Kommunikation
17.1.2023
Von vorOrt.news

Wellen des Unmuts in Monatshausen

Unterschriftenliste gegen Mobilfunkmast – Bald Versammlung gefordert – Morgen im Gemeinderat

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Ein Vodafone-Mobilfunkmast bei Bad Wiessee © Vodafone

Die Welle der Erregung wegen einer geplanten Mobilfunk-Anlage ist in Monatshausen immer weiter angeschwollen. Morgen steht dieses Thema auf der Tagesordnung des Tutzinger Gemeinderats (im Sitzungssaal des Rathauses, Beginn 18 Uhr). In dieser Angelegenheit, die zurzeit offenkundig das beherrschende Gesprächsthema in diesem Tutzinger Ortsteil bildet, sind zuvor Unterschriften gesammelt worden. 50 Einheimische haben unterschrieben.

Die Unterschriften sind mittlerweile Tutzings Bürgermeisterin Marlene Greinwald und – anonym - auch uns bei vorOrt.news zugestellt worden. In einem dazu verfassten Schreiben fordern die Initiatoren eine weitere Bürgerversammlung im Januar 2023. Berichtet wird über eine erste Bürgerversammlung im Dezember 2022 in dieser Angelegenheit, zu der nach Angaben aus Monatshausen kurzfristig eingeladen worden war. Auch einige Gemeinderäte sollen dort anwesend gewesen sein.

Bei der nun geforderten weiteren Versammlung sollten nach dem Wunsch der Initiatoren zwei Experten zusammenfinden und ihre Argumente pro und contra „in einem sachlichen, fairen Diskurs wiedergeben“, um so die Menschen im Ort „auf einen höheren Erkenntnisstand“ zu bringen. Die stichhaltigsten Studien, Analysen und Argumente, die kräftigsten Beweise sollen die Einheimischen überzeugen. An die Tutzinger Bürgermeisterin richten die Initiatoren die „dringlichste“ Bitte, einen Gesprächspartner ihrer Wahl für eine sachliche Diskussionsrunde zu gewinnen, der mit einem anderen, von Monatshauser Seite gewählten Experten eine „fairen Diskurs im Beisein aller interessierten Bürger/innen“ führen soll. Hierzu erwarten die Initiatoren ein Feedback oder eine Information von der Gemeindespitze bis zum Freitag dieser Woche, wie sie schreiben.

Bürgermeisterin bezeichnet bereits unterschriebenen Vertrag als großes Problem

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Über diese Stelle wird zurzeit in Monatshhausen am meisten diskutiert: Mit dieser Karte und dem gelben Punkt zeigte die Gemeinde in einer Sitzung, wo der Mast geplant ist © Plan: Gemeinde Tutzing / Foto L.G.

Der „Starnberger Merkur“ zitiert Bürgermeisterin Greinwald unterdessen damit, dass der Gemeinde nun endlich der offizielle Antrag zur Errichtung eines Mobilfunkmasts bei Monatshausen vorliege und nicht nur die Information von Anwohnern: „Jetzt können wir reagieren.“ Der Gemeinderat soll sich außerdem mit einer möglichen Fortschreibung des Mobilfunkkonzepts befassen, nach dem die Gemeinde interessierten Betreibern mögliche Standorte für Masten vorschlägt.

Als großes Problem hat es die Bürgermeisterin nach Angaben des Starnberger Merkur bezeichnet, dass es bereits einen unterschriebenen Vertrag für einen Mobilfunk-Standort zwischen einem Betreiber und einem Grundstückseigentümer aus Monatshausen gebe. Selbst, wenn die Gemeinde ein Grundstück zur Verfügung stelle, werde ihr entgegengehalten werden, ein Rücktritt von diesem Vertrag sei nicht möglich. Das Rathaus hätte vorab informiert werden müssen, sagte die Bürgermeisterin dem Bericht zufolge: „Dann hätten wir noch was machen können.“ Aber jetzt seien Tatsachen geschaffen.

Im Bauausschuss des Gemeinderats hatte die Rathausverwaltung Ende November 2022 mit erkennbarer Verwunderung mitgeteilt, dass ein Münchner Unternehmen namens „FSP-services GmbH“ zwar Nachbarn des für die Anlage vorgesehenen Grundstücks über die Planung in Kenntnis gesetzt habe, nicht aber die Gemeinde Tutzing, obwohl sie mit einem dort vorbeiführenden Weg selbst zu den direkten Anliegern gehört. Als die Gemeinde damals von Anwohnern auf die Planung hingewiesen wurde, hat sie nach eigenen Angaben nachgehakt und erst daraufhin die Informationen erhalten.

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Einheimische sprechen von "Technologie-Zombie"

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Schon vor Weihnachten kamen wegen des Mobilfunkplans etliche Menschen aus Monastshausen zu einer Sitzung im Rathaus. Sprechen durften sie dort nicht - umso mehr diskutierten sie anschließend noch lange, © L.G.

„Die Wellen des Unmuts haben sich in Monatshausen auch nach den Festtagen nicht glätten lassen“, teilen die Initiatoren in dem Begleitschreiben zur Unterschriftenliste mit. Das Entsetzen über den geplanten Bau eines „unnötigen Funkmasten“ sei bei der übergroßen Mehrheit der Einheimischen weiterhin sehr hoch – „vermutlich noch höher als die Länge des gefährlichen Strahlenturms von fast 60 Metern“. Die Versammlung im Monatshauser Feuerwehrhaus im alten Jahr habe im nachhinein noch mehr Fragen aufgeworfen – und es hätten sich zudem auch Gerüchte verbreitet.

Viele Einheimische in Monatshausen betrachteten den Masten wegen der 58 Meter Höhe als ein „unschönes Geschöpf in einer ansonsten blühenden Landschaft“, schreiben die Initiatoren weiter. Manche sagten, der „Technologie-Zombie“ schade sowohl der Gesundheit als auch der Seele von Mensch, Tier und Natur: „Und dieser allseits sichtbare Technologie-Dämon brächte möglicherweise Erkrankungen bis hin zu vorzeitigen Todesfällen mit sich.“ Den – finanziellen - Nutzen hätten wenige, meinen die Verfasser: „Nur einzelne Personen aus der Ortschaft gehen mit der Thematik scheinbar undifferenziert um.“ Selbst Spaziergänger und Wanderer brächten im Gespräch unmissverständlich zum Ausdruck: „Bisher ging’s doch auch ohne, nicht wahr? Ich bin netzmäßig hier top versorgt!“ Auch etliche Einheimische von Monatshausen bekräftigen immer wieder, ihre Mobilfunk-Versorgung sei sehr gut.

Initiatoren verweisen auf verpflichtende Beteiligung der Gemeinde bei der Standortwahl

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Ein Mobilfunkmast von oben © Vodafone-Kommunkation

In einem weiteren Schreiben verweisen die Initiatoren auf eine verpflichtende Beteiligung der Gemeinde bei der Standortwahl von Mobilfunk-Anlagen (siehe pdf unten). Sie erkundigen sich, ob die Gemeinde Tutzing in der Zwischenzeit dafür Sorge getragen habe, dieser Verpflichtung „in allen Facetten nachzukommen“. Die Errichtung von Mobilfunk-Anlagen sei zwar im Außenbereich privilegiert zulässig, jedoch nach dem Willen des Bundesgesetzgebers grundsätzlich von Bebauung freizuhalten.

Weiter hingewiesen wird in dem Schreiben auf Angaben der Gemeinde, dass sie Vodafone zwei Standort-Vorschläge gemacht habe, die aber nicht akzeptiert worden seien. Verbunden wird dies mit der Frage, ob die Gemeinde hierfür eine detaillierte Begründung angefordert habe. Zitiert wird auch eine auf vorOrt.news veröffentlichte Erklärung der Tutzinger Ortsgruppe im Bund Naturschutz, in der sich diese „entsetzt“ über die Pläne von Vodafone äußert und die Einheimischen auffordert, sich „gegen die Zerstörung des Landschaftsbildes“ zu wehren.

Gemeinde Tutzing kündigt rechtliche Prüfung an

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Mit Pflanzen verschönt: Blick auf einen Mobilfunkmasten auf der Plattform "pixabay" © pixabay

Für „weiße Löcher“ in den Funkverbindungen, die angeführt worden waren, gebe es nach der Daten-/Funkkartenabdeckungs-Darlegung der Bundesnetzagentur keine Hinweise, kritisieren die Initiatoren. Die Bürgermeisterin wird in dem Schreiben mit der Aussage zitiert, dass sich die Gemeinde in dieser Angelegenheit nicht in einen jahrelangen Prozess hineinziehen lassen werde. Der Eindruck, die Kommune habe hier kaum eine effiziente Handlungsmöglichkeit, widerspreche der juristischen Wirklichkeit. Gegenüber dem Starnberger Merkur hat die Tutzinger Rathauschefin nun die Beauftragung eines Anwalts angekündigt, um die rechtliche Lage zu prüfen, wie aus dem Zeitungsbericht hervorgeht.

In dem Schreiben plädieren die Initiatoren für die kurzfristige Erstellung einer aktuellen Mobilfunk-Leitplanung durch die Gemeinde Tutzing. Eine solche Planung müsse von „industrie- und verwaltungsunabhängigen Experten“ erarbeitet werden, „um eine größtmögliche Minimierung der Immisionsbelastung zum Schutz der Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Tutzing zu erreichen“. Einer auf Festnetz-Technologie basierenden Breitbandversorgung – Glasfaser – sei dabei der Vorrang zu geben.

Monatshauser Standort gilt beim Landesamt für Umwelt als "nicht nachvollziehbar"

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„Die Figur der Justitia mit der Waage sei unser aller Vorbild.“ © pixabay

Die Initiatoren der Unterschriftensammlung zeigen sich offen, welcher Experte bei der geforderten weiteren Versammlung die „Pro-Mast“-Richtung vertritt. Er könne von Vodafone oder einer anderen der einbezogenen Firmen wie „Vantage Tower“ oder „FSP Service“ kommen.

Den großen Wunsch der meisten Einheimischen in Monatshausen formulieren sie so: „Dass man den schiefen Haussegen in der Ortschaft wieder geraderückt.“ Dass man „nicht einfach hinter dem Rücken und zur Last der überwältigenden Mehrheit der Ansässigen irgendwelche gefährlichen Strahlengeister aus der Flasche“ lasse. „Die Betroffenen“ sollten Gehör finden, schreiben die Initiatoren, „und man möge mit den Kritikern und ängstlichen Menschen einen fairen Austausch suchen“. Das sachliche Argument solle den Ausschlag geben: „Die Figur der Justitia mit der Waage sei unser aller Vorbild.“ Sie habe bekanntlich nach sorgfältiger Abwägung der Sachlage geurteilt.

Zitiert wird dabei ein Vertreter des Bayerischen Landesamts für Umwelt, Dr. Thomas Kurz, der bei der ersten Versammlung im Dezember nach Angaben des „Starnberger Merkur“ von Bürgermeisterin Greinwald eingeladen worden war. Mit ihm zusammen habe man damals trotz Dunkelheit die für die Mobilfunk-Anlage vorgesehene Stelle aufgesucht, berichten Einheimische. Kurz habe sich – auch in Hinblick auf den zur Ilkahöhe weiter führenden Weg - sehr verwundert gezeigt und erklärt, der vorgesehene Ort für den Funkmasten sei für ihn „aktuell nicht nachvollziehbar“.

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