Er ist da: Der neue Tutzinger Maibaum ist seit gestern im Ort. Viele Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr und der Tutzinger Gilde sowie hilfsbereite Landwirte waren dabei, als er – wie meist in der Vergangenheit - aus einem Wald des Erzbischöflichen Stuhls zwischen Monatshausen und Oberzeismering geholt und in den Hof des Tutzinger Feuerhauses gebracht wurde.
Dort gab es anschließend eine Feier bei bester Stimmung und mit zünftiger musikalischer Begleitung durch das Gilde-Trio, bestehend aus Michi Olm, Raimund Mader und dem aus Südtirol stammenden Peter Moser. Etwa 90 Personen hatten sich zu der Feier angemeldet, auch mehrere Gemeinderatsmitglieder kamen nach einer Sitzung des Hauptausschusses dazu, die kurz zuvor im Rathaus stattgefunden hatte.
Dass die Gemeinde bei dieser Gelegenheit die Brotzeit finanziert, geht auf den früheren Bürgermeister Rudolf Krug zurück, erzählte Maibaum-Chef Hans Greif, der diese Aktion schon zum dritten Mal leitet. „Jeder, der arbeitet, soll auch feiern“, rief er unter Beifall aus. Bürgermeister Ludwig Horn bewährte sich während der Feier gleich mit einer wichtigen Premiere in seinem Amt: Er zapfte ein Bierfass an. Der Rathauschef bedankte sich für die Unterstützung der vielen Engagierten aus der Landwirtschaft, von der Feuerwehr und der Tutzinger Gilde. Auch Carola Falkner und Sebastian Steinmüller, die Vorsitzenden der Gilde und es Feuerwehrvereins, freuten sich sehr über diese Zusammenarbeit.
Ein kleiner Festzug von Tutzings Höhen ins Ortszentrum
Viele hatten immer wieder für die Aufstellung eines neuen Maibaums im Tutzinger Ortszentrum in diesem Jahr plädiert, doch mit diesem Wunsch waren sie stets auf Ablehnung gestoßen, vor allem wegen der bevorstehenden Sanierung der Ortsdurchfahrt und den damit verbundenen Verkehrsproblemen. Die Verschiebung der Straßenarbeiten auf Mitte Mai hat dann aber doch den ersten neuen Maibaum in Tutzings Mitte seit 2016 ermöglicht.
Als sich dies vor einigen Wochen herausstellte, schritten die Mitglieder der Feuerwehr und der Gilde mit weiteren Einheimischen sofort zur Tat. Förster Martin Laußer hielt nach geeigneten Exemplaren Ausschau und markierte vier Bäume, die in Frage kamen. Hans Greif und seinem Team fiel es dann nicht schwer, den passenden Baum auszusuchen.
Es war ein kleiner Festzug, als ein Traktor das gute Stück gestern von Tutzings Höhen über die Kustermannstraße hinunter ins Ortszentrum transportierte. Am Waldfriedhof warteten schon Neugierige, die den Baum und die Begleitpersonen freudig begrüßten, sich dem Trupp anschlossen und den Baum bis zum Feuerhaus geleiteten. Mitglieder der Jugendfeuerwehr durften auf dem Stamm Platz nehmen.
Ein kleiner Maibaum aus der Spitze soll für den Sozialfonds versteigert werden
Eine ganze Menge Arbeit steht noch bevor. Der bisher unbehandelte Stamm muss abgeschält, glattgehobelt, grundiert und weiß-blau gestrichen werden. Auch die mittlerweile schön hergerichteten alten Zunftzeichen liegen bereit. Sie werden aber noch nicht am 1. Mai, sondern erst etwas später angebracht werden.
Zur Überraschung Umstehender wurde im Hof des Feuerhauses das oberste Stück des Stamms abgesägt. An der Spitze war er arg dünn geraten, zudem versperrte er ein dort befindliches Tor. Bürgermeister Ludwig Horn packte sich die abgeschnittene Spitze, denn er hatte gleich eine Idee: „Daraus könnten wir einen kleinen Maibaum machen und ihn versteigern – das Geld können wir gut für den Sozialfonds brauchen.“
Der Baum ist aber immer noch knapp 26 lang. Damit hat er zwar keine Rekordgröße. Ein in Diemendorf 1993 aufgestellter Maibaum war zum Beispiel 37 Meter hoch. Doch auch der neue Tutzinger Maibaum kann sich sehen lassen.
Maibaumdiebe lauern auf ihre Chance
Natürlich sind für die Zeit bis zum 1. Mai Wachen eingeteilt. In jeder Nacht gibt es zwei Schichten, eine von abends 20 Uhr bis 2 Uhr, die andere von 2 Uhr bis 7 Uhr. Während der zweiten Schicht in der ersten Nacht, heute gegen 4 Uhr morgens, waren schon die ersten Maibaumdiebe unterwegs. Diebe waren schon unterwegs
Viele haben sich schon für den Wachdienst eingetragen, aber noch sind Wachplätze frei, wie Hans Greif und Sebastian Steinmüller aufmunternd sagten. Wer Interesse hat, auf den Baum aufzupassen, ist willkommen. Auch tagsüber ist immer jemand an Ort und Stelle. Das Brauchtum gibt klare Regeln vor: Wenn Maibaumdiebe am Werk sind, muss ein Bewacher nur die Hand auf den Baum legen und erklären: Der Baum bleibt hier! Das ist dann traditionell wie ein Gesetz.
Vor Jahren hat Greif auf diese Weise selbst einen Maibaum-Diebstahl unterbunden, wie er gestern bei der Feier erzählte. Von seiner nahen Wohnung aus bemerkte er, was da lief, ging hinunter, legte die Hand auf den Baum und erklärte den Spuk damit für beendet. Als er die verhinderten Diebe später einmal in Haunshofen traf, berichteten sie bedauernd vom missglückten Versuch und beklagten, plötzlich sei „der depperte Hausmeister“ dahergekommen. „Das war ich!“ kommentierte Greif gestern unter dem Jubel der Anwesenden.
Dass es genügend potenzielle Maibaumdiebe gibt, die nur auf ihre Chance lauern, wissen die Tutzinger natürlich. Der Vorfall heute in der Nacht belegte es schneller als erwartet. Aber eine gewisse Gelassenheit ist erkennbar. Der seit Jahrzehnten bei der Tutzinger Feuerwehr engagierte Horst Duensing ist seit 1976 dabei, aber in dieser Zeit sei in Tutzing noch nie ein Maibaum geklaut worden, erzählte er. Als besondere Schwierigkeit gilt dabei heutzutage ohnehin die verkehrsrechtliche Seite. Einen langen Baum zu transportieren, ist nicht so einfach - für so etwas braucht man eine Genehmigung. Schon gar nicht klappt es ohne Aufsehen. Wenn das auch noch tagsüber geschieht, schlägt üblicherweise sofort jemand Alarm.
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Kommentare
Jetzt gibt es viel Arbeit, toll, dass so viele fleißige Helfer in Tutzing vorhanden sind.
Es lebe die Tradition und die Gemeinschaft.