Das Thema Wirtschaftsfreundlichkeit gewinnt im Tutzinger Bürgermeister-Wahlkampf an Bedeutung. "Ohne Gewerbe und Arbeitsplätze steht eine Gemeinde still", rief CSU-Kandidat Florian Schotter beim Neujahrsempfang der CSU in Traubing aus. Hintergrund dürften Warnungen vor Gewerbeansiedlungen sein, die im Bürgermeister-Wahlkampf von anderer Seite auch schon geäußert worden sind, so mit dem Argument, schon für Mitarbeiter bestehender Unternehmen gebe es in Tutzing teils nicht genug bezahlbaren Wohnraum. Hinzu kommen Firmenabwanderungen aus Tutzing und Ladenschließungen im Ort.
Schotter bezog in dieser Hinsicht klar Position: Alles in der Verantwortung eines Bürgermeisters Liegende müsse getan werden, um das bestehende Gewerbe in Tutzing zu halten und auch mit dem notwendigen Augenmaß neues Gewerbe anzusiedeln, "nicht zuletzt, weil auch hieraus die dringend notwendigen Einnahmen der Gemeinde generiert werden".
Gleichzeitig will sich Schotter um bezahlbaren Wohnraum für "Normalverdiener" bemühen. Viele Menschen, die in einer Gemeinde wie Tutzing für unterschiedlichste Aufgaben benötigt würden, müssten sich das Leben im Ort leisten können, sagte er, von Erziehern über Altenpfleger bis zu Mitarbeitern der Gemeindeverwaltung und nicht zuletzt dem Nachwuchs für die Vereine. Auch die Abwanderung junger Menschen aus Tutzing könne nur aufgehalten werden, indem bezahlbarer Wohnraum geschaffen werde. Verbesserungen des sozialen Zusammenlebens sind für Schotter ein weiterer Schwerpunkt. Dabei erwähnte er ausdrücklich die mehr als 80 Vereine in Tutzing, die Unterstützung verdienten.
Der als Ehrengast geladene bayerische Innenminister Joachim Herrmann kam nicht zum Neujahrsempfang im Buttlerhof. Doch dadurch ließen sich die mehr als 200 Gäste die Stimmung nicht trüben. Statt Minister Herrmann sprach Georg Eisenreich, Staatssekretär im bayerischen Bildungsministerium, zu den Tutzingern. Der CSU-Ortvorsitzende Thomas Parstorfer konnte unter anderen auch den Bundestagsabgeordneten Michael Kießling und die Landtagsabgeordnete Dr. Ute Eiling-Hütig begrüßen. Nach den Reden gab es eine reichhaltige bayerische Brotzeit.
Kommentar hinzufügen
Kommentare
warum so kompliziert? Schreiben Sie doch einfach und mutig, das Konzept des 100-Tage-Kandidaten gefiele Ihnen. Statt dessen machen Sie ansatzhaft das, was Sie dem Ordnungs-Regelwerker vorwerfen. Allgemeinplätze, Plattitüden und erinnern damit daran, was die hochwohllöbliche CSU hier im Ort über lange Zeit hinweg versäumt hat. Übrigens im Verbund mit den Freien Wählern, deren zumeist unschlüssiges Vorgehen den Ort dorthin brachte, wo er jetzt steht: Vor Fragezeichen und unnötigen Harmoniebekundungen.
Sie kennen den Ort, Sie haben Vorschläge. Warum werden Vorschläge immer nur anlässlich von Wahlen vorgebracht? Forschen Sie in Tutzings jüngerer Geschichte, ziehen Sie Parallelen zu Martinsried. Sie werden Antwortansätze finden. Einer Industrialisierung im klassischen Sinne sollte übrigens hier nicht das Wort geredet werden. Wer das dennoch tut, hat Industrie 4.0 nicht verstanden.
Es gibt genügend Beispiele aus der Wirtschaft, mit denen bewiesen werden kann, ein sog. Verwaltungsfachmann kann auch ein sehr guter Unternehmer sein. Allerdings braucht er dazu einen Unterbau, der ihm das "Unternehmertum" insofern erleichtert, indem der Unterbau verfahrenstechnisch und von der Arbeitsweise her absolut top ist.
Hat etwa die Bürgermeisterei Tutzings keinen solchen? Der Verdacht liegt nahe, daher wäre die Wahl eines unternehmerisch ausgerichteten und aus einer Verwaltung kommenden Fachmannes durchaus angebracht. Warum sollen Gemeinderat und Verwaltung ein drittes Mal die Möglichkeit erhalten, die kontinuierliche Entwicklung des Ortes an den Rand des bekannten Sandes zu setzen?
Die erfolgreiche Unternehmerschaft des einen Kandidaten hat sich mir noch nicht so recht erschlossen. Unternehmer sein heißt übrigens auch, dem Kunden in die Augen schauen zu können. Der von Ihnen favorisierte Kandidat ist ja nicht einmal in der Lage, für eine intakte Email-Adresse auf der Rathaus-Homepage zu sorgen.
Es wäre die CSU bestens beraten, durch die Chance eines Resets die ihr unterstellten ehemaligen Stärken zu beweisen. Also: Keine Experimente mit Möchte-Gerns, kein Weiter-So! Und das Unterstützen des eigenen Kandidaten; vor und auch nach einer Wahl.
Schicken Sie eine Kopie Ihres Briefes an die CSU, dort sitzt ein Wirtschaftsreferent, benannt durch den Gemeinderat oder wen auch immer. Es kann gleich nach der Wahl damit begonnen werden, den Ort in jeder Hinsicht attraktiver zu gestalten. Wozu auch Einnahmen gehören, gut verwaltet.
Nix für ungut.
HF
Welches Gewerbe soll sich denn in Tutzing ansiedeln? Jeder weiß doch, dass Tutzing kein guter Gewerbestandort ist und das auf Grund seiner Lage auch nie sein wird.
Ich z.B. wäre nie auf die Idee gekommen meine Firma in Tutzing anzusiedeln. Bei mehreren Flügen in der Woche zu Geschäftspartnern wäre schon alleine der weite Weg zum Flugplatz für beide Seiten ein Ausschlusskriterium. Ebenso wie die Entfernung zur Autobahn. Ganz zu schweigen von der fehlenden Infrastruktur; und dabei muss ich nur an die örtliche Post denken.
Auch bezahlbaren Wohnraum für Mitarbeiter zu bekommen, wird wohl eine Utopie bleiben.
Tutzing hätte durchaus Potential, wenn man sich auf seine Stärken besinnt. Wir haben hier alles was hochwertigen Tourismus ermöglichen würde. Der See mit seinen vielfältigen Möglichkeiten, die große Golfplatzdichte, die Berge in der Nähe, die traumhafte Landschaft. Das sind die Pfunde mit denen wir wuchern könnten. Aber nicht eine Ansiedlung von Industrie.
Bei allem Respekt für andere Berufe. Die Führung der Gemeinde ähnelt der einer mittelständischen GmbH. Tutzing in eine erfolgreiche finanzielle Zukunft zu führen wird mit einer der wichtigsten Aufgaben sein. Keine Aufgabe für einen kaufmännisch unerfahrenen Newcomer.
Einer der schon in der Praxis bewiesen hat, dass er erfolgreich unternehmerisch arbeiten kann wäre mir daher lieber als ein Verwaltungsfachmann.
Verwaltet wird schon viel zu viel. Unternehmerisch gedacht viel zu wenig. Und Plattituden - ohne Gewerbe steht eine Gemeinde still - bringen uns schon gar nicht weiter.
Da muss erst jemand aus München kommen, sich täglich in Tutzing von seinem Job in München erholen und eine kleine Anleihe aus der Münchener Rathaus-Denke mitbringen. Ohne eine gesunde Weiterentwicklung des Gewerbes und Beachtung der Strukturverschiebungen kommen verschlafene Gemeinden nun einmal nicht mehr auf die Füße. Überall in Deutschland ist bekannt (an der TUM wird's gelehrt), ein aufgegebener Arbeitsplatz im Industrie- oder Dienstleistungsbereich zieht mindestens fünf weitere Arbeitsplätze nach, nämlich weg. Wer's nicht glaubt, weil immer nur in Tutzing lebend, der soll mal in die Söderschen Heimatgebiete fahren und sich dort anschauen, was bei Stillstand passiert.
Der örtlichen CSU ist nur zu gratulieren, endlich einen Mann an Bord bekommen zu haben, der glaubwürdig und hartnäckig diese Zusammenhänge anspricht und vermittelt. Schön wäre es, seine eigenen Parteikollegen täten durchgängig in das gleiche Horn tuten; sie hatten jahrelang Zeit dafür und zeichnen mitverantwortlich für eine Koalition der Harmonie mit Sprücheklopfern. Ergebnis: Stillstand.
Dem Wort des Landrats, ein mit vielen Erfahrungen ausgestatteter Polizist wie Schotter gehöre ins Rathaus, kann wirklich nur noch schmunzelnd zugestimmt werden. Schotter ist jemand, der im Gegensatz zu anderen Kandidaten die hohe Komplexität der Kommunalpolitik und deren Zwischenabhängigkeiten längst erkannt hat. Das liegt wohl an seinem Beruf, der davon lebt, immer herauszubekommen, wem eigentlich welche Handlung nutzt und wem nicht.
Noch sechs Tage Zeit hat die CSU, den Neuerwerb nachhaltig zu bewerben. Es stünde ihr gut zu Gesicht, ohne erneute Belehrungen in Sachen Basisdemokratie wieder einmal Erfolg zu haben!