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Das erste Opfer der Straßensanierung

Edeka-Schließung im Ortszentrum beherrscht die Diskussionen - Geschäftsleute befürchten Einbußen

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Mitten im Tutzinger Geschäftsleben war Kaiser's Tengelmann und dann Edeka lange (rechts). Das ist vorbei. © L.G.

Tutzing hat zurzeit ein beherrschendes Thema: die Schließung des Edeka-Markts mitten im Zentrum. Am Samstag ist dort Schluss, die Sortimente haben sich schon deutlich geleert. Rundherum werden überall gravierende Folgen für das Geschäftsleben und das gesamte Ortsleben erwartet.

Die Marktschließung hat zudem ein brandaktuelles Merkmal der ganz besonderen Art: Dieses Geschäft ist sozusagen das erste wirtschaftliche Opfer der bevorstehenden Straßensanierung. Denn diese große Baumaßnahme hat Edeka ganz offen mit als Begründung für die Ladenstilllegung angeführt. Wie das Unternehmen dieses Argument nutzt, das hat Renate Schibschid-Kerkhoff doch verblüfft. „Sollen wir jetzt alle unsere Geschäfte zumachen?“, fragt die Inhaberin des Bekleidungsgeschäfts „Frauensache“, das ebenfalls in der Hauptstraße ansässig und damit von den Baumaßnahmen genauso betroffen ist.

Mit geringeren Kundenzahlen in Folge der Marktschließung rechnet praktisch jeder Geschäftsbetreiber rundherum. Mit den Geschäften im Zentrum, Edeka und den Cafés gegenüber habe sich ein Treff ergeben, sagt Thomas Thallmair, der Inhaber von Intersport Thallmair in der Hauptstraße: „Je mehr da los ist, umso besser.“ Viele Menschen seien zu Fuß zu Edeka gegangen und dann auch noch in ihrem Laden gekommen, erzählt Kathleen Stützle, die Inhaberin des Ladens „Schuh Traum“. Auch Andreas Ende, Inhaber des Geschäfts „Blumenliesl“, erwartet Konsequenzen: „Sicher fällt ein Teil der Laufkundschaft weg - viele der Leute, die bei Edeka waren, haben auch bei uns vorbeigeschaut.“

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Bis Samstag steht die. Tür zum Edeka noch offen - dann ist Schluss © L.G.

Für Verwunderung sorgt auch die Begründung von Edeka für die Marktschließung. Das Unternehmen hatte über immer mehr Umsatzrückgänge berichtet und zudem die bevorstehende Sanierung der Hauptstraße als Argument angeführt. Die „Großbaustelle“ werde die geschäftliche Entwicklung weiter verschlechtern. Renate Schibschid-Kerkhoff ist recht erstaunt über diese Angaben des Unternehmens. Sie kennt das Geschäft recht gut und hat ganz andere Beobachtungen gemacht. So seien dort regelmäßig viele - gerade auch ältere - Menschen beim Einkauf zu sehen, ebenso viele Touristen und nicht zuletzt Segler, für die die Bootslände an der nahen Schlossstraße die einzige öffentliche Möglichkeit am Westufer des Starnberger Sees ist, ihre Schiffe ins Wasser zu bringen. Andere berichten darüber, dass der Edeka-Markt mittags oft „rammelvoll“ gewesen sei, wegen vieler Schüler, die dort eingekauft hätten.

„Alles, was auf der Hauptstraße leer ist, ist für den Ort eine Katastrophe“, sagt Kathleen Stützle. Und zum Hinweis von Edeka auf Plakaten, die Kunden sollten doch bitte künftig in den Märkten an der nördlichen Hauptstraße und an der Lindemannstraße einkaufen, fragt sie: „Wie sollen den ältere Leute, die zu Fuß einkaufen gehen, in einen der Märkte am Ortsrand gelangen?“

Ob doch noch eine Chance zur Fortführung des Markts - vielleicht unter anderem Namen -besteht, ist unterdessen ebenfalls Thema vieler Gespräche. Interessenten gibt es, doch bisher fehlt es noch an einem finanziell tragfähigen Konzept. Edeka hat bereits erklärt, man stehe einer Nachfolgelösung offen gegenüber.

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