Das Staatliche Bauamt Weilheim fordert Autofahrer auf, Tutzing zu meiden, wenn sie nicht direkt nach Tutzing, sondern nur durch Tutzing durch fahren wollen. In einer Pressemitteilung im August über die weitere bevorstehende Sanierung der Tutzinger Hauptstraße hat das Staatliche Bauamt dies „grundsätzliche Umleitung“ genannt. Konkret schrieb die Behörde: „Generell werden Verkehrsteilnehmer, die das Tutzinger Ortszentrum nicht als Fahrtziel haben, gebeten, diese innerörtlichen Bauarbeiten weiträumig über die B 2 Traubing - Wilzhofen zu umfahren.“ Ende der Sanierung nach sechs Jahren in Sicht
Bei Tutzinger Geschäftsleuten stößt diese Aufforderung auf viel Kritik, wie eine Umfrage von vorOrt.news zeigt. "So gehen alle Geschäfte kaputt" Die Gemeinde Tutzing verteidigt die Formulierung des Staatlichen Bauamts dagegen: Der betreffende Passus in einer Mitteilung des Staatlichen Bauamts habe das Ziel, den Durchgangsverkehr in Tutzing zu minimieren, erklärt sie auf Anfrage von vorOrt.news, und weiter: „Angesprochen sind – wie ausdrücklich erwähnt – diejenigen Verkehrsteilnehmer, die Tutzing weder als Ziel haben noch beabsichtigen, hier einen Zwischenstopp einzulegen“, so die Gemeinde. Weiter erklärt sie, eine Reduzierung des Durchgangsverkehrs sei aus ihrer Sicht aus drei Gründen sinnvoll:
1. Weniger Stau: In den vergangenen Wochen wurden wir wiederholt auf unzumutbare Staus im Tutzinger Ortszentrum hingewiesen. Diese führen nicht nur zu Zeitverlust, sondern beeinträchtigen auch die Lebens- und Aufenthaltsqualität im Ort.
2. Schnellerer Bauablauf: Die Baufirmen profitieren erheblich von einem geringeren Verkehrsaufkommen im unmittelbaren Umfeld der Baustelle. Weniger Verkehr ermöglicht zudem eine schnellere An- und Abfahrt der Baufahrzeuge.
3. Erhöhte Arbeitssicherheit: Die Sicherheit der Bauarbeitenden hat höchste Priorität. Je weniger Verkehr im und um den Baustellenbereich herrscht, desto geringer ist das Unfallrisiko. Diese Risikominimierung betrifft selbstverständlich auch alle Verkehrsteilnehmer – ob Auto-, Fahrrad- oder Fußgänger.
Eine zügige und sichere Fertigstellung der Hauptstraßensanierung liege im Interesse aller Betroffenen, meint die Gemeinde: „Wir unterstützen daher ausdrücklich eine Kommunikation, die dieses Ziel fördert und dazu beiträgt, es zu erreichen.“ Auf die Folgen für die Geschäftsleute geht die Gemeinde in ihrer Stellungnahme nicht ein.
Seit Jahren immer wieder Klagen aus der Geschäftswelt über die Absperrung von Tutzing
Heftige Diskussionen über die Erreichbarkeit der Tutzinger Geschäfte begleiten die Straßensanierung seit ihrem Beginn im Jahr 2020. Beschilderungen in Nachbarorten hatten zeitweise den Eindruck erweckt, Tutzing sei komplett gesperrt. Schon in Seeshaupt und Bernried sind damals große Schilder mit dem Hinweis auf die längerfristige Sperrung der Tutzinger Ortsdurchfahrt aufgestellt worden. „Die Tutzinger Geschäftleute und ihre Angestellten können für die unbestritten unangenehmen Begleitumstände am allerwenigsten", schrieb ein Kommentator auf vorOrt.news verständnislos. Das abgesperrte Tutzing
In Tutzing stand das Verkehrszeichen „Durchfahrt verboten“, ein rot umrandeter weißer Kreis. Darunter wurde ergänzt: „Bis Baustelle frei“, „bis Schlösserweg frei“ und „bis Hallbergerallee frei“. Doch diese Zusätze waren so klein geschrieben, dass sie erst auffielen, wenn man näher heranging.
Die Folgen konnte man dort gut beobachten: Die meisten von Norden in der Hauptstraße ankommenden Autofahrer bogen gleich in die Oskar-Schüler-Straße ab. Bis ins Tutzinger Ortszentrum gelangte die Mehrheit also überhaupt nicht mehr. Die Konsequenzen für die Geschäftswelt an der Hauptstraße und in ihrem Umfeld wurden damals bereits als gravierend beschrieben. "Die Laufkundschaft bleibt weg“, klagte ein Vorstandsmitglied der Aktionsgemeinschaft Tutzinger Gewerbetreibender (ATG).
Es sei „richtig leer geworden“, bestätigten andere Geschäftsleute – und das, obwohl es auf der Hauptstraße im Ortszentrum im Bereich zwischen der Oskar-Schüler-Straße und der Hallberger Allee zur der betreffenden Zeit überhaupt keine Bauarbeiten ab, wie selbst mehrere Gemeinderatsmitglieder verwundert bemerkten.
Selbsthilfe in der Not
In ihrer Not griffen Tutzinger Geschäftsleute immer wieder zu Selbsthilfemaßnahmen – mit eigenen Schildern, dass sie trotz der Straßenbauarbeiten erreichbar seien, und sogar Transparenten oben an der Bundesstraße mit der plakativen Aufschrift „Shopping in Tutzing“. Der Schilder-Bund
Im Zuge der Auseinandersetzungen kam es dann zu Zugeständnissen. Schilder mit Hinweisen, dass Tutzing gesperrt sei, sieht man heute nicht mehr. Auf Tafeln konnte man lesen, dass die Geschäfte in Tutzing erreichbar seien.
Dass das Staatliche Bauamt nun abermals versucht, solche Autofahrer, die nicht Tutzing selbst zum Ziel haben, von der Durchfahrt durch Tutzing abzuhalten, sorgt unter den örtlichen Geschäftsleuten aber umso mehr für neues Unverständnis, wie die Ergebnisse unserer Umfrage belegen.

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