Verkehr
13.2.2018
Von vorOrt.news

Debatte Hauptstraße: Aufenthaltsqualität

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Flaniermeile Tutzing: Diese Skizze hat der Architekt Martin Büscher Mitte 2015 in einem Tutzinger Bürgerforum vorgestellt © Martin Büscher

Das Tutzinger Ortszentrum als Flaniermeile, eine Wohlfühlzone mit behaglichen Plätzen und Bänken: Das ist eine Vision, die vielen gefällt. Auch für das Bürgerforum zur Neugestaltung der Hauptstraße am kommenden Montag, dem 19. Februar, könnte sie Gesprächsstoff bieten. Im Zuge der Planungen für die Neugestaltung der Hauptstraße sind sogar schon Skizzen entworfen worden, die den Eindruck einer Flaniermeile erwecken.

Bei einem solchen Entwurf, den der Architekt Martin Büscher 2015 auf einem Bürgerforum vorgestellt hat, war das Gebäude des heutigen Edeka- und damaligen Tengelmann-Marktes weiter von der Straße zurückgesetzt, als es derzeit der Fall ist. Dazu wurden erstaunte Fragen gestellt, denn es handelt sich um Privateigentum.

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Bisher steht der Supermarkt näher an der Straße. Wie lange wohl noch? © L.G.

Damals erklärte Bürgermeister Rudolf Krug dazu, bei Visionen für Neugestaltungen eines Ortes sei es die einzige Möglichkeit, so etwas in Bebauungsplänen festzulegen. Auch wenn zurzeit kein Abbruch geplant sei, könne nur so erreicht werden, dass ein Neubau eines Tages zurückgesetzt errichtet werde.

Das Stichwort "Aufenthaltsqualität" geistert schon lange durch die Diskussionen. An mehreren Stellen der Hauptstraße halten die Planer verbesserte Aufenthaltszonen für möglich - bei gleichzeitiger Reduzierung der Zahl von Parkplätzen. Dass der fließende Verkehr auf der Staatsstraße dennoch auch künftig gewährleistet sein muss, gilt allerdings als ebenso klar.

Beim Betrachten der Skizze von Martin Büscher rief eine Besucherin des Bürgerforums 2015 spontan aus: "Die Autos sind weg!" Tatsächlich wirkt diese Darstellung wie eine Fußgängerzone. Auf die Frage, wo denn die Autos seien, erwiderte Büscher damals: "Die fahren natürlich weiter." Den Widerspruch versuchte er mit dem Hinweis aufzuklären: "Wir sprechen über Visionen - aber das ist der Weg dorthin." Trotz der Staatsstraße könne mit gestalterischen Mitteln beispielsweise eine Platz-Wirkung erzielt werden.

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Pro und contra Wegfall von Parkplätzen

Über den Wegfall von Parkplätzen wird mittlerweile intensiv diskutiert. Die einen halten dies für sinnvoll, weil der gewonnene Platz für die Verbesserung der Aufenthaltsqualität genutzt werden könne. Die anderen sorgen sich, dass sich dann vielleicht nicht wenige Kunden abwenden und lieber dort einkaufen werden, wo sie ihre Autos direkt vor dem Ladeneingang abstellen können, also zum Beispiel in den großen Supermärkten. Vor einem Sterben der Geschäfte im Ortszentrum wird gewarnt - eine Entwicklung, wie man sie inzwischen aus nicht wenigen Orten kennt. Schlaglichtartig beleuchtet wurde die Problematik durch die Schließung der Brahms-Apotheke Ende 2017: Diese Maßnahme wurde von der Inhaberin damit begründet, dass sich die Kundenströme mehr und mehr zu den Einkaufszentren wie dem an der Lindemannstraße verlagert hätten.

Solchen Bedenken wird unter anderem entgegengehalten, dass bei der Grund- und Mittelschule an der Traubinger Straße ein Parkhaus errichtet werden soll, das zu Fuß gut vom Ortszentrum aus erreicht werden kann. Skeptiker verweisen jedoch darauf, dass selbst so ein Parkangebot gerade für ältere und für gehbehinderte Menschen eher problematisch sein wird, die dann wohl doch eher die Supermärkte vorziehen werden. Bisher ist der Bau des Parkhauses auch noch nicht konkret angepackt worden. Die Verzögerungen beim Baubeginn der Straßenarbeiten haben aber den Zeitdruck gedämpft.

Befürworter einer verbesserten Aufenthaltsqualität im Ortszentrum geben sich sicher, dass die erwarteten Vorteile von attraktiven Neugestaltungen die Nachteile mehr als ausgleichen und auch für die Geschäfte in diesem Bereich nicht etwa negativ, sondern sogar positiv wirken könnten. So wird auf Beispiele anderer Orte verwiesen, die gerade durch eine deutlich gesteigerte Attraktivität für Fußgänger und in der Folge auch durch alle möglichen kulturellen und sonstigen Angebote deutlich gewonnen hätten - mit Belebungen auch der Läden.

Quelle Titelbild: Martin Büscher
ID: 478
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