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Wahlkreis Starnberg: Grüne siegen bei Jugend

Starke Beteiligung in Tutzing - Bayernweit CSU knapp vorn - Diskussionen über politische Bildung

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Karin Zwick freut sich mit den beiden Wahlhelferinnen Chiara Heinrich und Julia Eckenberger (v. li.) über eine sehr gute Wahlbeteiligung an der Tutzinger Realschule © L.G.

Kinder und Jugendliche Leute durften wählen. Offiziell gelten die Ergebnisse nicht, aber sie lassen aufhorchen. Bei der „U18-Wahl“ in Bayern hat die CSU gewonnen - aber nur sehr knapp, mit 24,19 Prozent vor den Grünen, die 23,28 Prozent der Stimmen erhalten haben. Für die SPD gab es 11,42 Prozent, für die AfD 8,27 Prozent, für die FDP 6,12 Prozent und für die Freien Wähler 5,43 Prozent. Alle anderen Parteien wären, wenn die Wahl zählen würde, an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert.

Im Wahlkreis Starnberg sind Bündnis 90/Die Grünen der klare Sieger – mit sage und schreibe 37,74 Prozent. Die CSU bringt es bei den jungen Leuten nicht mal auf die Hälfte dieses Werts: Sie ist mit gerade mal auf 16,90 Prozent auf dem zweiten Platz gelandet. Noch ein auffallendes Ergebnis im Wahlkreis Starnberg: Die „Partei Mensch Umwelt Tierschutz“, kurz „Tierschutzpartei“, hat mit 9,62 Prozent den dritten Platz erreicht – vor der FDP mit 9,22 Prozent und der SPD mit 7,23 Prozent. Alle anderen Parteien blieben im Wahlkreis Starnberg unter fünf Prozent.

In Tutzing gab es zwei Wahllokale: im Gymnasium und in der Benedictus-Realschule. "U18" ist nach Angaben der Organisatoren "die Wahl für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren". Der Termin wurde auf den 6. Oktober, neun Tage vor den Bezirks- und Landtagswahlen, festgelegt.

Tutzinger Schulen mit der Wahlbeteiligung sehr zufrieden

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Der Wahlablauf in der Realschule war durchorganisiert © L.G.

In der Tutzinger Benedictus-Realschule lag die Wahlbeteiligung praktisch bei 100 Prozent, sagt Karin Zwick, Fachbetreuerin für Sozialkunde - abgesehen von denen, die an diesem Tag gefehlt haben. Dabei spielte eine Rolle, dass die neunten und zehnten Klassen, die in dieser Schule wählen durften, sozusagen geschlossen teilnahmen.

Im Tutzinger Gymnasium wird die Wahlbeteiligung mit rund 42 Prozent angegeben. Oberstudiendirektor Bruno Habersetzer sprach von einer sehr guten Beteiligung. 309 von 739 wahlberechtigten Gymnasiasten haben teilgenommen. Die Organisation war im Gymmasium etwas anders als in der Realschule. Die Wahl wurde nicht nur am 5. Oktober, sondern während der ganzen vergangenen Woche abgehalten, und die Schüler gingen nicht klassenweise zur Abstimmung.

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Es hätte noch mehr Wahllokale geben können

Prinzipiell konnte jede Institution, die "parteipolitisch unabhängig und demokratisch gesinnt" ist, ein Wahllokal einrichten. In Tutzing haben sich aber nur die beiden Schulen beteiligt. Verantwortlich für die U18-Wahl ist der Deutsche Bundesjugendring. Das vom Bundesfamilienministerium und von der Bundeszentrale für politische Bildung geförderte Projekt soll das politische Interesse junger Menschen voranbringen.

Die Initiatoren treten auch für eine Herabsetzung des Wahlalters ein. In drei deutschen Bundesländern dürfen die Bürger bereits ab 16 Jahren an Landtagswahlen teilnehmen, in elf deutschen Bundesländern dürfen sie ab 16 bei Kommunalwahlen mit abstimmen. U18-Wahl in Tutzing

Schüler berichten über wenig politische Gespräche in vielen Elternhäusern

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Alles gut vorbereitet: Wahlplakate in der Tutzinger Realschule © L.G.

In beiden Tutzinger Schulen ist die U18-Wahl ausgiebig vorbereitet worden. Karin Zwick berichtet über „gute Diskussionen“ im Unterricht, nämlich in den Fächern Sozialkunde in der zehnten Klasse sowie Wirtschaft und Recht in der neunten Klasse. Sie sagte aber, dass die politische Bildung in den Schulen ihrer Meinung nach gestärkt werden müsse, wenn das Wahlalter herabgesetzt werden sollte.

Ähnlich äußert sich ihr Kollege Stefan Flierl im Gymnasium. Er setzt Hoffnungen in eine Aufwertung des Fachs Sozialkunde, das künftig „Politik und Gesellschaft“ heißen soll. Direktor Habersetzer verweist zudem auf etliche bereits eingeleitete Aktivitäten am Gymnasium in dieser Richtung. So waren in jüngerer Zeit immer wieder Bundes-, Landes- und Lokalpolitiker zu Gast, vom Bundestagsabgeordneten Michael Kießling über die Landtagsabgeordnete Ute Eiling-Hütig bis zu den drei Kandidaten im Tutzinger Bürgermeister-Wahlkampf dieses Jahres, Marlene Greinwald, Bernd Pfitzner und Florian Schotter.

Einige kritische Aspekte zum frühzeitigen Wählen brachten unterdessen Schüler ein. So wiesen die Wahlhelferinnen in der Realschule darauf hin, dass in vielen Elternhäusern gar nicht oder kaum über Politik gesprochen werde.

Für mehr politisches Engagement junger Menschen hat sich an diesem Wochenende auch die Evangelische Akademie Tutzing mit einer bemerkenswerten Tagung eingesetzt. HipHop, heute-Show, Fishbowl-Diskussion

Quelle Titelbild: L.G.
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