Verkehr
31.5.2023
Von vorOrt.news

Der geplante Bauablauf im Ortszentrum

Projektplaner informieren über den Zeitplan der Sanierungsarbeiten

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Versperrt: Solange die Kirchenstraße nicht befahrbar ist, kann die Sanierung der Hauptstraße nicht beginnen © L.G.

Am 17. Juli soll Start sein: Dann sollen die Sanierungsarbeiten im Tutzinger Ortszentrum beginnen. Dies steht allerdings noch unter einem Vorbehalt: Die langwierige Sanierung der Brücke an der Kirchenstraße muss bis dahin fertig und die Sperrung der Straße aufgehoben sein. Denn über sie und die Bahnhofstraße soll die Umleitungsstrecke führen. Christoph Knobloch, der beim Abwasserverband Starnberger See als Projektleiter für Tutzing zuständig ist, ließ kürzlich bei einer Infoveranstaltung im Tutzinger Rathaus keinen Zweifel daran, dass die Arbeiten im Ortszentrum sonst nicht beginnen können: „Das ist ein Ausschlusskriterium.“ Angesichts der vielen Verzögerungen bei der Brückensanierung folgten skeptische Bemerkungen aus dem Publikum, ob dies gelingen wird. Da widersprach auch Bürgermeisterin Marlene Greinwald nicht. Es schaue zwar gut aus, doch: „Ich habe es aufgegeben, irgendeinen Termin zu sagen.“

Bei der Infoveranstaltung im Rathaus waren fast alle Beteiligten mit Verantwortlichen vertreten: Gemeinde, Staatliches Bauamt Weilheim, Abwasserverband Starnberger See, Bayernwerk, Wasserwerk der Gemeinde, Ingenieurbüros. Lediglich für die Telekommunikation - Deutsche Telekom - und für die Gasverlegung war niemand dabei. Auch etliche Einheimische kamen zu der Veranstaltung. Das Interesse war allerdings nicht so groß, wie manche vermutet hatten. Im Sitzungssaal des Rathauses waren eigens zahlreiche Plätze für die erwarteten Zuschauer vorbereitet worden, doch viele davon blieben frei. Das könnte auch an der gerade für Geschäftsleute ungünstigen Uhrzeit von 18 Uhr gelegen haben, vermuteten Anwesende.

"Zukunftsträchtiges Konzept" schon 2015 gefordert

Seit sechs Jahren zieht sich die Angelegenheit hin, erinnerte Verkehrsplaner Benjamin Neudert aus Herrsching anhand eines Berichts aus dem "Starnberger Merkur" über eine Bürgerversammlung im Jahr 2017 (Titel: "Heißes Eisen Hauptstraße"). Die Planungen hatten aber schon früher begonnen. Unter anderem eine "rechtzeitige Erarbeitung eines zukunftsträchtigen Konzepts für die Verkehrs-, Park-, Radfahr- und Gehwegsituation unter Einbindung aller Beteiligten" hatte der Bürgerverein Tutzinger Liste bereits im Jahr 2015 gefordert https://www.tutzinger-liste.de/blog/2411-antrag-sanierung-hauptstrasse/

Wie schon bei einer Veranstaltung im November vorigen Jahres schilderte Verkehrsplaner Neudert ausführlich die Anfänge mit Bürgerforen, den bisherigen Bauablauf in den Abschnitten Süd (2020 und 2021) und Nord (2021 bis 2023) sowie die Planungen für den Bauablauf im Zentrum. Dort sollen die Arbeiten nach Neuderts Angaben am 17. Juli dieses Jahres beginnen.

Neudert zählte die von den einzelnen Beteiligten im Zuge der Maßnahmen zu erledigenden Aufgaben detailliert auf:

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© Neudert Ingenieure

Der Bauablauf: In diesem Jahr geht es zunächst in den Untergrund

Zum Beginn sind Arbeiten in Tutzings Tiefe vorgesehen:

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© Neudert Ingenieure

Zeitplan für den Straßenoberbau bis 2025 verlängert

An der Oberfläche sollen die Arbeiten dann in den Jahren 2024 und 2025 folgen.

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© Neudert Ingenieure

Diese Information war neu. Im November 2022 waren in einem „Rahmenterminplan“ Arbeiten einschließlich Straßenoberbau bis August 2024 angekündigt worden:

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Weitgehend halbseitige Straßensperrung - aber auch einige Vollsperrungen

Die Arbeiten an der Hauptstraße sollen soweit wie möglich bei halbseitiger Straßensperrung ablaufen. So sollen die Belastungen für die Bevölkerung und die Geschäfte im Zentrum einigermaßen in Grenzen gehalten werden. Dennoch wird es einige Vollsperrungen geben, nämlich – jeweils für vier bis sechs Wochen - bei den Kanalbauarbeiten zunächst im Kreuzungsbereich Schlossstraße/Hauptstraße/Traubinger Straße, dann im Kreuzungsbereich Marienstraße/Hauptstraße und schließlich an der Hallberger Allee:

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© S.A.K. Ingenieurgesellschaft
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© S.A.K. Ingenieurgesellschaft
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© S.A.K. Ingenieurgesellschaft

"Wir vermeiden die Vollsperrung, die Tutzing komplett lahmlegen würde"

Neudert versicherte aber: „Wir reißen nicht die gesamte Ortsdurchfahrt von oben bis unten auf, wir vermeiden die Vollsperrung, die Tutzing komplett lahmlegen würde.“

Beim Kanalbau ist teils offene, teils geschlossene Bauweise vorgesehen. Bei geschlossener Bauweise wird ein neues Rohr in das alte Rohr eingezogen, ohne dass die Verkehrsteilnehmer davon viel merken sollen. Das hat nach Angaben der Verantwortlichen Vorteile – so besonders, dass die Arbeiten bei weiter laufendem Verkehr stattfinden können -, aber auch Nachteile. So sei bei dieser Methode keine hydraulische Anpassung möglich, sagte Knobloch.

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© S.A.K. Ingenieurgesellschaft / Neudert Ingenieure

Das Bayernwerk will viele alte Kabel erneuern

An den unmittelbar betroffenen Gebäuden wird es vor dem Start am 17. Juli eine Bausicherung durch einen vom Abwasserverband beauftragten Sachverständigen geben, sagte Projektleiter Knobloch.

Im Untergrund werden auch die Strom-, Telekommunikations-, Gas- und Wasserleitungen erneuert. „Wir haben viele alte Kabel drin, die den Herausforderungen der Energiewende nicht mehr entsprechen“, sagte Stefan Drexl, der zuständige kommunale Betreuer der Bayernwerk AG, nicht ohne zuversichtlich hinzuzufügen: „Ich denke, dann ist Ruhe für die nächsten Jahrzehnte.“ Augen zu und durch, gab er als Motto aus: „Dann ist viel geschaffen.“

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© Bayernwerk

1000 Meter Wasserleitung und 48 Hausanschlüsse

Die Gemeinde Tutzing saniert im Zuge der Arbeiten 1000 Meter der 60 bis 70 Jahre alten Wasserleitung, wobei 48 Hausanschlüsse zu erneuern sind. Details hierzu erläuterten Michael Grätz vom Tutzinger Wasserwerk und Oberbauleiter John Walter vom Ingenieurbüro Kienlein in Buch am Erlbach. Einige Hausanschlüsse sollen bis an die Grundstücksgrenzen gelegt werden, einige bis in die Häuser hinein. Geschlossene Bauweise kommt bei den Wasserleitungen nach seinen Worten nicht in Frage.

Umleitung: Ein "großer Kreisverkehr" durch den ganzen Ort

Der Verkehr soll während der Bauarbeiten im Tutzinger Ortszentrum quasi über einen "großen Kreisverkehr" laufen: in der Hauptstraße in nördlicher Richtung, über Oskar-Schüler-, Kirchen- und Bahnhofstraße in südlicher Richtung wieder zurück zur Hauptstraße - wenn es mit der Brückensanierung an der Kirchenstraße klappt. Und wenn nicht? Darüber wurde nicht gesprochen.

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© Neudert Ingenieure

Einschränkungen sollen so weit wie möglich in Grenzen gehalten werden

Beim Krankenhaus soll die Vorfahrt geändert werden - von der der Kirchenstraße in die Bahnhofstraße. Die Einschränkungen für die Bevölkerung und die Geschäfte sollen so weit wie möglich in Grenzen gehalten werden, beteuerten Verkehrsplaner Neudert und andere der Verantwortlichen immer wieder. Darüber entbrannten in der Infoveranstaltung im Detail intensive Diskussionen. Über sie werden wir auf vorOrt.news in weiteren Beiträgen berichten.

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Kommentare

…mir kommt es langsam so vor - wie wenn es die gleiche Firma ist - die sich seit zu langer Zeit schon an der Hauptstraße „versucht“….
Wieso ? Waren doch nur 11 Beteiligte.
Ich habe bei dem Kommentar von Herrn Wagner schallend gelacht. Hat gut getan - DANKE !
Aber ja, lassen wir dabei die Nennung der Grünen weg - hier gab es eindeutig (zu) viele Köche.
Ein Hinweis auf die Buckelbrücke als Tutzings Antwort auf München (2. Stammstrecke) und Berlin (Flughafen Brandenburg "Willy Brandt") auf dem neuen "Fußleitsystem" hätte aber schon was:-)
Lassen Sie uns nochmal sortieren, Herr Wagner. Die Infosäule ist eine Initiative der ATG und des Mobilitätsausschuss' des Gemeinderats. Der Ausschuss besteht aus Piesch (FW), Schotter (CSU), Weber-Guskar (FDP) und Weichmann (Grüne), wobei Letztere den Vorsitz innehat. An der Sache beteiligt waren zusätzlich Doll, Greinwald, Mitschke-Collande, Nimbach und Parstorfer. Von der ATG waren Mestanza beteiligt und Rachl. Soweit die Fakten. Jetzt erläutern Sie mir doch bitte, was Sie vor dem Hintergrund zu solchen Formulierungen veranlasst hat: "Die Grünen können ... auf ihre ... Infosäulen ..." oder "Wenn die Grünen nicht ... zu ihrem Projekt stehen ...". Das "ihre" geht, siehe oben, in dem Zusammenhang also ziemlich an der Sache vorbei.

Denn die Infosäulen sind ein Gemeinschaftswerk vieler Beteiligter innerhalb und außerhalb des Gemeinderats. Wenn Sie sich wünschen sollten, dass mehr für die Bürger und weniger für den Tourismus getan wird, wenden Sie sich am besten an den Gemeinderat und an die Bürgermeisterin.
(Bearbeitet)
Zu Ostern sollte die Kirchenstrasse fertig sein. Jetzt ist Pfingsten vorbei und es sieht aus wie vor Ostern 2023. Man sollte vielleicht ab jetzt Ostern 2024 anpeilen; da scheint realistisch. Oder ?
Verstehe ihre Kritik nicht Herr Kerbs. Der Zusammenhang ist doch gegeben. Oder wer hat die neuen Infosäulen kürzlich vorgestellt? Wenn die Grünen nicht einmal selbst zu ihrem Projekt stehen, dann gute Nacht. Ausserdem geht es nicht um eine Kritik an den Säulen sondern um die Buckelbrücke.
Völlig ohne jeden Zusammenhang einfach einen gegen die Grünen loslassen? Das begreife, wer will. Die Grünen haben jedenfalls keine Zeit, um Ihre überhaupt nicht witzige Idee aufzugreifen, Herr Wagner. Die müssen hinter all den Katastrophen herräumen, die etliche Regierungsperioden voller von der Substanz zehrender Nicht-Politik losgetreten haben. Man hält es ja kaum aus, was uns dieser Tage an unerledigten Hausaufgaben alles auf die Füße fällt und das Gemeinwesen unfassbar teuer zu stehen kommt. Und wie konnte es dazu kommen? Nur deshalb, weil solche Leute wie Sie sich von rechtskonservativen Politdarstellern haben Honig ums Maul schmieren und einfangen lassen. (Sie wissen schon, wie toll wir Deutschen sind, was wir alles am besten können und all den Unsinn, mit dem die Stagnation begründet wurde.) Hätten wir alle mal vernünftig und weniger eitel gewählt, würden wir technologisch jetzt im 21. Jahrhundert leben und nicht in einer vormodernen Verlängerung des 20.
Die Grünen können die Buckelbrücke ja dann auf ihre neu geplanten Infosäulen für die Touristen als weitere Tutzinger Sehenswürdigkeit mit aufnehmen.
…ich habe es mir langsam abgewöhnt - mich in Tutzing noch über irgendwas zu wundern…traurig aber wahr…
(Bearbeitet)
Neue Brücke Kirchenstr !
Habe mir Heute die Monsterbrücke mal angeschaut und bin erschrocken was für monumentales Bauwerk entstanden ist.
Die beiden Gehwege sind circa 45 cm höher als das alte Niveau ! Wie soll das Gelände auf beiden Seiten angeglichen werden ohne Stufen entstehen zu lassen ?
Ich kann mir vorstellen das die Besitzer der angrenzenden Häuser mit weiteren Baumaßnahmen rechnen müssen .
Die Brückendecke ist circa 25 cm Höher allerdings ohne neuen Fahrbahnbelag. Es wurde ein zusätzlicher Buckel in die Kirchenstr. eingebaut!
Die Straße fällt zum Krankenhaus sowieso schon ab.
Wenn sowieso schon alles offen war, hätte man ja gleich eine neue stärkere Röhre einbauen können !
Und die Straße hätte das alte Niveau behalten können.
Finanziell wäre bei diesen Aufwand es bestimmt gleichgeblieben.
Hier wurde wieder nicht auf das Bild von schönen Tutzing geschaut.
Aber jetzt müssen wir damit leben !
(Bearbeitet)
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