Traubing
10.4.2022
Von vorOrt.news

Trümmer ehrenamtlicher Arbeit

Traubinger Edelweißschützen können das Aus des Spielplatzes im Ried kaum fassen

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Aus und vorbei: Ein Bagger räumt die Seilbahn weg. Auch die anderen Spielgeräte werden abgebrochen. Die Hütte wollte niemand haben.

Betrübte Blicke gibt es dieser Tage auf dem ehemaligen Traubinger Spielplatz im Ried. Mitglieder der Edelweißschützen besuchen das Gelände gelegentlich und beobachten den Abbruch der Spielgeräte – jener Spielgeräte, die sie vor 13 Jahren aufgestellt haben.

Das war damals eine Aktion, die sich sehen lassen konnte: Auf Anregung von Gemeinderat Thomas Parstorfer haben die hoch engagierten Vereinsmitglieder privat viel gespendet und weiteres Geld gesammelt, um den alten, in die Jahre gekommenen Spielplatz am Ende des Keltenwegs komplett neu zu gestalten. Etwa 26 000 Euro sind damals zusammengekommen. Die Traubinger haben hochwertige Spielgeräte gekauft, die bei den Kindern nicht nur aus ihrem Ort Begeisterung ausgelöst haben. Das Highlight: Eine Seilbahn für 13 000 Euro. Alle diese Geräte haben die Vereinsmitglieder selbst aufgestellt. Etwa ein Vierteljahr lang haben sie den Spielplatz mit enormem Aufwand gestaltet.

Ein Kinderparadies - bis ein Hochwasser den Anfang vom Ende einleitete

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Die Seilbahn, als sie noch in Betrieb war - ein Highlight für Kinder von nah und fern

Rund 2000 Arbeitsstunden sind beim Aufbau des Spielplatzes zusammengekommen, schätzt Josef Schleich, der damals Schützenmeister war. Etliche Betriebe haben den Edelweißschützen dabei geholfen, Material beigesteuert, sie in vieler Hinsicht unterstützt. Wenn noch etwas gebraucht wurde, fand sich immer jemand, der es besorgt und bezahlt hat. Hunderte Menschen nahmen an einer Einweihungsfeier teil, unter ihnen der in Tutzing lebende Musiker Peter Maffay.

Auch anschließend sorgten Vereinsmitglieder intensiv für den Spielplatz. Schleich hat immer wieder nach dem Rechten gesehen, alles überprüft und für die Instandhaltung gesorgt. Später hat der Verein den Platz und die Instandhaltung auf die Gemeinde Tutzing übertragen, dazu Geld für die Pflege, erinnert sich Vereinsmitglied Reinhard Weiß. „Was dann gemacht worden ist, weiß ich nicht“, sagt Schleich.

In all den Jahren war der Spielplatz wie ein Kinderparadies. Ein Hochwasser im Jahr 2019 aber leitete für den Anfang von seinem Ende ein. Der direkt vorbei fließende Schwarze Graben überflutete ihn. Damals schloss die Gemeinde ihn zunächst, kündigte Reparaturen und Teilerneuerungen der Geräte an, beschloss dann aber doch seine komplette Stilllegung. Das begründete sie mit den Wasserschäden und Problemen mit der Pflege.

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Der neue Spielplatz im Traubinger Zentrum soll bald eröffnet werden

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Ersatz im Zentrum: Der neue Spielplatz in der Nähe der Traubinger Kirche ist weitgehend fertig, er soll demnächst eröffnet werden

In Zusammenarbeit mit der Kirche hat die Gemeinde unterdessen auf deren Grund in der Nähe der Kirche Mariä Geburt, der Schule und des Kindergartens einen neuen Spielplatz angelegt, der nach derzeitigem Stand wohl in ein paar Wochen eröffnet werden wird. Die 2009 installierten Geräte standen bisher weiter, aber ungenutzt auf dem Gelände am Keltenweg, das ebenfalls der Kirche gehört. Nun hatte der stellvertretende Leiter des Tutzinger Bauhofs, Werner Ascher-Blessing, zwei Mitarbeiter für ihren Abbruch zur Verfügung, deshalb geschieht dies jetzt. Die Fläche, die ebenfalls Kircheneigentum ist, soll wieder in ihren früheren Zustand zurück versetzt werden.

Als die Mitglieder der Edelweißschützen davon erfuhren, war das für sie wie ein Schlag, obwohl das Ende des Spielplatzes längst feststand. Mehrere von ihnen trafen sich in dieser Woche noch einmal dort - und standen vor den Trümmern ihrer ehrenamtlichen Arbeit Jahre zuvor. Ein Bagger war gerade dabei, die Reste der Seilbahn zu beseitigen. Die Vereinsmitglieder schauten sichtlich fassungslos zu.

Wiederaufbau der Spielgeräte an anderer Stelle nicht erlaubt

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Letzte Blicke auf den von ihnen aufgebauten Spielplatz: Heinz Kagerbauer, Josef Schleich und Reinhard Weiß (von links) gehörten zu den bei diesem Projekt besonders engagierten Mitgliedern der Traubinger Edelweißschützen © Fotos: L.G.

„Jetzt wird alles platt gemacht“, klagte Schleich, „das tut mir sehr weh.“ Auch der Bauunternehmer Heinz Kagerbauer, der 2009 einer der tatkräftigen Unterstützer war, wollte es kaum glauben „So kaputt waren die Geräte doch gar nicht“, kommentierte er verständnislos. Weiß zeigte sich sogar überzeugt: „Man hätte den Spielplatz erhalten können.“

Schleich will nicht verstehen, weshalb kein einziges der Geräte für den neuen Spielplatz verwendet worden ist. Bauhof-Vizechef Ascher-Blessing hörte sich das alles bei dem kleinen Treffen am Spielplatz an, und er war sichtlich voller Verständnis für die Traubinger. Aber er hatte den Auftrag erhalten, die Spielgeräte zu beseitigen, und er stellte klar, was Sache ist: Sachverständige, die die Spielplätze jährlich kontrollieren, hätten erklärt, dass es zwar Bestandsschutz gebe, dass die Geräte aber nicht an anderer Stelle wieder aufgebaut werden dürften. Heute gebe es ganz andere Geräte und viele Auflagen. Man habe versucht, sie zu verkaufen. Es seien auch Interessenten in Traubing gewesen, aber letztlich hätten sie alle abgesagt. Ob jemand eine alte Hütte haben wolle, die noch da stand, fragte er, aber da meldete sich niemand. Aber wenigstens eine alte Rutschbahn will Josef Schleich zurückhaben.

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Kommentare

Traurig, aber wahr.
Es ist schon auch ein Stück weit verwunderlich, dass Spielgeräte, die den Kindern bislang nicht geschadet, sondern viel Freude bereitet haben, nur durch einen Standortwechsel als - auf Deutsch gesagt - zu gefährlich eingestuft werden?
Da verwundert es erst recht, dass heutzutage überhaupt noch Spielgeräte aufgestellt werden , die:
-> die keine KI-gestützte Sicherheitsüberwachung mit integriertem, vollautomatischen Notrufassistenten beinhalten.
-> nicht 100 % Smartphone kompatibel sind.

;-)
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