Das Albers-Grundstück im Feldafinger Ortsteil Garatshausen wird Universitäts-Standort. Schon im Herbst dieses Jahres sind die ersten Arbeiten vorgesehen. Das dürfte aber zunächst nur den Außenbereich betreffen. Für geplante Baumaßnahmen sind noch diverse Abstimmungen mit den Behörden erforderlich.
Mit einem einstimmigen Beschluss hat der Feldafinger Gemeinderat in dieser Woche ein von der Technischen Universität München (TUM) vorgelegtes Konzept für die künftige Nutzung befürwortet. Die Zukunft des derzeit leer stehenden Gebäudes, in dem einst der Filmschauspieler Hans Albers (1891-1960) gelebt hat, war in jüngerer Zeit heftig umstritten. Eine auf öffentliche Nutzung des Areals abzielende Petition zweiter Tutzingerinnen („Albers für alle“) hatte der Haushaltsausschuss des bayerischen Landtags vor einigen Wochen abgelehnt.
Feldafings Bürgermeister Bernhard Sontheim begrüßte den klaren Beschluss seines Gemeinderats sehr. Mit den Petitionen wollten die beiden Tutzingerinnen Lucie Vorlíčková und Stefanie Knittl die Öffnung des Anwesens für die allgemeine Bevölkerung zu gewöhnlichen Tagesöffnungszeiten erreichen, außerdem wandten sie sich gegen eine Staatsbedarfsanmeldung des Bayerischen Wissenschaftsministeriums für die „Junge Akademie“ der TUM. Vor der Sitzung hatten sie sich schriftlich an alle Feldafinger Gemeinderäte gewandt und der Rathausspitze fehlende Transparenz vorgeworfen. Dem widersprach Bürgermeister Sontheim energisch unter Hinweis auf Informationen in nicht-öffentlichen Sitzungen.
Für die Neubebauung soll der Bereich aus dem Landschaftsschutz genommen werden
Der in Tutzing aufgewachsene Prof. Arnulf Melzer, der von der TUM mit dem Konzept zur Albers-Villa beauftragt worden ist, stellte im Feldafinger Gemeinderat die Pläne vor. Danach soll neben dem alten, aus dem Jahr 1865 stammenden Gebäude, aber nicht an der Seeseite, ein Seminarhaus errichtet werden, das die Höhe der Bestandsbebauung nicht überschreiten soll.
Für die Mitglieder "Jungen Akademie" sind nach dieser Planung 16 Übernachtungsplätze vorgesehen. Neben der Zufahrt soll es fünf bis sieben Parkplätze geben. Der betreffende Bereich soll für die Neugestaltung aus dem bisher dort geltenden Landschaftsschutz herausgenommen werden.
Melzer kündigte weiter einen ganzjährigen öffentlichen Zugang zu einem Teil des Geländes an. Er sprach von zwei „Streifen“ im westlichen und im südlichen Bereich. Weiter sei nordwestlich ein Gedenkort als Signal gegen Rassismus und Antisemitismus vorgesehen. Hansi Burg (1898-1975), die Lebensgefährtin von Hans Albers, war Jüdin.
Imke Schmid, die Ortsteilsprecherin von Garatshausen, begrüßte die Nutzung des Albers-Grundstücks durch die TUM, über die sich die Bürger freuten. Sie verwies auch auf einen in der lokalen Bevölkerung verbreiteten Wunsch nach einem öffentlichen Rundweg um das Areal.
Melzer kündigte zwar eine Verlängerung eines derzeit auf Höhe des Gebäudes endenden Stichwegs mit Errichtung einer Holzplattform als Aufenthaltsort an, machte für einen Rundweg aber keine Zusicherungen.
Lokale Vereine sollen für Wachdienst sorgen
Schon früher hatte die TUM eine Einbeziehung lokaler Vereine und eine Zusammenarbeit mit den beiden Tutzinger Akademie angekündigt. Eine Öffnung des Innenbereichs für die gesamte Bevölkerung soll es nach Melzers Angaben in den Monaten Mai bis September nur an Sonntagnachmittagen geben. Für einen Wach- und Schließdienst werde die TUM allerdings nicht sorgen – dies müssten lokale Vereine als „Gegenleistung“ übernehmen. Gehölz und Gebüsch auf dem Grundstück sollen beseitigt werden, damit Schilf nachwachsen kann. Der berühmte Rosengarten von Hans Albers soll neu belebt, ein Obstgarten erneuert werden, artenreiche Flächen sollen erhalten, Wasserbecken renaturiert werden.
In der „Jungen Akademie“ sollen laut Melzer künftig Stipendiaten an Projekten arbeiten können und dabei laut Melzer auch lokale Aufgaben einbinden. Als Beispiele nannte er Müllsammlung, Kurse für Zivilcourage und die Arbeit mit Menschen mit Behinderungen. Für das zum Grundstück gehörende Bootshaus kündigte er Forschungen mit Wasservögeln an.
Tutzinger Initiatorinnen der Petition werfen Freistaat Vertragsbruch vor
Die Tutzinger Initiatorinnen der Petition „Albers für alle“ ziehen nach dem Beschluss des Feldafinger Gemeinderats das Fazit: „Albers für die TUM!“ Offen ziehen sie die Aussage in Zweifel, dass die Garatshausener Bevölkerung das Vorhaben der Universität begrüße. Auch zum angekündigten Zutritt zum Seegrundstück für die Öffentlichkeit äußern sie sich skeptisch. Der Gemeinderatsbeschluss widerspreche dem Bürgerwillen nach gemeinnütziger Öffnung des Albers-Anwesens. Damit werde ein „Wort-, Vertrags- und Verfassungsbruch des Freistaats“ unterstützt. Der Feldafinger Gemeinderat ist sich einig: Albers für die TUM!
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Kommentare
Ich habe wichtige Informationen ergänzt (und für den Leser mit Quellen zur Nachprüfung belegt), die Artikel oben nicht enthält. ABER damit das eben NICHT als Kritik SEITENS DER LESER gegen die vorOrt.news aufgefasst wird, habe ich mir die Mühe gegeben, zu erklären, dass der Autor objektiv sein muss und er zudem NICHT für die Wahrheitsfindung zuständig ist! Das war also absolut gut gemeint:-). Aber mir als eine der Betroffenen ist es schon wichtig, dass der Leser alle Informationen hat, bevor er zu dem Urteil kommt, wer da jetzt die Wahrheit sagt und wer sie verbiegt: Der Amtsbürgermeister oder die Petentinnen.
Darüber hinaus weise ich, im Falle des Albers-Anwesen m.E. sehr zu recht, auf die journalistische Sorgfaltspflicht bei der Recherche hin. Gerade in diesem Fall haben viele Medien nicht nur unkritisch über das TUM-Konzept aber in der Sache sogar falsch informiert (z.B. Frau Burg hat das Anwesen dem Staat "vermacht" (Testament), es ist ihre "Auflage" im Kaufvertrag gewesen, etc.). Und damit auch hier die vorOrt.news um jeden "Vedacht erhaben ist", führe ich unmittelbar dazu das Beispiel des SZ-Artikels an!
Und: ich habe nicht einfach nur auf die Medien "draufgehauen", sondern hierzu objektiv gleich zwei "entschuldigende" Erklärungen (Zeitdruck und Personalmangel) gegeben. Auch habe ich erklärt, warum ich trotz dieser validen Gründe (den Zeitdruck in einer Redaktion würde ich jedenfalls nicht aushalten), mir im Albers-Fall doch eine gründlichere Recherche (= kritischere, qualitativere Presse) wünschen würde. Nämlich weil die Akteure immer dreister Augenwischerei betreiben. Siehe " wir nehmen doch nur 1,2 Hektar" und dabei ist es das ganze derzeit eingezäunte Seegrundstück.
Lassen Sie mich bitte wissen, was ich hätte besser machen sollen, damit ich mir künftig solch einen ironischen Kommentar erspare. Meine Mobilnummer haben Sie ja. Und lassen Sie uns bitte mal gemeinsam ein Bier trinken:-)
Und nochmals: Unser ("Albers für alle") ehrliches DANKESCHÖN für die umfassende Berichtserstattung der vorOrt.news im Albers-Fall
Herzliche Grüße!
Die Bestätigung, dass die Gemeinde Feldafing das TUM-Nutzungskonzept „uneingeschränkt befürwortet“ hatte der Landtag nachweislich bereits im Oktober 2021 (Quelle: TUM Nutzungskonzept vom 14. Oktober, welches der Presse vorliegt). Der Zuschlag an die TUM folgte aufgrund der "Zusage der Gemeinde" dann im November 2021 (Quelle: Hompage Sitzungen Bayer. Landtag). Aber erst in der (öffentlichen)Sitzung des Feldafinger Gemeinderats im Januar 2022 stellte der Gemeinderat dem Ersten Bürgermeister folgende Frage: „Könnten wir nicht mal die Chance bekommen, das Konzept der TU München kennenzulernen, gerne auch in nicht öffentlicher Sitzung?“ (für die von Ihnen, die nicht dabei waren: Quelle: Starnberger Merkur vom 20.01.2022, Seite 33 ). Ich meine, erst wenn Sie diese Information haben, können Sie sich eine eigene Meinung über den Wahrheitsgehalt der Aussage des Amtsbürgermeisters bilden.
Medien müssen objektiv sein! Auch müssen und können sie nicht die absolute Wahrheit der von ihnen verbreiteten Informationen garantieren! Sie müssen aber mit der "nach den Umständen gebotenen Sorgfalt" Nachrichten prüfen. Diese journalistische Sorgfaltspflicht bei der Recherche kommt aber (insbesondere aufgrund des Zeitdrucks und mangelnder Ressourcen in den Redaktionen) immer häufiger zu kurz.
Als Beispiel soll hier der SZ-Artikel "Vogelforschung in der Albers-Villa" vom 23.06.2022 dienen: "Vom insgesamt 2,9 Hektar großen Areal will die TU nur 1,2 Hektar im mittleren Teil für sich beanspruchen." und "Die Petentinnen wollten das Areal komplett öffnen". Dabei ist mühelos zu recherchieren: Das eingezäunte Seegrundstück, das als „Albers-Anwesen“ bekannt ist, hat ca. 12.600 qm. Wenn die TUM also „nur“ 1,2 Hektar beansprucht, bekommt sie also das ganze (!) Seegrundstück. Der Rest zu den angegebenen 2,9 Hektar (welches gerundet nur 2,8 sind) sind nur die Wege ("Streifen") vor dem Zaun und die westlich vom Hans-Albers-Weg gelegene Pferdewiese. Der ganze Streit geht doch schon seit Jahrzehnten genau um dieses Seegrundstück! Dieser Artikel verbreitet also nach meiner Meinung einen irreführenden tatsächlichen Eindruck.
Fazit: Die Augenwischerei der TUM wird offenkundig immer dreister. Ich würde mir daher gerade in diesem Fall eine kritischere Presse, also eine echte "Vierte Gewalt" wünschen.
Man sollte zur richtigen Zeit, an der richtigen Stelle stets die passenden Stichworte parat haben!