Verkehr
23.4.2019
Von vorOrt.news

Einbahnstraßen in Gegenrichtung beliebt

Beim „Fahrradklima-Test“ wird die Radl-Situation in Tutzing mit der Note 4,1 bewertet

Noch kurz vor Meldeschluss war offen gewesen, ob Tutzing beim „Fahrradklima-Test 2018“ des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) in die Wertung kommen würde. Denn dafür gelten mindestens 50 Teilnehmer als Voraussetzung. Aber dann hat es doch geklappt. 72 Teilnehmer waren schließlich für Tutzing dabei. Und jetzt stehen die Ergebnisse fest.

In einer Gesamtbewertung, die sich nach Schulnoten richtet, hat Tutzing die Note 4,1 erhalten - also ausreichend. Der ADFC bezeichnet die Bewertungen seines Fahrradklima-Tests in ganz Deutschland als „alarmierend“: Die Note für die Fahrradfreundlichkeit ist nach dem aktuellen Test von 3,81 (2016) auf 3,93 gesunken. Auch das Sicherheitsgefühl habe sich auf 4,16 verschlechtert. Von den Teilnehmern möchten nach Angaben des ADFC 81 Prozent am liebsten getrennt vom Autoverkehr Rad fahren, bei den Frauen sogar 86 Prozent.

Unter 186 Kommunen mit weniger als 20 000 Einwohnern ist Tutzing auf dem 147. Platz gelandet, in Bayern auf Platz 27 unter 36 Kommunen. Insgesamt wurden 683 Städte und Gemeinden bewertet (2016: 539). An Test und Umfrage haben sich 170 000 Bürger beteiligt - 40 Prozent mehr als 2016. Per Fragebogen konnten sie beurteilen, „ob beispielsweise Radwege im Winter geräumt werden oder ob sie sich sicher fühlen, wenn sie mit dem Fahrrad unterwegs sind“, so der ADFC.

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"Alarmierend" ist für den ADFC die Fahrradfreundlichkeit in Deutschland © ADFC / Gerhard Westrich
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Pluspunkte in Tutzing

Als positiv beurteilt wurden in Tutzing folgende Punkte: Viele Einbahnstraßen sind für Radfahrer auch in der Gegenrichtung geöffnet, es gibt ein gutes Angebot an öffentlichen Leihfahrrädern und öffentliche Verkehrsmittel nehmen Fahrräder mit. Bei allen drei Themen kommt Tutzing etwas besser weg als der Durchschnitt der Kommunen.

Die besten Noten - 3,1 - gab’s in Tutzing für die Erreichbarkeit der Ortsmitte mit dem Rad, die Erlaubnis zum Fahren in Gegenrichtung bei Einbahnstraßen und fürs Durchkommen: Am zügigen Fahren mit dem Rad gehindert oder zu Umwegen gezwungen fühlen sich viele in Tutzing offenbar nicht.

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Frei in beiden Richtungen:
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In Tutzing sind die Regeln
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bei Einbahnstraßen unterschiedlich

Minuspunkte in Tutzing

Negativ fielen den Verantwortlichen vor allem folgende Punkte auf: Schlechte oder keine Wegweisung für Radfahrer, geringes Sicherheitsgefühl und wenig Werbung für das Radfahren.

Ein paar Aspekte wurden in Tutzing mit besonders schlechten Noten bewertet. So etwa, dass großzügig geduldet werde, wenn Autofahrer auf Radwegen parken: Note 4,8. Oder dass Ampelschaltungen nicht gut auf Radfahrer abgestimmt sind: Ebenfalls 4,8. Noch negativer beurteilt wurde nur, dass keine Werbung fürs Radfahren stattfinde: 4,9. Nicht wenige Radfahrer fühlen sich auf der Fahrbahn bedrängt und behindert (Note 4,7). Auch die Familienfreundlichkeit beim Radfahren wird nicht allzu gut bewertet.

Bei den meisten untersuchten Details kommt Tutzing etwas schlechter weg als der Durchschnitt der Kommunen. Das gilt beispielsweise für den Gegensatz „Spaß oder Stress“. Weniger gute Noten erhalten hat Tutzing auch beim Fahren im Mischverkehr mit Autos, bei Abstellanlagen oder bei Ampelschaltungen für Radfahrer. Diese etwas schlechtere Bewertung setzt sich fort bei der Akzeptanz von Radfahrern als Verkehrsteilnehmer, beim Fahren auf Radwegen, bei der Erreichbarkeit des Zentrums, bei den Breiten der Radwege und bei Konflikten von Radfahrern mit Fußgängern.

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Mischverkehr mit Autos: Dafür gab's in Tutzing weniger gute Noten

ADFC will "nützliche Hinweise für Verbesserungen" geben

Der ADFC will mit den Ergebnissen Verkehrsplanern und politisch Verantwortlichen „lebensnahe Rückmeldungen zum Erfolg ihrer Radverkehrsförderung und nützliche Hinweise für Verbesserungen‘“ geben. Der ADFC-Fahrradklima-Test ist nach Angaben der Verantwortlichen die größte Befragung zum Radfahrklima weltweit. 2018 fand er zum achten Mal statt. Das Bundesverkehrsministerium fördert den Test aus Mitteln zur Umsetzung des Nationalen Radverkehrsplans 2020.

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Recht unterschiedlich:
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Abstellanlagen für Räder in Tutzing
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© Fotos: L.G.
Quelle Titelbild: L.G.
ID: 1786
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Kommentare

Was denn jetzt?
„Erreichbarkeit des Zentrums“ mit dem Rad - ein Plus- oder Minuspunkt für Tutzing?
Zugeparkte Radwege - wo soll das sein?
In Tutzing gibt es 3 reine Fußgänger-Ampeln, eine Abbiegeregelung mittels Ampel an der Hauptstraße/ Oskar-Schüler-Straße sowie eine temporäreAmpel an der Baustelle Lindemannstrasse. Welche dieser Anlagen könnte wohl für Radfahrer verbesserungsbedürftig sein.
Lieber ADFC! Bitte immer „den Ball flach halten!“ Und gute Vorschläge immer gerne...
Nach meinen Beobachtungen scheinen Radfahrer die Gruppe Verkehrteilnehmer zu sein die sich am allerwenigsten an Verkehrsregeln gebunden fühlt. Stopschilder, rote Ampeln und Radwege werden vielfach ignoriert. Die Erlaubnis zum gegengerichteten Fahrradfahren in Einbahnstraßen erscheint insofern fast überflüssig. Vielleicht sollte der ADFC auch mal in den eigenen Reihen für mehr Verkehrsicherheit werben. Ich fahr auch Fahrrad - aber nicht ständig mit dem Messer zwischen den Zähnen, um ES den bösen Autofahrern zu zeigen. Und ich komme damit eigentlich ganz gut zurecht.
(Bearbeitet)
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