagt Greif. Das musste auch geschehen, bevor der neue Tutzinger Maibaum von den Höhen bei Monatshausen hinunter in den Ort gebracht wurde. Tutzings neuer Maibaum ist im Ort Regeln unserer Zeit erschweren also auch Traditionen wie den Maibaum-Diebstahl.
Am Dienstagabend soll der Baum zur Lindlwiese neben dem Rathaus gebracht und in der Nacht natürlich gut bewacht werden. Am Mittwochmorgen gegen 7.30 Uhr beginnen dort die Vorbereitungen. Die Aufstellung des Baums soll um 10 Uhr starten. Traditionell werden starke Männer ihn mit langen Stecken emporstemmen, sofern einigermaßen schönes Wetter ist. Falls nicht, soll ein Kran die Arbeit verrichten – aber die Organisatoren sind zuversichtlich, dass es auf manuelle Weise klappen wird.
Ums Aufrichten des Baums kümmern sich vor allem die Feuerwehrler, für die Bewirtung bei der Feier anschließend sind die Gilde-Mitglieder zuständig, aber es wird Überschneidungen geben. „Um zwölf Uhr soll der Baum stehen“, sagt Greif. Bürgermeister Ludwig Horn wird die Fahne hinaufziehen.
Das traditionelle Spruchband mit den Worten „Treu dem alten Brauch“, der Jahreszahl und der Nennung der Beteiligten - Feuerwehr und Gilde - soll sofort angebracht werden, eine Tafel mit einem Trachtenpaar und die von früheren Tutzinger Maibäumen erhaltenen Zunftzeichen sollen ein wenig später folgen.
Auch wenn der Begriff der Zünfte eher an frühere Handwerkszeiten erinnert, wurde heute am Rande der Arbeiten doch interessiert nachgefragt, was es in dieser Hinsicht heute in Tutzing überhaupt noch gebe. Maler, Schreiner, Schlosser und Maurer fielen den Anwesenden spontan ein. Wie auch immer: Der Maibaum soll 16 Zunftzeichen erhalten.
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