Von vorOrt.news

„Ein kleiner Maulkorb“

Kann „Plan B“ Verkauf der Kustermannvilla verhindern? - Keine konkreten Antworten auf bohrende Fragen

Viele interessante Tutzinger Themen wurden gestreift, als am Freitagabend auf Einladung der Süddeutschen Zeitung die erste Diskussion vor der Bürgermeisterwahl zwischen Rathauschefin Marlene Greinwald (Freie Wähler) und ihrem Herausforderer Ludwig Horn (CSU) stattfand. Bürgermeisterwahl: Fragen nach den Unterschieden Bei einem dieser Themen ging es um ein Tutzinger Politikum: Soll die Kustermannvilla wirklich verkauft werden, um die 25 Millionen Euro oder mehr für die Sanierung der Mittelschule finanzieren zu können? SZ-Reporterin Viktoria Spinrad verwies darauf, dass Tutzing die Kustermannvilla für diesen Zweck quasi verpfänden musste. Sie fragte: „Hat Tutzing ein Einnahmen- oder ein Ausgabenproblem?“

Greinwald verwies auf den schon sehr lange bestehenden Sanierungsbedarf bei der Schule. Die Gemeinde könne aber wegen ihrer Finanzlage nicht so einfach einen Kredit aufnehmen. Der „Geschäftsbesorger“ - das ist die Firma „BayernGrund“, die die Sanierung im Auftrag der Gemeinde betreut – benötige zur Absicherung eine „werthaltige Immobilie“, und die einzige entsprechende Immobilie, die Tutzing besitze, sei die Kustermannvilla. Greinwald fügte aber hinzu: „Wir wollen die Kustermannvilla nicht verkaufen.“ Und dann erwähnte sie „einen Plan B“. Mit dem habe man sich schon intensiv befasst. „Das stand ja auch irgendwo auf einer Plattform, was wir da machen wollen“, ergänzte sie. Damit meinte sie wohl die Berichterstattung auf vorOrt.news über eine offenbar schon seit längerer Zeit nicht-öffentlich besprochene Variante: Danach soll vielleicht ein Teil des Kustermannparks neben der Villa - dort, wo sich gegenüber der Shell-Tankstelle ein Weg zum Seeufer befindet - abgetrennt, mit Baurecht versehen und verkauft werden. Start an Tutzings nächster Großbaustelle

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"Plan B": Diese Variante dürfte sich auf geplantes Baurecht an der Stelle des Wegs zum Seeufer beziehen - aber bestätigen wollten das bisher weder Marlene Greinwald noch Ludwig Horn © L.G.
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Zum drohenden Verkauf der Kustermannvilla erklärte Greinwald nochmals: „Wir werden alles tun, dass wir es nicht müssen.“ Bei ihren Andeutungen wurde SZ-Redaktionsleiter Florian Zick aber sichtlich hellhörig. Was denn das für ein „Plan B“ sei, bohrte er nach. Greinwald erwiderte, abermals ohne konkrete Details zu nennen: „Wir müssen ein anderes werthaltiges Grundstück finden, das wir verkaufen können.“ Der Minigolfplatz komme dafür nicht mehr in Frage, nachdem er mit ehrenamtlicher Arbeit aufgewertet worden sei. „Dass die Bürgerinitiative da ist, ist wunderbar“, sagte sie.

Zick hakte nochmals nach: Was für ein Filetgrundstück denn gemeint sei, wollte er wissen. Da wurde Greinwald deutlicher: „Ich sage es nicht öffentlich.“ Sie müsse sehen, dass die Sache „rechtlich sinnvoll“ ablaufe. Da sei es nicht sinnvoll, öffentlich darüber zu reden: „Wir wollen ja der Gemeinde nicht schaden.“ - „Das war ein kleiner Maulkorb der Bürgermeisterin für den Gemeinderat Horn“, kommentierte der SZ-Redaktionsleiter. Dann versuchte er Horn zu einer - zumindest spekulativen - Aussage zu diesem Thema zu ermuntern.

Die Spannung im Publikum wuchs: Immerhin ist das Plädoyer für „Kommunikation“ zwischen Gemeinde und Bevölkerung eines von Horns wichtigsten Dauerthemen. Für einen Moment schien er hin und her gerissen zu sein - dann sagte er: „Da werde ich nicht brüchig, dazu kann ich nichts sagen.“ Es gehe um ein weiteres Grundstücksgeschäft, fügte er hinzu. Aber so ähnlich hatte es ja auch Greinwald schon formuliert.

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Kommentare

Ich denke Plan B ist der Tutzinger Keller.
Die Finanzierung der Sanierung der Mittelschule (und damit die Verpfändung der Kustermannvilla) bemühe ich immer als (leider negatives) Beispiel, um die Bedeutung und Wirkung der Leitziele und des Entwicklungskonzeptes (ISEK) zu erklären:

Die Art und Weise, wie die Sanierung der Mittelschule angegangen wurde, ist aus mehreren Gründen zu kritisieren. Allein das Problem der Finanzierung der Sanierung beschäftigte Tutzing viele Jahre. Nach meiner Recherche wurde die Sanierung in Höhe von rd. 4 Mio. Euro beschlossen. Dann wurden es überraschend ca. 12 Mio. Euro und zuletzt sogar 25 Mio. Euro (davon wohl bis zu 15 für Tutzing). Der in letzter Minute "aus dem Hut gezauberte" Geschäftsbesorgungsvertrag ist eine Fehlentscheidung. Man hätte eine so teure Sanierung eines alten Gebäudes nicht forcieren dürfen. Spätestens als sich die 4 Mio. Euro verdreifacht hatten, hätte man (oder frau) die Bremse reinhauen und einen finanzierbaren und dabei auch zukunftsträchtigen (z.B. sichere Schulwege, Schülerkapazität, etc.) Lösungsweg einschlagen müssen: Ein neues Schulzentrum in Nähe des Sportareals Würmseestadion unter finanzieller Verwertung des alten Standortes im Einklang mit einem attraktiven Ortsbild. Solche kreativen Lösungen sind aber nur möglich, wenn man sich 10 , 15 Jahre vorher Gedanken darüber macht, wie sich Tutzing entwickeln soll und wie die gemeindlichen Pflichtaufgaben (hier Mittelschule) zu stemmen sind, ohne wenn es dann soweit ist das "Tafelsilber" verkaufen zu müssen.

Die Findung von Leitbild, Leitzielen und der Sanierungsumgriff von "Bahnhof bis zum See" (https://www.tutzinger-liste.de/blog/isek-gemeinderat-sucht-leitbild-fuer-tutzing-ein-erster-buerger-vorschlag-dazu/) im am Mittwoch beginnenden ISEK kommen für diesen Fall zu spät. Aber dieser "alte" Fall verdeutlicht (leider schmerzlich), wie wichtig zukunftsgerichtetes Handeln ist. Ohne sich ein Leitbild und daraus ableitend parteiübergreifende Leitziele für die Ortsentwicklung zu setzen, wird gelungene Ortsentwicklung dem Glücksfall überlassen.



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