Von vorOrt.news

Verena von Jordan-Marstrander an der Spitze

Freie Wähler stellen Gemeinderatsliste auf - Marlene Greinwald: „Ich habe keine Macht“

Die Freien Wähler von Tutzing haben am Montagabend ihre Gemeinderatsliste für die Kommunalwahl im nächsten Jahr aufgestellt. Bei der Gruppe gibt es einige wichtige personelle Änderungen. Zwei ihrer „Zugpferde“ vom letzten Mal sind nicht mehr auf der Liste: Dr. Toni Aigner, der älteste Tutzinger Gemeinderat und zweimalige Bürgermeister-Kandidat von 1990 und 1996, tritt nicht mehr an. Auch Marlene Greinwald, die „Stimmenkönigin“ von 2014, kann nicht gewählt werden.

Auf Platz eins der Liste steht nun die Frau, die für die Freien Wähler in den Gemeinderat nachgerückt ist, als Marlene Greinwald Ende Januar 2018 zur Bürgermeisterin gewählt wurde: Verena von Jordan-Marstrander. Dr. Heinrich Reiter, mit 73 Jahren nach eigenen Worten der Senior unter den Bewerbern der Gruppe, kandidiert auf Platz zwei. Schon auf Platz drei steht Conny May, die den Vorsitz der Freien Wähler vor einem Jahr von Marlene Greinwald übernommen hat, und auf Platz vier folgt Stefan Feldhütter.

"Stimmenkönigin" Greinwald hat eine Kandidatur auf der Liste abgelehnt

Vier Gemeinderatsmandate haben die Freien Wähler in Tutzing zurzeit. Wenn man Marlene Greinwald hinzuzählt, sind es fünf Mandate. So viele Sitze im Gemeinderat hatten die Freien Wähler noch nie, auch nicht zu der Zeit, als sie unter dem Namen „Parteiloser Wähler-Block“ (PWB) über lange Zeit - wie auch heute - die zweitstärkste Kraft hinter der CSU waren, die derzeit sieben Gemeinderatsmandate hat.

Wegen einer neuen Regelung hätte es durchaus die Möglichkeit gegeben, dass Marlene Greinwald auch für den Gemeinderat kandidiert, obwohl sie für sechs Jahre - also bis 2024 - zur Bürgermeisterin gewählt worden ist. Über diese Variante ist in der Gruppe tatsächlich diskutiert worden, und einige ihrer Mitglieder hätten dies wohl ganz gern gesehen, weil die Chancen der Freien Wähler auf ein Mandat mehr vielleicht mit der „Stimmenkönigin“ von 2014 gestiegen wären. Doch Marlene Greinwald hat dies klar abgelehnt, wie vorOrt.news am Rande bestätigt wurde. Darauf angesprochen sagte sie: „Das hätte ich als Wählertäuschung empfunden.“ Ein Ziel für die Zahl der Mandate bei der Kommunalwahl nannte bei der Versammlung niemand. Am Rande klang in mehreren Gesprächen durch, dass man sich freuen würde, wenn wieder die derzeit vier Mandate - ohne Bürgermeisterin - erreicht würden.

In größerer Runde nutzte Greinwald die Aufstellungsversammlung zu einigen grundlegenden Bemerkungen über ihr Amtsverständnis und über die kommunalpolitische Arbeit. Gemeinderäte seien Dienstleister von Tutzing, sagte sie: „Ich habe keine Macht, es geht nicht darum, meine Interessen durchzusetzen.“ Zurzeit laufe es im Gemeinderat gut: „Weil wir keine absolute Mehrheit mehr haben, reden wir miteinander - das hätten wir viel früher haben und viel mehr für Tutzing tun können.“ In der nächsten Zeit werde es zwar „ein bisschen Wahlkampf“ geben, doch: „Ich denke, ab April werden wir wieder ganz normal miteinander reden können.“ Das sei nicht schlimm, weil sie als Bürgermeisterin nicht zur Wahl stehe. Sie wünsche sich eine gute Zusammenarbeit aller, und: „Dass nicht ein Riss durch Tutzing geht.“

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Die Gemeinderatsliste der Freien Wähler Tutzing:

1. Verena von Jordan-Marstrander, Ärztin, 50 Jahre
2. Dr. Heinrich Reiter, Vorsitzender Richter am Oberlandesgericht a.D., 73 Jahre
3. Conny May, Grafik-Designerin und Marketing-Managerin, 43 Jahre
4. Stefan Feldhütter, Risiko-Consultant, 58 Jahre
5. Julia Seiss, Erzieherin, 35 Jahre
6. Claus Piesch, Berufsoffizier und Nachrichtentechniker, 50 Jahre
7. Edith Eckbauer, Geschäftsführerin und Kursleiterin Volkshochschule, 70 Jahre
8. Erich Jech, freiberuflicher Medien- und Webdesigner, 63 Jahre
9. Susanne Stolzenberg-Hecht, Studiendirektorin, 57 Jahre
10. Clemens Bartmann, Diplom-Sozialpädagoge und Geschäftsführer, 45 Jahre
11. Mildred Steidle, Agraringenieurin, 53 Jahre
12. Michael Wrase, Hausmeister, 62 Jahre
13. Anna Rampf, Justizangestellte, 26 Jahre
14. Peter Schallameier, selbstständiger Kaufmann, 60 Jahre
15. Dr. Lilian Reiter, Pharmazeutin, 42 Jahre
16. Stefan Löger, Fachinformatiker, 38 Jahre
17. Dr. Gabriele Betzl, Ärztin, 53 Jahre
18. Christian Tabernig, Geschäftsführer, 51 Jahre
19. Claudia Roll, PR-Beraterin, 56 Jahre
20. Quirin Schallameier, Verwaltungsinspektoranwärter, 30 Jahre
Ersatz: Dr. Helmut Bauer

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© L.G.

Die Kandidaten, die bei der Aufstellungsversammlung anwesend waren, mit Bürgermeisterin und Landratskandidat:
Obere Reihe von links: Julia Seiss, Clemens Bartmann, Erich Jech, Michael Wrase, Claus Piesch, Dr. Helmut Bauer
Mittlere Reihe von links: Matthias Vilsmayer, Conny May, Dr. Heinrich Reiter, Verena von Jordan-Marstrander, Mildred Steidle
Untere Reihe von links: Anna Rampf, Stefan Feldhütter, Marlene Greinwald, Edith Eckbauer

"Eine ganz besonders ausgewogene Liste"

Die Versammlung war öffentlich, auch eine Reihe von Nichtmitgliedern nahm teil. Nicht alle Parteien und Gruppen halten ihre Aufstellungsversammlungen öffentlich ab, manche beschließen ihre Listen intern. Die Kandidaten stellten sich und ihre Interessen einzeln in kurzen Präsentationen vor. Auch in dieser Hinsicht gibt es bei den Parteien und Gruppen Unterschiede, manchmal werden Kandidaten – gelegentlich zur Verwunderung der eigenen Mitglieder - überhaupt nicht oder nur sehr mäßig vorgestellt, obwohl sie keineswegs allen bekannt sind.

Die Gemeinderatsliste der Freien Wähler war vorbereitet worden. Nachdem sich alle vorgestellt hatten, wurde in einer vorab beschlossenen Blockwahl über die komplette Liste abgestimmt. Dabei gab es 19 Ja-Stimmen und eine Enthaltung.

Conny May bezeichnete die Liste der Freien Wähler als „ganz besonders ausgewogen - mit Jüngeren und Älteren, allen möglichen Berufsrichtungen und vielen auch ehrenamtlich engagierten Menschen. Die Aufstellung wartet mit einigen bekannten Tutzinger Namen und etlichen lokalpolitischen Neulingen auf. Auf ihr stehen auch einige Kandidaten, die man bisher eher von anderen Parteien kannte. Auf Platz sechs beispielsweise steht Claus Piesch, der vor zwei Jahren noch einer der beiden Bewerber um die Bürgermeister-Kandidatur der CSU war und in diesem Wettbewerb gegen Florian Schotter unterlag. Piesch hat die CSU mittlerweile verlassen. Und auf Platz acht kandidiert bei den Freien Wählern Erich Jech aus Kampberg, der sich zuvor für die ödp engagiert hatte. Neu in der Lokalpolitik und schon relativ weit vorn auf der Liste, nämlich auf Platz fünf, steht Julia Seiss, die Leiterin der von einer Elterninitiative geführten „Kinderoase“. Eine sehr bekannte Sportlerin bewirbt sich auf Platz sieben: Edith Eckbauer, die 1976 bei den Olympischen Spielen die Bronzemedaille im Rudern gewonnen hat.

"Reissverschlusssystem" der Geschlechter - bei den Freien Wählern einmalig

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Reissverschlusssystem - farblich dokumentiert © L.G.

Nicht zuletzt fällt eine klare Mischung der Geschlechter auf: Immer eine Frau und ein Mann wechseln sich ab. Mit so einem „Reißverschlusssystem“ seien die Tutzinger die einzige Ortsgruppe der Freien Wähler im Landkreis Starnberg, sagte am Rande der Landratskandidat der Partei, Matthias Vilsmayer aus Gilching, der auch als Wahlleiter fungierte, sichtlich beeindruckt.

Ein Rotationsprinzip wie bei den Grünen gibt es bei den Freien Wählern nicht. Bei vielen anderen Parteien und Gruppen, die zurzeit ihre Kandidatenlisten für die Kommunalwahl aufstellen, sind eher die Männer - oft sogar recht deutlich - in der Mehrheit. Auf eine solche klare Abwechslung hatten es Tutzings Freie Wähler offenbar gar nicht angelegt, wie ihre Vorsitzende Conny May erzählte: Es habe sich so ergeben.

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