Von vorOrt.news

ÖDP sieht "Schummelversuch"

Seehof soll Behergungsbetrieb mit Wohnnutzung werden - "Zweitwohnungsbesitzer wollen nur Ruhe"

Die Tutzinger ÖDP will künftig aktiver als bisher an die Öffentlichkeit gehen. Alle zwei Monate will der Ortsvorsitzende Willi Neuner einen „Stammtisch“ abhalten, an dem Mitglieder ebenso teilnehmen können wie sonstige Interessierte. Nach eigenen Worten möchte die Tutzinger ÖDP damit „die Politikverdrossenheit mindern und den Bürgern ein Forum bieten, sich lokalpolitisch zu engagieren und ihr Umfeld mitzugestalten". Bei einem ersten solchen Stammtisch am Montagabend in der Gaststätte „Tutzinger Keller“ war die Palette von Themen schon groß. Der Bogen spannte sich von der Vorbereitung der Landtags- und Bezirkstagswahl über die Teilnahme am Volksbegehren "Stoppt das Artensterben" bis zu etlichen lokalen Themen.

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So wirbt die ÖDP für das Volksbegehren "Stoppt das Artensterben © ÖDP

Sympathien für eine Hotelnutzung

Eine wichtige Rolle spielten die aktuellen Planungen zum Seehof-Grundstück. Das von dessen Eigentümer beantragte „Boardinghaus“ stieß bei den Besuchern des Stammtischs auf eine gewisse Skepsis. Neuner vertrat sogar die Auffassung, dass es sich um einen „Schummelversuch“ handele. Der Gemeinderat hat den Antrag am Dienstag tatsächlich abgelehnt. Seehof: Boardinghaus abgelehnt Es ging dabei um einen „Vorbescheid zur Neuerrichtung eines Beherbergungsbetriebes; gewerbliches Boardinghaus mit Wellnessbereich, Wohnnutzung, Nebengebäuden und Tiefgarage“. Ob dies der für das Seehof-Grundstück baurechtlich nach wie vor festgeschriebenen Hotelnutzung entspricht, darüber sind in Tutzing in den vergangenen Wochen heftige Diskussionen entbrannt. Neuner sah es recht nüchtern: „Man kann abwarten, dass beim Seehof eine Wohnnutzung durchgeht.“ Bei der ÖDP selbst schien es am Montag eher Sympathien für eine Hotelnutzung zu geben. Mit einer gewissen Irritation wurde vermerkt, dass Gäste der Gemeinde offenbar immer wieder auf Hotels in anderen Orten verwiesen werden, so beispielsweise auf den „Seeblick“ in Bernried.

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Umbau eines Schulhauses, damit junge Menschen bezahlbar wohnen können

Die Einheimischen könnten sich Wohnungen in so einem Gebäude, wie jetzt beantragt war, ohnehin nicht leisten, sagte Gemeinderat Georg Schuster: „Und die Zuagroasten möchten nur ihre Ruhe.“ Von Straßenfesten habe er in Erinnerung, dass sich die ersten schon früh morgens wegen Lärm beschwert hätten. Solche Aktionen kämen meistens von Leuten mit Zweitwohnsitz in Tutzing: „Die meinen, weil sie eine teure Dachgeschoss-Wohnung gekauft haben, müssten sie ihre Ruhe haben.“ In einem Dorf wie Raisting, sagte Schuster, werde es so etwas nie geben. Überall gebe es mehr und mehr solche Probleme, weil die jungen Leute aus Kostengründen wegziehen müssten. Schuster sagte, in Wielenbach werde zurzeit ein komplettes Schulhaus umgebaut, damit dort junge Menschen wohnen könnten, bis sie sich eigene Wohnungen leisten könnten.

Kritik an geringem Bürger-Interesse für Kommunalpolitik

Generell zeigte sich Neuner wenig erfreut über mäßiges Interesse der Tutzinger Bürger an den Gemeinderatssitzungen. Nicht selten sitze er allein in den Besucherrreihen. Ulrich Kratzer, der früher selbst Gemeinderat war, zeigte fürs Fernbleiben der meisten Einheimischen dagegen Verständnis: „Wenn ich da drei Stunden drin sitze, zerreißt’s mi.“ Auf einer Mitgliederversammlung, deren Termin noch nicht feststeht, soll für die Tutzinger ÖDP ein Kassenwart gewählt werden. Bisher hat der Kreisverband die Finanzen übernommen, doch das scheint sich nicht als praktikabel erwiesen zu haben.

ID: 1138
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Kommentare

Kritik an geringem Bürger-Interesse für Kommunalpolitik!
Der ödp kann geholfen werden.
Erstens ist es hochgradig unglaubwürdig, drei Tage vor einer Wahl den Wähler zu entdecken. Die Bienen müssen herhalten, wobei dieses Thema seit Jahren bekannt ist, aber systematisch unterdrückt wird. Bienen des Landkreises richten sich nach Wahlterminen, wie auch die Öffentlichkeitsarbeit der ödp. Von professioneller ÖA ist die Tutzinger ödp im Vergleich zur Münchener ödp meilenweit entfernt.
Zweitens kann die Beobachtung des Herrn Kratzer bzgl. der Arbeitsfähigkeit des Gemeinderates nur unterstrichen werden. Herr Neuner hat als Mathematiker jedoch ein Zählproblem. Er kann nicht zählen. Nur, weil er dreimal auf einer Sitzung war, schließt er auf alle Sitzungen. Allerdings kommt ihm nun sein Wissen aus der hochrechnenden Statistik zugute; nahezu jede Sitzung ist eine Katastrophe. Zu Herrn Kratzers Zeiten waren übrigens die Sitzungen wirklich zerreißend. Herr Kratzer übersieht jedoch, dass ausgerechnet er fast nie vorbereitet zu Sitzungen kam, zumeist auch noch verspätet. Seine Beiträge waren selten in der Sache weiterführend. In Protokollen ist er nie erwähnt.
Für das Fernbleiben der Tutzinger von Ratssitzungen Verständnis zu zeigen, ist entweder Zynismus oder Fatalismus. Beides hilft Tutzing nicht weiter.
Schön, dass vorOrtnews den Mut hatte, die schon seit Jahren ziemlich wirren ödp-Aktivitäten aufzugreifen. Versäumt wurde allerdings, darauf zu verweisen, dass die ödp Tutzing im Gemeinderat aus Söldnern besteht. Noch niemandem aufgefallen?
HF
(Bearbeitet)
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