Von vorOrt.news

Das abgesperrte Tutzing

Geschäftsleute im Ortszentrum beklagen Kundenverluste - Plädoyers für Einkäufe in Tutzing

Sperrung-Berrnried1.jpg
In Bernried wirkt es so, als sei Tutzing nicht mehr erreichbar

Die aktuelle Sperrung der Tutzinger Ortsdurchfahrt sorgt für viel Gesprächsstoff. Das spiegelt sich auch in den Kommentaren auf vorOrt.news wider (siehe unten). Dabei gibt es unter anderem Plädoyers für Einkäufe in Tutzing. "Die Tutzinger Geschäftleute und ihre Angestellten können für die unbestritten unangehmen Begleitumstände am allerwenigsten", schreibt ein Kommentator.

Wegen des Beginns der Straßenbauarbeiten im südlichen Bereich - beim Gymnasium und an der Lindemannstraße - hatten viele nicht mit einer Absperrung auch des Ortszentrums gerechnet. Aber schon in Seeshaupt und Bernried sind große Schilder mit dem Hinweis auf die längerfristige Sperrung der Tutzinger Ortsdurchfahrt aufgestellt worden. Von August 2020 bis Juni 2021 sei die Ortsdurchfahrt Tutzing gesperrt, ist in Bernried zu lesen. In Seeshaupt steht zwar nichts von einer Sperrung, aber von der "Erneuerung der Ortsdurchfahrt Tutzing von August 2020 bis Juni 2021“.

In Tutzing selbst, wo das Ortszentrum im Norden beginnt, steht das Verkehrszeichen „Durchfahrt verboten“, ein rot umrandeter weißer Kreis. Darunter wird ergänzt: „Bis Baustelle frei“, „bis Schlösserweg frei“ und „bis Hallbergerallee frei“. Doch diese Zusätze sind so klein geschrieben, dass sie erst auffallen, wenn man näher herangeht. Die Folgen kann man dort gut beobachten: Die meisten von Norden in der Hauptstraße kommenden Autofahrer biegen gleich in die Oskar-Schüler-Straße ab. Bis ins Tutzinger Ortszentrum gelangt die Mehrheit also überhaupt nicht mehr.

"Die Laufkundschaft bleibt weg"

Die Konsequenzen für die Geschäftswelt an der Hauptstraße und in ihrem Umfeld sind offenbar gravierend. „Die Laufkundschaft bleibt weg“, sagt Michael Lanio, Vorstandsmitglied der Aktionsgemeinschaft Tutzinger Gewerbetreibender (ATG), der die Situation bei etlichen Betrieben kennt. Etliche andere Geschäftsleute bestätigen das. „Es ist richtig leer geworden“, beklagt Kathleen Stützle, die Inhaberin des Geschäfts „Schuh-Traum“.

Anzeige
Finale-Option-druckbereit112.jpg
Sperrung-Tutzing-Seeshaupt.png
Hinweisschilder in Seeshaupt (links) und in Tutzing an der Oskar-Schüler-Straße (rechts)

Besprechung des Gewerbevereins ATG mit Gemeindevertretern

Über die Absperrung des Tutzinger Ortszentrums wundern sich auch einige Gemeinderäte. Sowohl Dr. Wolfgang Behrens-Ramberg (Tutzinger Liste) als auch Dr. Thomas von Mitschke-Collande (CSU) weisen darauf hin, dass es auf der Hauptstraße im Ortszentrum im Bereich zwischen der Oskar-Schüler-Straße und der Hallberger Allee derzeit überhaupt keine Bauarbeiten gibt.

Am Dienstag Abend haben sich ATG-Vorstandsmitglieder mit Tutzings Bürgermeisterin Marlene Greinwald und Behrens-Ramberg in seiner Funktion als Wirtschaftsreferent zu einer Besprechung getroffen. Behrens-Ramberg hat sich schon vorab dafür ausgesprochen, die Beschilderung zu verbessern. Über weitere Inhalte des Gesprächs hoffen wir bald berichten zu können.

Umleitung-Diemendorf.jpg
An einigen Stellen stehen auch Umleitungsschilder in Richtung Tutzing, so wie hier bei Diemendorf © Fotos L.G.

Klagen über Umsatzeinbußen

Die Klagen über Einbußen wegen der Sperrung durchziehen die gesamte Geschäftswelt in diesem Bereich von Tutzing „Es läuft schlechter“, bestätigt Mirko Slorrano, der Inhaber des italienischen Restaurants „La picola famiglia“. Umsatzrückgänge um 15 bis 20 Prozent aufgrund der Sperrung schätzt Ümüt Erin, der Chef des Cafés Erin. Das Hotel sei voll belegt, doch im Restaurant gebe es deutlich weniger Restaurantbesucher, sagen Petra Gsinn und Rolf Läkamp vom „Tutzinger Hof“.

Über weniger Betrieb als sonst berichten auch Geschäftsleute ein wenig abseits der Hauptstraße, so Ann Schubert, die Inhaberin des Geschäfts „Ann’s Mode“, Andrea Pfeiffer, Mitinhaberin des Buchladens Eselsohr“ und die Modedesignerin Gesine Wessels.

Die einzige Tankstelle im Ort befindet sich mitten im derzeit nur einspurig befahrbaren Bereich der Hauptstraße. „Wir merken das schon“, sagt Geschäftsführer André Pilz, „es ist weniger Verkehr und weniger Kundschaft.“ Es sei aber „nicht so extrem“.

ID: 3210
Über den Autor

vorOrt.news

Kommentar hinzufügen

Anmelden , um einen Kommentar zu hinterlassen.

Kommentare

Als die Bahnunterführung an der Lindemannstraße vor wenigen Jahren saniert und ausgebaut wurde, litten wir unter dem "Abgeschnittensein". Monatelang die großen Umwege, dazu der Lärm und der viele Staub und Dreck der Baustelle und der vielen LKW; das war damals für uns auch nicht angenehm. Aber beklagt haben wir uns trotzdem nicht, hatten am Ende doch alle Tutzinger etwas davon.
Für mich gehört das zur nachbarschaftlichen Solidariät innerhalb einer Gemeinde dazu. Mal trifft es den einen mehr, mal den andern.

Die Sanierung unserer Hauptstraße war nun wirklich dringend geboten, und am Ende werden wir wieder alle davon profitieren!
Zu dieser Solidarität gehört es für mich ebenso, dass ich weiterhin wie gehabt in Tutzing einkaufe und/oder konsumiere, wie zuvor. Die Tutzinger Geschäftleute und ihre Angestellten, können für die unbestritten unangehmen Begleitumstände am Allerwenigsten.
(Bearbeitet)
...sehr schwieriges Thema - es musste ja irgendwann gemacht werden - wenns ins 2 Jahren gewesen wäre - würde das selbe hier stehen - und wegen Corona das is kein Grund - da wir das Thema noch ganz lang haben werden u.U. sogar noch richtig mal kommen wird wenn diese gewissen Leute so weitermachen- dass sich Unterzeismeringer beschweren is verständlich - aber sperrt man den „Schleichweg „ - kommen wieder Beschwerden von denen, die alles außenrum fahren müssen - man wird es nie ! -> jedem Recht machen können ;) da heutzutage jeder meint - „ER“ hat nur Recht ;))
Tja ...... Nachdem wir derart abgeschnitten und isoliert in Bernried Richtung Tutzing sind ..... ( und gute Freunde in Unterzeismering haben die derart belästigt werden durch die Umleitung ) wird sich unser Kaufverhalten eher Richtung Seeshaupt / Penzberg verlagern .Edeka kann das verschmerzen aber sicherlich viele andere Einzelhändler nicht ...... Danke für den perfekten Plan nochmals in Corona Zeiten alle noch mehr platt zu machen
(Bearbeitet)
Schön, dass die Gemeinde gleich mit Einführung der Umleitungsregelung in der Bräuhhausstrasse in die andere Richtung für irgendwelche G‘wappelten, die dort wohnen, eine elektronische Geschwindigkeitsanzeigetafel installiert hat... Auf derartige Maßnahmen der Gemeinde warten wir als Anwohner der „Dorfrennstrecke“ Bahnhofstrasse, bis auf eine Ausnahme, seit über zwei Jahren :-(
Wem nicht klar war, was die Erneuerung einer Durchgangsstraße für den Einzelhandel bedeutet, ist nicht von dieser Welt. Und dass Behörden nicht "kundenorientiert" denken können (und ausschildern). das weiß doch auch jeder. Das Einzelhandel-Schlachten ist doch keine Erfindung der Kunden, sondern eine systemische Hirnkrankheit der Behörden.
Feedback / Fehler melden