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Parstorfer bleibt an Tutzinger CSU-Spitze

Mitglieder mahnen baldigen Aufbau eines Bürgermeister-Kandidaten für 2024 an

Genau ein Jahr vor der nächsten Kommunalwahl hat die Tutzinger CSU einen neuen Vorstand gewählt. Bei der Ortshauptversammlung im Gasthaus „Tutzinger Hof“ am Montag haben ihre Mitglieder den Gemeinderat Thomas Parstorfer aus Traubing wiedergewählt. Er bekam eine einzige Gegenstimme und freute sich sichtlich über dieses Ergebnis.

Einer der drei stellvertretenden Vorsitzenden wurde ein ganz junges Mitglied: Der 22 Jahre alte Ludwig Horn. Er ist in Tutzing auch als Vorsitzender des Freizeitclubs JM bekannt, auch bei der Jungen Union und bei der Freiwilligen Feuerwehr ist er aktiv. Seine Vorgängerin Rosi Huber, der Parstorfer sehr für großes Engagement dankte, hatte nicht mehr kandidiert. Wiedergewählt wurden in ihre Funktionen die beiden anderen stellvertretenden Vorsitzenden Rolf Bäck und Markus Scholz.

Weiter gewählt wurden zum Schatzmeister Reinhard Frömel, zum Schriftführer Martin Laußer, zu Beisitzern Dr. Volker Smasal, Thomas Menzel, Richard Willbold, Florian Schotter, Klaus Greif, Tobias Frömel, Johanna Pfänder, Sabrina Lanzl und Fritz Häring. Kassenprüfer sind weiterhin Erich Hupfauf und Heinz Kriesler.

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© L.G.
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Der neue Tutzinger CSU-Vorstand: (von links) Tobias Frömel, Richard Willbold, Reinhard Frömel, Ludwig Horn, Markus Scholz, Johanna Pfänder, Martin Laußer, Sabrina Lanzl, Thomas Parstorfer, Thomas Menzel, Stefanie von Winning, Dr. Volker Smasal und Rolf Bäck. Rechts die Landtagsabgeordnete Dr. Ute Eiling-Hütig aus Feldafing.

Kritische Diskussion wird zur Sternstunde der innerparteilichen Demokratie

Zu den CSU-Kandidaten bei der Wahl des Gemeinderats in einem Jahr gab es bei der Versammlung noch keine Entscheidung. Zu Diskussionen führte aber die besondere Situation bei der Kommunalwahl: Eine Bürgermeisterwahl wird es nicht geben, da Marlene Greinwald von den Freien Wählern im vorigen Jahr für sechs Jahre an die Rathausspitze gewählt worden ist. Damit gibt es für die CSU 2020 keine Möglichkeit, dieses Amt wieder zurückzuerobern.

Der Journalist Heinz-Klaus Mertes stieß mit kritischen Anmerkungen eine Diskussion an, die mit ihrer Offenheit als Sternstunde der innerparteilichen Demokratie gelten kann. Mehrere Entwicklungen in Tutzing bezeichnete er als dem Ansehen und der kommunalpolitischen Wirkkraft nicht förderlich. Dabei erwähnte er den Verlust des Bürgermeisteramts 2008, aber auch die Austrittsdrohungen bekannter Repräsentanten der Tutzinger CSU.

Für Mertes lautet die Schlüsselfrage: „Wozu ist es notwendig, dass die Volkspartei CSU führend und gestaltend in der Gemeindepolitik vertreten ist?“ Nicht einmal die Gemeinderäte, meinte er, könnten dies wahrscheinlich beantworten, weil sie oft in Sachzwänge eingebunden seien.

"Als CSU sichtbar sein"

Dass bei der Kommunalwahl 2020 in Tutzing kein Bürgermeister zu bestimmen ist, sehen manche als Problem, andere aber gerade als Chance für die CSU. Wichtig sei es, einen Kandidaten für die nächste Bürgermeisterwahl schon jetzt gut zu positionieren, mahnte Rolf Wünsch. Er bezeichnete den frühzeitigen Aufbau eines geeigneten Bewerbers für die nächste Bürgermeister-Wahl 2024 als wichtig. Der müsse schon 2020 auf einem guten Listenplatz für den Gemeinderat stehen. Der CSU-Bürgermeisterkandidat von 2018, Florian Schotter, sei nicht einmal in einer Gemeinderatssitzung gewesen, kritisierte Erich Hupfauf. Gemeinderat Dr. Ernst Lindl und andere plädierten für eine Gemeinderats-Wahlliste mit zugkräftigen Namen.

Die CSU habe in den ersten sechs Jahren nach 2008 den Ruf des „Blockierers“ beseitigen müssen, sagte Lindl. Heute gehe es im Gemeinderat konstruktiv zu. Dennoch sei es CSU-Aufgabe, als CSU sichtbar zu sein. Man müsse einen Weg finden, „die CSU erkennbar und fassbar zu machen und nicht gleichzeitig auf volle Konfrontation mit anderen im Gemeinderat zu gehen“. Das sei nicht einfach. Eine konservativ-christliche Ausrichtung zu verfolgen, aber nicht in einer Fundamentalopposition gegen alles der anderen zu sein, sei eine Gratwanderung.

Altersdurchschnitt 62 Jahre

Der Altersdurchschnitt der zurzeit 138 CSU-Mitglieder in Tutzing liegt nach Parstorfers Angaben bei 62,1 Jahren. Die Statistik sei erschreckend, sagte Mertes: „Wenn ich sehe, wie überall die junge Generation pulst, zum Beispiel beim Schülerstreik - wo pulst es hier?“

Parstorfer erwähnte dazu 36 neue Mitglieder in seiner Amtszeit im Alter zwischen 35 und 50 Jahren. Er verwies auch darauf, dass es die Bundes- und Landespolitik der Ortspolitik „nicht unbedingt leicht gemacht“ hätten.

Einen zündenden Slogan hält Ursula Bauer für erforderlich. Ihr Vorschlag: „Heimat erhalten - Zukunft gestalten“.

Frey: "Dagegen zu sein, ist immer leicht"

„Immer weniger Menschen bewerben sich um politische Ämter“, beklagte bei der Versammlung Stefan Frey, der als Nachfolger von Karl Roth Starnberger CSU-Landrat werden will. Er bedauerte viele Vorurteile in der Bevölkerung, nach dem Motto: „Politiker schieben nur Geld ein und bringen nichts.“ Zu den Schülerdemonstrationen wegen des Klimaschutzes sagte Frey, es sei gut, wenn sich junge Menschen für Politik begeisterten, doch man müsse fragen, ob sie auch bereit seien, Verantwortung zu übernehmen. Dagegen zu sein, sei immer leicht, sagte Frey. Dabei bezog er sich beispielhaft auf von den Grünen angekündigte Widerstände gegen ein Gewerbegebiet in Starnberg am Schorn. Auch bei Gewerbeplänen in Gauting und Gilching gebe es berechtigte Interessen der Kommunen, ihre Haushalte zu sanieren. Am Fall des Tunnelbaus von Starnberg sagte Frey, es sei nicht sein Weg, alles „auf die lange Bank zu schieben“. Und zur Schulpolitik mit Blick beispielsweise auf das in Herrsching geplante Gymnasium: „Man kann die Dinge nicht immer wieder von Neuem diskutieren.“ Oft gebe es keine einfachen Antworten. Bei vielen Themen - vom Artenschutz bis zur Migration - komme es darauf an, „ein Maß und eine Mitte zu finden“.

Eiling-Hütig zu Bayerns Regierung: "Nächste vier Jahre werden nicht lustig"

Kritisch setzte sich auch die CSU-Landtagsabgeordnete Ute Eiling-Hütig aus Feldafing mit Widerständen auseinander. Allzu gern werde Panik verbreitet, so beim Volksbegehren „Rettet die Bienen“. Oft fehlten aber Lösungsangebote. Die erste Mahd vor Mitte Juni, die verboten werden solle, sei hocheiweißhaltig und deshalb wichtig für die Tiere, sonst müssten die Landwirte Futter zukaufen. Und für immer mehr Ökolandbau fehle der Absatz. Bei den jungen Landwirten sei ohnehin das Bewusstsein für diese Themen schon sehr groß, sagte Eiling-Hütig. Sie wandte sich energisch dagegen, „eine ganze Branche an die Wand zu stellen“.

Die Zusammenarbeit mit dem Koalionspartner Freie Wähler beurteilte Eiling-Hütig so: „Die nächsten vier Jahre werden nicht so lustig.“

Quelle Titelbild: L.G.
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