Kino
20.3.2024
Von vorOrt.news

Tutzinger Kino-Konzept weitet sich aus

Unterstützung aus Nachbargemeinden – Fast ein Drittel des Startkapitals erreicht

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Gemeinderat Wolfgang Behrens-Ramberg brachte seine eigene und die von ihm gesammelte Unterstützung persönlich vorbei. Initiatorin Lucie Vorlíčková half beim Einwurf in den prall gefüllten Kamera-Briefkasten

Die Aktion „Tutzing macht Kino!“ weitet sich überraschend aus. Die Idee eines von Bürgerinnen und Bürgern betriebenen gemeinnützigen Kino- und Kulturtheaters stößt nicht nur in Tutzing selbst auf großen Zuspruch, sondern auch in Nachbargemeinden.

So hat nach Angaben der Organisatoren beispielsweise der Geschäftsführer der Gemeinde Feldafing, Peter Englaender, eigenhändig Flyer verteilt. Christin Walter und ihr Team von der Nachbarschaftshilfe e.V. haben ehrenamtlich fast 1500 Flyer über die Publikation „Feldafing informiert“ ausgetragen. In der Gemeinde Bernried hat der sehr für den Ort engagierte Albert Brückl schon nach drei Tagen Nachschub an Flyern angefordert, in Seeshaupt und Pöcking haben Mitarbeiter des Bauhofs und die Amtsbotin die Gemeindetafeln mit Hinweisen auf die Tutzinger Kino-Aktion plakatiert. Allein zehn Stück sind es in Seeshaupt.

Die Initiatoren schwärmen begeistert von einer „überragenden Nachbarschaftshilfe“ - nicht nur durch die nachbarschaftlichen Gemeindebürger selbst, sondern auch durch die Gemeinden. Die Verantwortlichen der Bürgerinitiative haben darauf auch schon reagiert: Die digitale Version ihres Flyers haben sie bereits umgeändert. Bisher lautete die Aufforderung so: „Machen Sie aus dem einstigen ‚Kurtheater Tutzing‘ ein ‚Kulturtheater Tutzing‘: Kino und Kultur für alle Tutzingerinnen und Tutzinger“. Nun wird die gesamte Nachbarschaft einbezogen: „...Kino und Kultur für alle Bürgerinnen und Bürger der Region“.

Der Schauspieler Alexander Netschajew, der bei der Aktion maßgeblich mitwirkt, gibt sich überzeugt: „Nach einer erfolgreichen Rettungsaktion „Tutzing macht Kino!“ hat das künftige „Kulturtheater“ durchaus Potenzial, „der“ Kino- und Kultur-Treffpunkt am Westufer des Starnberger Sees zu werden.“

Der Enthusiasmus wirkt offenkundig regelrecht ansteckend. Eine Besucherin aus Assamstadt im Main-Tauber-Kreis (Baden-Württemberg), die vom Skiurlaub kommend auf der Durchreise in Tutzing eingekauft hat, war von diesem Konzept eines „Bürgerkinos“ so angetan, dass sie spontan eine Spendenzusage für einen Kinositz erteilte, was 666 Euro bedeutet, und dazu auch gleich noch ihre Mitgliedschaft ankündigte. Gleich zu Beginn der Aktion hatte schon eine Besucherin aus den USA eine Spende über 500 Euro versprochen.

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Der aktuelle Stand der Spenden- und Mitgliedschaftszusagen
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„Mehr als ermutigende Zahlen bereits nach der ersten Woche“

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Die Rettung des Ku(ltu)rtheaters ist schnell weit über Tutzing hinaus zum Anliegen in der Region geworden. Die Initiatoren danken den Gemeindeverwaltungen und den Bürgerinnen und Bürgern der Nachbargemeinden für ihre tatkräftige Unterstützung.

Diese Erfahrungen stärken die Zuversicht der Initiatoren, dass auch künftig Spenden über Gäste generiert werden können, wenn das Kino erst mal läuft. Viel Optimismus war auch schon bei einer Auftaktveranstaltung zur Vorstellung dieser Konzeption am 7. März zu spüren gewesen. Mit großer Spannung hat das Team nun die erste Auswertung der eingegangenen Mitglieder- und Spendenzusagen erwartet.

Die kommissarische Schatzmeisterin Katrin Krause hat aus Gründen der Vertraulichkeit als einzige Zugang zu den drei Kamera-Briefkästen und den online-Meldungen – und als das „Kinobarometer“ den aktuellen Stand anzeigte, ging ein hörbares Aufatmen durch die Reihen: Von jeweils Null sprang die Zahl der Mitgliederzusagen auf 115 und die der Spendenzusagen auf 25 273 Euro. Für die Schatzmeisterin sind das „mehr als ermutigende Zahlen bereits nach der ersten Woche“. Als Startkapital hatte das Team 80 000 Euro errechnet - zwei Drittel der geplanten Investitionssumme. Vom Startkapital ist nun nach dem aktuellen Stand fast ein Drittel erreicht. Auch Mitarbeiter von Geschäften machen mit, so etwa das Team von Sport-Thallmair.

Auf besonders viel Interesse stößt die Möglichkeit, sich mit einer Spendenzusage von 666 Euro an einem der 127 Kinositze zu beteiligen. Recht gut sieht es auch bei den Vorbereitungen für den Verein „Kulturtheater Tutzing e.V.“ aus, der Anfang Mai dieses Jahres gegründet werden soll. Immer mehr Bereitschaftserklärungen für Mitgliedschaften gehen ein, die für Jahresbeiträge zu 30 Euro, 120 Euro und 600 Euro angeboten werden.

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Das Team Thallmair macht auch mit. Die Initiatoren freuen sich über die „klasse Unterstützung“ © Fotos: Organisationsteam "Tutzing macht Kino!"

Das Zünglein an der Waage werden die Mitgliederzahlen sein

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Die kommissarische Schatzmeisterin Katrin Krause wird von ihrem Sohn begleitet. Sie verantwortet allein die Zählung der Mitglieder- und Spendenzusagen. Diesmal war im Briefkasten sogar eine Geldspende von 2,50 Euro. Da die Initiative noch kein Geld entgegennehmen kann, wurde diese kleine Summe einstimmig von den anwesenden Zuschauern dem tatkräftigen Sohnemann für seinen ersten Besuch in der Eisdiele zugesprochen.

Lucie Vorlíčková, die die Finanzplanung gemacht hat, gibt sich aufgrund dieser Entwicklung sehr zuversichtlich, dass das Spendenziel erreicht werden könne. „Ich kann mir nicht vorstellen“, sagt die erfahrene Wirtschaftsprüferin, „dass wir Tutzinger es soweit kommen lassen, dass im Herzen Tutzings in Rathausnähe eine Lagerhalle entsteht und wir das enorme Potenzial, das das Kurtheater für unsere Lebensqualität bedeuten kann, ungenutzt lassen.“ Das Zünglein an der Waage werden nach ihrer Meinung eher die Mitgliederzahlen sein. Denn die jährliche Deckungslücke der Fixkosten aus dem laufenden Betrieb brauche ein verlässliches finanzielles Engagement der Bürgerinnen und Bürger.

Den erfreulichen Zuspruch werten die Initiatoren als Bestätigung für ihre Planung. In Tutzing gebe es offenkundig großes Interesse an der Rettung des Kurtheaters. Das multifunktionale Konzept, Kino, Bühne und Bildung zu einem künftigen Treffpunkt für alle Altersgruppen zu gestalten, habe großflächig überzeugt.

Das ist am Wochenende auch bei Präsentationen des Konzepts an mehreren Standorten der Gemeinde deutlich geworden. Ingrid Boumesssid und Christian Neuner-Duttenhofer waren auf dem Tutzinger Wochenmarkt vertreten, Kornelia Schuster hat beim Edeka-Markt über die Aktion informiert. Ele von Brühl, die bei der Auftaktveranstaltung am 7. März im Kino dabei war, schloss sich der Markttruppe spontan an und unterstützte die Mitarbeiter der Initiative stundenlang. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Allein an diesem Samstag wurden 14 Mitgliederzusagen und rund 5000 Euro Spendenzusagen gesammelt.

Diese persönlichen Infoveranstaltungen gelten als besonders wichtig für das Gelingen der Aktion: „Nur so können wir vermitteln, dass das Projekt 'Wir-Alle' bedeutet und nicht nur 'Wir-Initiatoren', sagt Christian Neuner-Duttenhofer: „Und wenn 'Wir-Alle' jetzt nicht handeln, ist das enorme Potenzial des 'Kulturtheaters' auf Dauer verloren.“ Dabei müsse man auch immer wieder individuell erklären, warum es bei dieser Initiative eben nicht um die Frage gehe, ob man selbst ein Kinogänger ist.

Die Initiative wird regelmäßig bis zum Stichtag 30. April 2024 an den Samstagen in Tutzing und den umliegenden Gemeinden an verschiedenen Orten über die Aktion „TUTZING MACHT KINO!“ informieren und weiter fleißig Mitglieder- und Spendenzusagen sammeln. Auch zwei weitere Informationsabende werden im Kino stattfinden: am 21. März 2024 und 18. April 2024 um jeweils 19 Uhr (Einlass ab 18.30 Uhr).

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Christian Neuner-Duttenhofer begeistert eine Besucherin auf der Durchreise (linkes Bild): Die Inhaberin der Bürotechnik Niederle aus Assamstadt spendierte einen Kinositz - 666 Euro - und erklärte sogar ihre Jahresmitgliedschaft. Rechtes Bild: So wie Andrea Hassler (links) und Dr. Ina Lang haben noch zwölf weitere Marktbesucher am Samstag die Aktion mit Mitgliedererklärungen unterstützt
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Kommentare

Oh, war das ein inspirierender Abend gestern! Die Präsentation machte enorm Lust auf das, was uns in diesem schönen Saal erwarten kann, wenn wir es als Ort schaffen, diese Hürde zu Beginn zu nehmen. Toll war es auch, die Erweiterung des Konzeptes schon in ersten Anflügen live zu erleben. Spürbar wurde, dass es den Organisatoren nicht nur darum geht, Filme vorzuführen; stattdessen sollen Menschen zusammengebracht werden, um neben Filmen auch allerlei andere Darbietungen gemeinsam zu genießen. Und das fand gestern tatsächlich schon ein wenig statt, auch im Anschluss an die eigentliche Veranstaltung.

Wir haben in Tutzing also neben einer Mitmach-Online-Zeitung auch noch ein Mitmach-Kulturtheater. Ein wenig flapsig formuliert, könnte man sagen: Wie geil ist denn das!?
@Filme in Originalsprache: “OmU-Kino” - Unbedingt! Plan ist ca. 2x im Monat.
Als leidenschaftliche Kinogängerin freue ich mich auf das alte/neue Bürgerkino in Tutzing. Eine bewundernswerte Initiative. Vielleicht sogar in Zukunft mit Filmen in Originalsprache?
Das ist eine wirklich tolle Initiative, die ich persönlich gerne unterstütze. Ebenso wird auch die ATG das Projekt mit möglichen Mitteln nach vorne treiben. Danke an alle, die ebenso dahinter stehen.
Mit großer Freude kann ich aus dem Bericht von Dr. Goslich entnehmen, dass selbst unsere Nachbargemeinden mithelfen, um "unser Kino" wieder lebensfähig auf die Beine zu stellen. Dem Einsatz von Frau Lucie Vorlickova und ihren Mitstreitern gebührt Hochachtung, Dank und Anerkennung. Lassen wir es nicht zu, dass noch eine alte Tradition in Tutzing unwiderruflich sterben muss. Ein jammern im nachhinein ist dann leider auch hier zu spät. Liebe Tutzinger und Neubürger werdet bitte Mitglied, damit die Investitionssumme für die Starthilfe erreicht wird, um das sehr gut durchdachte, multifunktionale Konzept für uns alle zu realisieren. Es wäre sehr bitter, wenn der unermüdliche Einsatz umsonst wäre. Wenn sich Auswärtige schon stark machen, werden wir Tutzinger doch den Rest noch aufbringen. Also gebt euch bitte einen R U C K und beteiligt euch noch mit einem Mitgliedsbeitrag.

Angela Roth
Ich ziehe meinen Hut vor den Initiator*innen, mit viel Zeit und Energie sie sich dafür einsetzen, diese einmalige Chance nicht verstreichen zu lassen. Das allein ist für mich schon Grund genug, auch etwas dazu beizutragen, dass dieses erstaunliche Engagement nicht ins Leere läuft. Das Konzept, die Nutzung über den Kinobetrieb hinaus noch zu erweitern, überzeugt. Wie es Alexander Netschajew schon am 1. Infoabend gesagt hat, das Ganze ist sehr gut durchdacht und keine Luftnummer. Jetzt jedoch braucht es die Unterstützung vieler, so groß oder klein sie auch sein mag. Nicht nur die Tutzinger sind hier gefragt, sondern auch wir in den Nachbargemeinden. Packen wir es an!
(Bearbeitet)
Kino ein weiteres Projekt für alle Tutzinger Bürger zum Mitmachen. Minigolf wurde durch Eigeninitiave von Bürgern wieder ins Leben gerufen. Lasst uns jetzt zusammen den Kino-/Kulturbetrieb in Tutzing wieder aufleben lassen
Toll, zu Sehen. dass sich der Einsatz von Frau Vorlíčková diesmal wirklich lohnt. Jeder, dem das Gemeinschaftsleben in Tutzing am Herzen liegt, sollte sich an der Aktion beteiligen. Dass auch Zuspruch aus der Umgebung kommt, zeigt, wie schade es wäre, wenn dieses schöne Kino verloren ginge..
(Bearbeitet)
Großen Respekt vor soviel bürgerlichen Engagement! Vor allem freut es mich, dass die Nachbargemeinden so intensiv mitmachen und das Projekt unterstützen. Sie werden in Zukunft auch von einem tollen Kino profitieren, das ganz in ihrer Nähe ist. Weiter so.
Das Tutzinger Kino muss einfach erhalten werden. Es war stets ein kultureller Mittelpunkt am Westufer des Starnberger Sees. Ich danke den Initiatoren für das mutige Unterfangen. Dem Projekt wünsche ich eine ausreichende Zusage von Spenden- und Mitgliedschaften.
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