Von Gymnasium Tutzing

Runter von der Couch und gemeinsam Gutes tun

Ein Bericht von Stella Imo (Abiturjahrgang 2020 in Tutzing)

Stella Imo absolvierte 2020 am Gymnasium Tutzing ihr Abitur. Die junge Abiturientin, die sich seit jeher in ihrer Freizeit ehrenamtlich engagiert, nahm im Sommer an der „Young Leaders Akademie“ in Paderborn teil – und möchte mit folgendem Bericht vor allem junge Menschen zu mehr gesellschaftlichem Engagement ermuntern.

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© Young Leaders GmbH

„Bleibe nicht auf der Couch sitzen, rede nicht nur, sondern packe an!“ Dieser Appell von Christiane Vieweger hätte aus jedem Mund der ungefähr 100 Jugendlichen auf der 68. „Young Leaders Akademie“ in Paderborn stammen können, die der engagierten Frau gespannt zuhörten. Vom 28. Juli bis 2. August 2020 kamen junge Menschen aus ganz Deutschland zusammen, um spannende Vorträge, Workshops und Diskussionen zu erleben und sich mit Gleichgesinnten auszutauschen. Das Motto des Veranstalters „Young Leaders GmbH“ lautete: „Sozial oder politisch engagiert? Wer sich für andere einsetzt und neugierig ist auf spannende Zukunftsfragen, ist hier genau richtig.“

Das THW – nur ein Beispiel für ehrenamtliches Engagement

Christiane Vieweger informierte die Jugendlichen im Rahmen der Tagung über die ehrenamtliche Arbeit des THW. Nein, „das THW ist nicht der Handballverein in Kiel“, wie sie gleich zu Beginn klarstellte, sondern „eine Einsatzorganisation des Bundes, die ‚Feuerwehr in Blau‘ ohne den Bereich Löschen.“ Ungefähr 80.000 Freiwillige, darunter Jugendliche, Schüler, Studenten, Ausländer, alte Menschen, Menschen aus allen Berufsschichten, sogar Arbeitslose sind in 668 Ortsverbänden im Katastrophenschutz aktiv und helfen Mitmenschen in Notsituationen. Laut Christiane Vieweger „eine große Familie, ein Pool von Gleichgesinnten.“

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Ziel von „Young Leaders“-Veranstaltungen: Austausch und Vernetzung

Wenn man einmal eine „Young Leaders"-Veranstaltung besucht hat, dann weiß man, was es bedeutet in einem solchen „Pool von Gleichgesinnten“ zu sein und wie wertvoll dieser ist. Man kann sich austauschen, Kontakte knüpfen und man selbst sein, denn das was alle verbindet, ist ihr Engagement. Auf der „Young Leaders Akademie“ kommen - wie der Name schon sagt - junge Führungspersönlichkeiten zusammen, die durch ihr Engagement entweder schon Führungspositionen innehaben oder das Potenzial dafür vorweisen. Denn wer sich freiwillig für andere in seiner Freizeit ehrenamtlich engagiert, zeigt Charakterstärke und die Bereitschaft, etwas zu verändern. Durch soziales oder politisches Engagement erwirbt man viele Kompetenzen, man kann über sich hinauswachsen und sich selbst in die Gesellschaft einbringen.

Umfang und Stellenwert der ehrenamtlichen Arbeit des THW

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© Wikipedia

Genau das machen auch die Menschen von 6 bis 99 Jahre beim THW. Durch ihre ungefähr 10 000 Einsätze im Jahr, bei denen sie Menschen in verschiedensten Notlagen helfen, leisten sie einen erheblichen Beitrag für die Gesellschaft. Der Katastrophenschutz in Deutschland ist weltweit ein einzigartiges System, 98 % engagieren sich ehrenamtlich, nur 2 % der Menschen sind fest angestellt. Jeder will hier für jeden in gefährlichen Situationen einstehen und da sein. Katastrophenschutz ist ein sperriger Begriff mit vielen negativen Konnotationen, wie Frau Vieweger erläuterte. Den Begriff Katastrophe verbindet man mit einem schlimmen Ereignis, etwa mit Überflutungen, Großbränden, vielen Toten, Verletzten und Personen, die ihre Existenz verloren haben. Für solche Situationen werden Helfer*innen benötigt, die bis an ihre Belastungsgrenze gehen. Oftmals ist eine spezielle Technik und Ausbildung gefordert, mit der das THW die Feuerwehr und Polizei unterstützt. Einsatz wird sehr großgeschrieben, sie sind 24 Stunden, 7 Tage die Woche, an 365 Tagen im Jahr einsatzfähig und -bereit. Denn dies ist ihre große Leidenschaft und sie brennen dafür, genauso, wie die Jugendlichen auf der Veranstaltung für ihr eigenes Engagement brennen. Ab 16 Jahren kann man beim THW in die Grundausbildung einsteigen, die Jugendarbeit beinhaltet Spiel, Spaß und Technik und das THW fungiert gleichzeitig als Freizeitgestalter. Mit Zeltlagern, Wettkämpfen und vielem mehr sollen die jungen Menschen für die Arbeit des THWs begeistert werden, bevor sie bei ernsten Einsätzen dabei sein dürfen.

Einsätze im In- und Ausland

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© THW OV München-West

Das THW ist sehr vielseitig aufgestellt, die Einsatzgebiete umfassen eine gewaltige Bandbreite. Um dies zu verdeutlichen, führte Christiane Vieweger einige Beispiele an. In Paderborn selbst half das Technische Hilfswerk der Feuerwehr beim Einsturz eines Gebäudes, Menschen aus den Trümmern zu bergen, darunter auch Todesopfer. Doch solche negativen Erfahrungen, an denen jeder wachsen kann, werden auch ausgeglichen durch Erfolge. Zum Beispiel bei der Unterstützung von Krankenhäusern und Pflegeheimen in Berlin Köpenick während eines Stromausfalls, bei dem der ganze Stadtkreis ohne Strom war. Aber auch aktuell während der Corona-Zeit sind sie eingebunden in die Logistik und Verteilung medizinischer Schutzausstattung für Pflegeheime, Einsatzpersonal der Feuerwehren etc., der Aufstellung von Waschbecken auf Schulhöfen, bei der Verpflegung von Einsatzkräften in Testzentren mit Essen, Trinken und Waschmöglichkeiten sowie beim Aufbau mobiler Testzentren. Ein sehr aktuelles Beispiel war hierfür die kurzfristige Absage des Ehrenpräsidenten des THWs, Albrecht Broemme, für die Veranstaltung in Paderborn. Er wurde nach Berlin gerufen, um dort zwei Corona-Test-Zentren für Reiserückkehrer zu installieren. Aber Deutschland ist nicht das einzige Einsatzgebiet. Das THW agiert weltweit. Es wird von den Vereinten Nationen, der EU und privaten Projektinitiativen angefordert. Beispielsweise half es in einem Flüchtlingscamp in Jordanien dabei, in Zusammenarbeit mit einheimischen Projektpersonen eine sanitäre Infrastruktur aufzubauen. Ein anderes Mal leistete das THW Hilfe zur Selbsthilfe zur Wiederherstellung der Trinkwasserversorgung in Mosambik, als ein Zyklon die Gegend verwüstet hatte und die Menschen ohne Wasserversorgung waren.

Runter von der Couch und gemeinsam Gutes tun

Beim THW kann man mithelfen, statt tatenlos zuzusehen, man kann „runter von der Couch“, tatsächlich etwas bewegen und ja, sogar die Welt ein kleines Stück besser machen. Wenn man die „Schule und Praxis“ des THWs oder eines anderen ehrenamtlichen Engagements durchläuft, ist die Basis für einen „Young Leader“ gegeben. Mit ehrenamtlichem Engagement kann man aktiv in der Gesellschaft etwas bewegen. Gerade für junge Menschen wäre es als anstehende Generation wichtig, sich gegenseitig zu motivieren, sich füreinander einzusetzen und miteinander zu helfen. Denn genau dann kann eine Gesellschaft reibungslos funktionieren und als Ganzes etwas verändern: wenn jeder bereit ist, jedem zu helfen. Oder wie Christiane Vieweger es so schön gesagt hat: „Wenn wir gemeinsam füreinander einstehen, können wir gemeinsam Gutes tun.“

Quelle Titelbild: Young Leaders GmbH
ID: 3310
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