Eine neue Wohnanlage am Beringerweg hat der Bauausschuss des Tutzinger Gemeinderats nun doch befürwortet. In einer vorangegangenen Sitzung hatte er sie noch abgelehnt. Allerdings gab es noch einmal heftige heftige Diskussionen über das Projekt.
Es ist ein rechtes Hin und Her bei diesem Vorhaben. Zwei viergeschossige Gebäude sollen in Hanglage oberhalb des Beringerwegs entstehen. Das Grundstück wird quasi eingerahmt von den Wohnblocks an der Anton-Bartl-Straße und den vor einigen Jahren errichteten Pschorr-Höfen auf der anderen Seite. Auch kleinere ältere Häuser stehen in der Nachbarschaft.
Das betreffende Grundstück „Beringerweg 36“ war von den früheren Eigentümern parkähnlich angelegt und liebevoll gepflegt worden, erzählen Nachbarn. Davon ist heute nichts mehr zu sehen. Der Besitzer hat gewechselt, das Grundstück präsentiert sich dem Betrachter verwildert.
Erst genehmigt - dann Planänderung - dann abgelehnt - nun wieder genehmigt
Vor einiger Zeit waren geplante Neubauten an diesem Standort eigentlich schon genehmigt worden. Nach dem Besitzwechsel wurde die Planung aber verändert. Statt zuvor 18 Wohnungen sollten nun 23 Wohnungen entstehen. Nach Angaben der zuständigen KM-Wohnbau GmbH in Haar bei München sind Zwei-, Drei- und Vier-Zimmer-Wohnungen vorgesehen.
Die veränderte Planung lehnte der Bauausschuss im Oktober entgegen der früheren Genehmigung ab, sie wurde als zu massiv kritisiert. Daraufhin hat der Bauwerber nun weitere Änderungen vorgenommen. Unter anderem wurden Abgrabungen an den Gebäude-Seitenwänden deutlich reduziert. Nun wurde das Vorhaben wieder genehmigt, allerdings nicht einstimmig.
Die einen sehen "wuchtige Baukörper" als "Katastrophe" ...
Die Größe der Bauten stieß aber bei einigen Gemeinderäten wiederum auf Kritik. Obwohl sich der Bruttorauminhalt nach Angaben der Gemeindeverwaltung nicht verändert hat, glaubten einige Räte eine „Mehrung“ des Bauvolumens zu erkennen.
Wolfgang Marchner (Bürger für Tutzing) bezeichnete das Vorhaben gar als „Katastrophe“. Der Bau mit „zwei wuchtigen Baukörpern am Hang“ orientiere sich an „Bausünden aus den 1960er und 1970er Jahren“, sagte er unter Bezug auf die nahen Wohnblocks an der Anton-Bartl-Straße.
Auch Christine Nimbach (Grüne) wandte sich gegen das Vorhaben. Sie verwies auf zweigeschossige Bauten daneben - falls sie einmal abgebrochen würden, dann könnten die Neubauten als Bezugsfall für größere Bebauung auch dort herangezogen werden. Marchner regte sogar an, die Aufstellung eines Bebauungsplans für dieses Gebiet nachzuholen. Dafür sah die amtierende Bürgermeisterin Elisabeth Dörrenberg (CSU) wenig Chancen, bot aber an, es zu prüfen.
... die anderen sprechen von notwendiger Verdichtung in zentraler Lage
Bei der Beurteilung des Bauvorhabens zeigte sich die Bürgermeisterin völlig anderer Meinung als die Kritiker. Das Areal befinde sich in Bahnhofsnähe und beim Ortszentrum - wenn nicht in dieser Gegend verdichtet werde, fragte sie, wo dann? „Wir haben offenbar ganz unterschiedliche Ansichten von Ortsentwicklung“, entgegnete Marchner. Andere unterstützten Dörrenberg.
Sowohl rechts als auch links von der Neuplanung gebe es entsprechende Bauhöhen, argumentierte Dr. Ernst Lindl (CSU): „Ich glaube nicht, dass es sich nicht einfügt.“ Auch Peter Stich (CSU) konnte die Widerstände angesichts der schon größeren Bebauung in der Nachbarschaft nicht verstehen: „Wie gehen wir mit unseren Bürgern um?“
Bürgermeisterin Dörrenberg warnte generell davor, hinter bereits gefällte Gemeinderats-Entscheidungen zurückzufallen: „Ich finde, ein Bauwerber muss sich auf etwas verlassen können.“
Als Problem betrachteten mehrere Ausschussmitglieder eine Tiefgaragen-Ausfahrt hin zum Beringerweg. Der bildet die viel befahrene Verbindung vom Park-and-Ride-Platz westlich des Bahnhofs nach Süden. Es wurde jedoch daran erinnert, dass die Tiefgaragen-Situierung schon oft behandelt worden sei. Der Verkehrsausschuss des Gemeinderats habe dieser Ausfahrt sogar explizit zugestimmt.
Die mit 6 gegen 4 Stimmen getroffene Entscheidung für das Bauvorhaben geht nun als Empfehlungsbeschluss an den Gemeinderat.
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