Zwei Tutzinger sind in der laufenden Amtsperiode in den Gemeinderat nachgerückt: Bei der FDP Ende 2017 der Betriebswirt Prof. Maximilian Levasier für den verstorbenen Dr. Hellmut Kirchner und bei den Freien Wählern die Ärztin Verena von Jordan-Marstrander im März 2018 für die zur Bürgermeistern gewählte Marlene Greinwald. Für Levasier endet das Mandat nun schon wieder: Bei der bevorstehenden Kommunalwahl im März 2020 tritt er nicht mehr an.
Auf der am Samstag festgelegten Gemeinderatsliste der FDP steht Levasier nicht. Dr. Joachim Weber-Guskar führt FDP-Liste an Dafür kandidiert seine Frau Julia. Das Gemeinderatsmandat sei mit seinen beruflichen und privaten Aufgaben nicht mehr zu verbinden, sagte der Vater dreier Kinder gegenüber vorOrt.news. Er sei relativ viel unterwegs, da sei es vielfach kaum möglich, beispielsweise schon um 15.30 Uhr zu Ortsbesichtigungen in Tutzing zu sein. Hinzu kämen viele mit einem Gemeinderatsmandat verbundene Verpflichtungen an Abenden. Die Familie spiele für ihn eine große Rolle. Solche Probleme, die verschiedenen Aspekte schon zeitlich miteinander in Einklang zu bringen, dürften nach Meinung von Levasier bei vielen Menschen, gerade Berufstätigen mit festen Arbeitszeiten, einer Kandidatur für öffentliche Ämter im Wege stehen. Manche Arbeitgeber stellten zwar Mitarbeiter beispielsweise für eine kommunalpolitische Funktion frei, doch in vielen Fällen sei so etwas nicht möglich.
Generell haben Arbeitnehmer Anspruch auf die Freistellung von ihrer Arbeit zur Ausübung ihnen übertragener öffentlicher Ehrenämter, sofern dadurch der jeweilige Betrieb nicht erheblich geschädigt wird. Doch in der Praxis sieht dies recht unterschiedlich aus. Nach Angaben von Juristen ist sowohl vielen Arbeitgebern als auch vielen Arbeitnehmern überhaupt nicht bewusst, dass Mitarbeiter solche Ansprüche haben. Und wenn dringende Aufgaben an der Arbeitsstelle zu erledigen sind, gibt es häufig trotz aller Ansprüche Diskussionen, was Vorrang hat. Solche Probleme verbessern das Verhältnis in der Regel nicht gerade - mit dem jeweiligen Chef, aber auch mit den Kollegen, die die Arbeit für den betreffenden Mitarbeiter dann übernehmen müssen. Wie in anderen kommunalen Gremien kommt es auch in Tutzing immer wieder vor, dass Gemeinderäte zu spät und sichtlich abgehetzt in Sitzungen kommen.
Die Tätigkeit als Gemeinderat selbst habe mit seiner Entscheidung nichts zu tun, sagte Levasier. Sie habe ihm Spaß gemacht. Für alle Zukunft ausschließen will er ein kommunalpolitisches Engagement aber nicht.
Mehrere andere Kandidaten auf der FDP-Liste hatten bei der Gemeinderatswahl 2014 mehr Stimmen als Levasier erhalten, die Nachfolge von Hellmut Kirchner aber 2017 abgelehnt - die einen aus persönlichen oder beruflichen Gründen, die anderen, weil sie aus Tutzing mittlerweile weggezogen waren. Gemeinde: Nachrücker noch nicht klar
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