Von M. Koch, C. Binder, P. Christ und P. Hanak

Schrott und ein Schmunzelfriedhof

Das war mal etwas ganz anderes im Sitzungssaal des Tutzinger Rathauses. Wahre Schmankerl zeigte die Fotogruppe Traubing dort am Freitag bei der Tutzinger Kulturnacht. Raffinierte Fototechniken konnten bewundert werden, dem Schrott wurden künstlerische Aspekte abgewonnen. Sogar ein „Friedhof zum Todlachen“ war dabei.

Ganz neues Ambiente des Rathaussaals

Der Sitzungssaal des Rathauses war fast nicht wiederzuerkennen. Die Tische, an denen normalerweise Bürgermeister, Gemeinderäte und andere über Tutzings Wohl diskutierten, waren weggeräumt worden. Stattdessen waren Stuhlreihen aufgestellt worden - und zwar so, dass die Besucher zu einer der beiden im Saal hängenden Leinwände schauten, und zwar in Richtung Kirchenstraße. Bei den Gemeinderatssitzungen dagegen ist die Blickrichtung der Kommunalpolitiker zur Kirchenstraße hin.

In diesem ganz anderen Ambiente des Rathaussaals waren fünf Mitglieder der Fotogruppe mit Beiträgen unterschiedlichster Art vertreten. Da nahmen Klaus-Michael Zahn und Karin Zahn die Besucher zu einem Hundeschlittenrennen in Wallgau mit, während Maria Koch die künstlerischen Aspekte von Schrott in Bildern festhielt.. Die Gäste konnten verfolgen, wie Christian Binder mit verschiedenen Mehrfachbelichtungen ganz neue Bildkompositionen entstehen ließ, dann wieder lernten sie die Stadt Weilheim auf völlig neue Art kennen, weil Peter Christ sie mit verschiedenen Lichtmotiven fotografiert hatte..

Der Friedhof zum Todlachen

Zu den ausgefallensten Motiven gehörte "Der Friedhof zum Todlachen" gehören, ein Beitrag von Peter Hanak aus Pähl. Er lud seine Gäste ein, „den einzigen Friedhof der Welt ohne Tote mit Lachgarantie zu besuchen“. Der befindet sich im Dorf Kramsach in Tirol, das für das Tiroler Bauernhofmuseum und Österreichs Glasfachschule bekannt ist, vor allem aber für den „Schmunzelfriedhof“ von Hans Guggenberger. Er hat hinter seiner Kunstschmiede von etwa 800 gesammelten Grabkreuzen eine Auswahl von rund 50 Stück restauriert und als „Friedhof“ aufgestellt. Viele von ihnen stammen aus dem 18. und 19. Jahrhundert, fast alle aus dem Alpenraum.

Die Spruchtafeln haben sogenannte Täfelmaler gefertigt. Sie waren manchmal die Einzigen, die des Schreibens halbwegs mächtig waren. Wenn Familiengräber aufgelöst wurden, wusste man oft nicht so recht wohin mit den Grabkreuzen. Deshalb landeten sie oft im Altmetall oder auf dem Dachböden. Die wenigsten bekommt Hans Guggenberger umsonst. Für das teuerste Schmiedegrabkreuz hat er etwa 4500 Euro bezahlt. Das Restaurieren kostete nochmals einige Tausender.

Erhaltenswert sind aber nicht nur die Schmiedekunstarbeiten, sondern auch die Grabsprüche - sozusagen die kürzesten Lebensläufe, die man sich vorstellen kann. Manchmal bleibt einem das Lachen fast im Hals stecken- so zum Beispiel beim Lieblingsspruch vieler Besucher: „Hier ruht Martin Krug, der Kinder, Weib und Orgel schlug.“ Daseins- und Wirkungsstätte dieses groben Organisten war die Ortschaft Wiesing am Aachensee. Hans Guggenberger hat sich auch schon einen Spruch für sein eigenes Grab ausgesucht - obwohl er noch sehr gern lebt, wie Hanak hinzufügt. Dennoch hat er schon einen Spruch für künftig Vorbeigehende vorbereitet: „Wanderer steh` still und weine, hier ruhen meine Gebeine. Ich wollt es wären deine!“

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Der Reiz verrosteter Maschinenteile

Schrottig schön" lautete der Titel des Beitrags von Maria Koch. Ihre Fotos entstanden in der ehemaligen Dampfmaschinenstation bei Medemblik im nördlichen Holland. Das Pumpwerk stammt von 1869 und ist zum Entwässern oder Fluten der Polderlandschaft weiterhin betriebsbereit. Maria Koch durfte dort sowohl die im Museum sorgsam gepflegten und funktionierenden Maschinen als auch auf dem Gelände ausgemusterte und verrostete Maschinenteile fotografieren: "Passte wunderbar zu meinem Thema.“

Bewegungsspuren der Sterne im Bild

Eine besondere Fotografierkunst präsentierte Christian Binder: so genannte „Multishottechniken“ mit der Kamera. Bei der Kulturnacht präsentierte er zwei verschiedene Arten der Mehrfachbelichtung in der Kamera, mit denen er sich seit kurzem beschäftigt. Bei der klassischen Mehrfachbelichtung wird das Bild mit zwei unterschiedlichen Motiven belichtet. So entstehen neue Bildkompositionen.

Bei der zweiten Multishottechnik handelt es sich um die so genannte „LiveComposite“-Funktion. Anhand von Nachtaufnahmen aus Raisting werden Langzeitbelichtungen von mehr als 50 Minuten gezeigt, bei denen aufgrund der Erdrotation die Bewegungsspuren der Sterne - so genannte Startrails - sichtbar werden. Die spezielle Aufnahmetechnik ermöglicht durch Mehrfachbelichtung und Zusammenrechnung der Bilder in der Kamera die Erfassung dieser, verglichen mit dem Umgebungslicht schwachen Sternspuren, ohne dass eine Überbelichtung dieser Umgebung stattfindet.

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Wahre Bildkünstler: Mitglieder der Fotogruppe Traubing © Fotogruppe Traubing

Weilheimer Lichtmotive

Peter Christ, der Leiter der Fotogruppe, präsentierte eine audiovisuelle Show mit Bildern, die er bei einer Lichtershow von Philipp Geist im Oktober 2016 in Weilheim aufgenommen hat. Der Titel der AV-Show trägt den Namen „Lichtkunst-Festival in Weilheim“. Während der Lichtershow hat sich Christ mit Stativ in der Stadt Weilheim auf den Weg gemacht und die einzelnen Gebäude mehrfach - das heißt mit unterschiedlichen Lichtmotiven - fotografiert. Die Gebäude mit den unterschiedlichen Lichtmotiven waren Gegenstand seines Beitrags.

Quelle Titelbild: Peter Hanak
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