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Höhere Bauten = erschwinglicheres Wohnen?

Es wird höher gebaut, damit wird das Wohnen erschwinglicher. So etwa wird zurzeit zunehmend argumentiert. Aber da gibt es auch Zweifel. In Tutzing sind zwei viergeschossige Gebäude erst mal abgelehnt worden.

Eigentlich war die am Beringerweg geplante Wohnanlage bereits genehmigt worden. Ein neuer Eigentümer hat den Entwurf jedoch verändert - und der fand im Bau- und Ortsplanungsausschuss des Gemeinderats keine Mehrheit.

Tatsächlich sieht der neue Plan recht anders aus als der alte. In dem waren 18 Wohnungen vorgesehen, im neuen sind es dagegen plötzlich 23 Wohnungen. Auch die Gestaltung und die Kubatur der Gebäude waren nicht mehr die, die im Juni zunächst genehmigt worden waren.

Einige Gemeinderäte ließen Unmut erkennen, dass sie sich schon wieder mit diesem Objekt beschäftigen mussten. Für den Ortsplanungsreferenten Wolfgang Marchner (Bürger für Tutzing) war die Planung mit zwei viergeschossigen Gebäuden geradezu ein „abschreckendes Beispiel“. An dieser Stelle falle sie „völlig aus dem Rahmen“. Er sprach von „baulichen Anomalien“, die man an dem betreffenden Platz nicht zulassen dürfe. „Hier machen wir ein neues Fass auf“, sagte Christine Nimbach (Grüne), die nach eigenen Worten schon gegen den alten Plan gestimmt hatte.

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Neben den Pschorrhöfen sollte die viergeschossige Wohnanlage entstehen - links im Bild oberhalb der Mauer © L.G.
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Sogar Hochhäuser werden nicht ausgeschlossen

Die Planung belegt aber, dass die Diskussion über höhere Bauten im Zuge der Debatte über Mangel an erschwinglichem Wohnraum auch mehr und mehr Tutzing erreicht. Mit der größeren Zahl von Wohnungen wurde nämlich auch die Behauptung verbunden, dass die künftigen Bewohner der Anlage billiger wegkommen würden als beim ersten Entwurf. Peter Stich (CSU) verwies zudem darauf, dass aktuell sogar zunehmend über denkbare Hochhäuser im Landkreis Starnberg gesprochen wird.

Unter Hochhäusern versteht man üblicherweise solche Gebäude, bei denen es Aufenthaltsräume gibt, deren Fußböden mehr als 22 Meter über der Grundfläche des betreffenden Bauwerks liegen. Auch wenn dies bei der Planung am Beringerweg längst nicht der Fall ist, scheint sie doch beispielhaft für einen Trend zu höheren Gebäuden zu stehen - oder zumindest für derartige Bauwünsche.

Ob sich die Hoffnung auf erschwinglichere Wohnungen - beispielsweise für junge Familien - mit höheren Gebäuden wirklich immer erfüllt, daran tauchen allerdings gleichzeitig Zweifel auf. Angesicht des Wohnraummangels vermuten viele, dass auch für höhere Bauten hohe Mieten oder Kaufpreise bezahlt werden müssen. Denn die hohe Nachfrage nach Wohnraum wird in Tutzing und Umgebung nach allgemeinen Erwartungen auch künftig auf ein zu geringes Angebot stoßen - und Angebot und Nachfrage bestimmen halt den Preis.

Dr. Heinrich Reiter (Freie Wähler) war sich im Ausschuss jedenfalls angesichts der Bauplanungen in die Höhe sicher: "Diese Bauten tragen sicher nicht zur Lösung des Wohnraumproblems bei.“

Quelle Titelbild: L.G.
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Kommentare

Es ist immer schwer, sich eine Meinung zu bilden, wenn in der Nachricht wichtige Fakten unerwähnt bleiben. In diesem Fall: wer ist Bauwerber? Wenn ein Wirtschaftsunternehmen, dann kann er so hoch bauen wie irgend möglich, ohne auf die zu erzielenden "Tutzinger Preise" zu verzichten. Ist es ein Sozialverband, dann würde auf teurem Grund mehr Höhe wahrscheinlich zu günstigeren Preisen führen. Nur so ist die Frage in der Überschrift zu beantworten.
Helge Haaser, Passau
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