Verkehr
13.8.2020
Von vorOrt.news

Der verbotene Weg

Missachtung der Absperrschilder an der Straßenbaustelle in Tutzing zeitweise Normalität

Ein Auto mit Münchner Kennzeichen kam am Montag aus der Lindemannstraße. Der Fahrer sah das Verbotsschild an der Bernrieder Straße, zögerte, fuhr in Richtung Tutzing, drehte aber nach ein paar Metern gleich wieder um. Wie man von hier aus zum Südbad komme, wollte seine Beifahrerin von einem Passanten wissen. Antwort: Eigentlich nur oben herum, über die Lindemannstraße, Unterzeismering und unten wieder zurück. Ein wenig irritiert schauten sich Fahrer und Beifahrerin an, dann schlugen sie den beschriebenen Umweg ein.

Viele andere haben das tagelang nicht getan. Eher zur Normalität geworden ist - besonders am vergangenen Wochenende - der eigentlich verbotene Weg mitten durch die Absperrschilder hindurch. Irgendwelche Leute haben die Schilder einfach anders hingestellt, damit eine Durchfahrt möglich wurde. Viele, die von Süden kamen, fuhren über den Fußweg und dann weiter in Richtung Tutzing, als gäbe es keine Absperrungen.

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Man muss Absperrschilder nur ein wenig zur Seite schieben...
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... dann kann jedes Auto bequem hindurchfahren

Staatliches Bauamt diskutiert über Öffnung und bleibt dann doch bei Sperrung

„Das darf nicht sein“: Mit diesen Worten reagierte darauf am Montag eine Sprecherin des Staatlichen Bauamts. Aber weshalb die Sperren, wenn es doch im Bereich der Einmündung der Lindemannstraße in die Hauptstraße erkennbar noch gar keine Baugrube gab? „Das ist kein Schildbürgerstreich“, versicherte die Bauamts-Sprecherin. Am Freitag habe man darüber diskutiert, ob die Durchfahrt freigegeben werden solle. Doch dann habe man beschlossen, die Sperrung übers Wochenende aufrechtzuerhalten. Zum Teil sei die Straße ja schon aufgefräst worden, deshalb gebe es Unfallgefahren. „Jetzt geht’s los“, versicherte die Sprecherin: „Es läuft jetzt schon rund.“ Die Baustellen seien wirklich gut besetzt, sagt sie. Etwa 15 Personen sind nach ihrer Schätzung mit den Arbeiten in Tutzing befasst.

Grüne Ampel erlaubt eigentlich untersagte Weiterfahrt

Recht erstaunt sind viele auch neben dem Andechser Hof: Von Norden aus ist die Durchfahrt verboten, nur bis zur Baustelle ist sie frei. Dort steht ein Einbahnstraßenschild, das die Weiterfahrt in Richtung Süden untersagt, daneben aber eine Ampel, die regelmäßig auf grün schaltet, die Weiterfahrt also erlaubt. Und die Ampel hat Vorrang. Sie sei „etwas verwirrend“, gesteht die Sprecherin des Bauamts. Die Ampel sei aber nur für den Schwerlastverkehr gedacht, um diesen von der Umleitung durch den Ort über Oskar-Schüler-, Kirchen- und Bräuhausstraße fernzuhalten. Denn die Brücke in der Kirchenstraße dürfen nur Fahrzeuge mit einem Gewicht bis 18 Tonnen nutzen. Die Durchfahrt ist dort verengt worden, damit nicht zwei Lastwägen nebeneinander fahren können. Vorher, als es noch keine Straßenverengung gab, war eine Gewichtsbeschränkung von 9 Tonnen angezeigt worden.

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Grünes Licht schlägt Einfahrtverbot (links): Daraufhin standen sich schon öfter die Autos gegenüber (rechts). Aber nun darf man nicht mehr von der Bahnhofstraße in Richtung Ortszentrum abbiegen. © Fotos L.G.

Abbiegen von der Bahnhofstraße in Richtung Ortszentrum nicht mehr erlaubt

Zunächst kam es immer wieder vor, dass sich in dem kleinen Straßenstück zwischen Andechser Hof und Bahnhofstraße gegenüberstanden. Die einen bogen aus der Bahnhofstraße in Richtung Ortszentrum ab, die anderen kamen von der anderen Seite und hatten gerade grün. Die eine Fahrspur reicht aber nur für ein Auto aus. Solche Aufeiandertreffen wird es nun wohl nicht mehr geben: Von der Bahnhofstraße aus darf man neuerdings nicht mehr nach links, also in Richtung Ortszentrum, abbiegen. Dafür kommt es in der Bahnhofstraße häufiger zu Wendemanövern, denn von oben hinunterfahren kann man nach wie vor.

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Kommentare

Am Gesperrtschild querab von Verla spielen sich täglich die oben geschilderten Szenen ab. Auto- und Motorradfahrer bräuchten dort eigentlich den Hinweis, dass sie an dieser Stelle nicht mehr weiter kommen und wenden müssen, um dann die Baustelle über Bernried und die B2 umfahren zu können. Ein Anruf beim Staatlichen Bauamt Weilheim ergab Interessantes: Zwei hoch engagierte Mitarbeiter nahmen sich viel Zeit, um die Misere zu erläutern, in der sie stecken. Sie dürfen nämlich nur Beschilderungsempfehlungen aussprechen, die dann (nicht zwingend) vom Landratsamt umgesetzt werden. Und sie dürfen keine Anordnung zum Wenden auf der Straße erlassen, das sei allein der Polizeibehörde erlaubt. So bleibt die einzige Möglichkeit, im Vorfeld in einer Art auf die Sperrung hinzuweisen, die von den Verkehrsteilnehmern registriert wird. In der Hoffnung, dass die Fahrer vorher legal wenden und der Umleitung folgen. Das erfolgt im Freizeitverkehr erfahrungsgemäß jedoch nur selten. (Die Schleichwege werden nicht empfohlen, um die Anwohner vom Verkehrsdruck zu entlasten.) Schlussendlich wurde deutlich, dass dieses Knirschen im Gebälk dem Bauamt sehr wohl bewusst ist und dass man dort tut, was getan werden kann. Man sei intensiv mit Feintuning befasst und man versuche gleichzeitig nach Kräften einen unübersichtlichen und widersprüchlichen Schilderwald zu verhindern. Das kam im Gespräch sehr glaubwürdig rüber und das Engagement war spürbar.
(Bearbeitet)
Wenn jetzt auch noch die Radler zwischen Schlösserweg und Bahnhofsstrasse, wie angewiesen, auf dem Gehweg absteigen „dadadn„ , könnte man sich dort sogar als Fussgänger fast sicher fühlen...
(Bearbeitet)
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