„Tutzing ist meine Heimat“, sagt Armin Heil. Er stammt aus dem Westerwald, ist aber bereits vor 35 Jahren in diese Gemeinde gekommen, zunächst zu den Missionsbenediktinerinnen. Vor genau 25 Jahren, am 1. Februar 1996, wurde er Pflegedienstleiter der Ambulanten Krankenpflege und zwei Jahre später auch Geschäftsführer dieses vor genau 100 Jahren gegründeten Vereins, der eine bedeutsame Pflegeorganisation am Starnberger See ist.
Geboren ist Armin Heil in Herdorf im Westerwald. Daheim waren sie vier Geschwister. Ihr Vater war im Außendienst tätig, die Mutter kümmerte sich um Familie und Haushalt. Heil engagierte sich schon früh stark in der Kirche. Er besuchte die Hauptschule und begann nach der Mittleren Reife 1983 eine Ausbildung zum Gesundheitspfleger im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Montabaur, bei denen er auch ins Kloster eintrat. „Ich wollte Generalober in Bad Reichenhall werden, wo sie eine Filiale hatten“, erzählt er.
Nach einem Jahr erkannte er aber, dass dies doch nicht sein Weg war. Seine ersten Fußstapfen in der Pflege machte er mit einem Praktikum in Kirchen/Sieg im selben Krankenhaus, in dem er geboren wurde.
Der erste männliche Pfleger im Schwestern-Wohnheim
Als examinierter Krankenpfleger kam Heil 1986 mit 20 Jahren über Kontakte der Barmherzigen Brüder nach Tutzing zu den Missionsbenediktinerinnen. Dort absolvierte er seinen Zivildienst. Später ging er kurz ans Klinikum Bamberg, doch bald kehrte er wieder nach Tutzing zurück, zunächst als stellvertretender Stationsleiter. 1986 wurde er männlicher Stationsleiter einer chirurgischen Frauenstation im Tutzinger Krankenhaus, wo sonst alle Stationen mit zwei Ordensschwestern besetzt waren. Damals gab es Bestrebungen, mehr weltliche Kräfte in die Leitung zu holen. „Ich war auch der erste männliche Pfleger im Schwestern-Wohnheim“, erinnert er sich.
Dr. Robert Genewein, der damalige Chefarzt des Tutzinger Krankenhauses und zweite Vorsitzender der Ambulanten Krankenpflege, bat ihn zu einem Gespräch in sein Wohnzimmer und bot ihm die Pflegedienstleitung der Krankenpflege an. „Ich mochte ihn sehr“, sagt Heil über Genewein, „ich habe ihm zu verdanken, dass er mir sein Vertrauen geschenkt hat.“ Die ganze Ambulante Krankenpflege sei immer sehr persönlich geprägt gewesen.
Aktivitäten weit über Tutzing hinaus
Die Aktivitäten der Ambulanten Krankenpflege reichen längst weit über Tutzing hinaus. Das große Leistungsspektrum umfasst Beratung, häusliche Pflege, Betreuung demenzerkrankter Menschen, Pflege in der letzten Lebensphase, Kurse für pflegende Angehörige, Hausnotruf und Nachbarschaftshilfe. Zur breiten Angebotspalette gehören die betreute Wohnanlage in der Tutzinger Bräuhausstraße und die vor der Eröffnung stehende betreute Wohnanlage in Bernried am Grundweiher, Tagespflegeeinrichtungen in Tutzing, im Quinthaus an der Traubinger Straße, und in Starnberg, im Ilse-Kubaschewski-Haus, sowie zwei Wohngemeinschaften für Demenzkranke.
Am 1. Dezember dieses Jahres soll die neue Wohnanlage in Bernried eröffnet werden, die eine Kooperation der Theresia-Petsch-Stiftung, der Ambulanten Krankenpflege und der Gemeinde Bernried ist. Sie wird gleichzeitig die dritte Tagespflege des Vereins sein. Mit dann insgesamt 44 Plätzen wird er dann wohl der größte hiesige Anbieter in der Tagespflege sein. Heil ist sich sicher: „Wir werden vom ersten Tag an voll belegt sein.“ Das Interesse an den 24 Wohnungen der Anlage ist groß, doch Bewerbungen sind noch möglich. Je zwölf Wohnungen vergeben die Ambulante Krankenpflege und die Gemeinde Bernried, aber sie treffen die Entscheidungen in einem gemeinsamen Gremium mit dem St. Ulrichswerk, das als Bauträger fungiert.
Viel persönliches Engagement im Vorstand und bei den Mitarbeitern
Etwa 1200 Mitglieder tragen heute den Verein. Der breite Rückhalt in der Bevölkerung ist für Heil von zentraler Bedeutung. „Wir können stolz sein, dass die Tutzinger hinter dieser Einrichtung stehen“, sagt er, „und es ist wichtig, dass es weitergeht.“ Grundlegend für den Erfolg ist nach seiner Überzeugung gerade auch die Struktur mit einem eingetragenen Verein, mit ehrenamtlichen Vorstandsmitgliedern und Mitarbeitern, die sich alle mit viel persönlichem Engagement für diese wichtige Aufgabe einsetzen.
Bezeichnend ist viel Kontinuität in der Führung. An der Spitze des Pflegedienstes standen mit wenigen Ausnahmen Klosterschwestern. Inbegriff für den Verein war über Jahrzehnte Schwester Josefa Knab, die von 1949 bis 1983 an der Spitze stand. „Bis heute sprechen mich die Leute auf sie an“, erzählt Heil, „und zwar nur positiv.“ Schwester Josefas Nachfolgerinnen in der Leitung waren Schwester Gertrud Banz von 1983 bis 1991 und Schwester Maria Birgit Baur von 1991 bis 1996.
Qualifizierte Mitarbeiter sind nur schwer zu finden
Als Armin Heil Pflegedienstleiter wurde, gab es bei der Ambulanten Krankenpflege wenig mehr als zehn Mitarbeiter. Heute umfasst die Belegschaft 100 Personen, und zahlreiche ehrenamtliche Kräfte kommen hinzu. Doch qualifizierte Mitarbeiter sind nur schwer zu finden. „Viele in der Branche geben auf“, sagt er sorgenvoll. Es gibt finanzielle Unterstützung, so durch Förderungen, Spenden und Erbschaften. Doch es werden auch Zuwendungen gekürzt. Wichtig ist Heil, dass die Vernetzung mit den Nachbarschaftshilfen, Sozialdiensten und anderen Organisationen in der ganzen hiesigen Region gut funktioniert: „Wenn ich in Tutzing mal in die Enge komme, rufe ich eine Kollegin zum Beispiel in Pöcking an und erhalte sofort Hilfe - das ist gut und wertvoll.“ Der Landkreis Starnberg könne auf diese gewachsenen Strukturen stolz sein.
Ob das aber in Zukunft so bleiben wird, da ist sich Heil wegen des Pflegenotstands und angesichts mancher Entwicklungen nicht sicher. Etliche Mitarbeiter werden im Verlauf der nächsten fünf Jahre aus Altersgründen ausscheiden. Ob ausreichend geeignete Nachfolger zu finden sind und ob die gute Fachkräftequote, über lange Zeit 70 Prozent, zu halten ist, das ist ungewiss. „In der Kranken- und Altenpflege können wir die Qualität auf Dauer nicht mit nicht qualifiziertem Personal halten“, warnt Heil. Wenn nicht genug Nachwuchs zu bekommen ist, erscheint es ihm fraglich, ob es die Ambulante Krankenpflege in 100 Jahren noch geben wird.
„Jede Generation muss sich fragen, was ihr die Pflege wert ist“
„Jede Generation muss sich fragen, was ihr die Pflege wert ist“, sagt Heil. Die Vergütung der Pflegekräfte sei nach den Arbeitsvertragsrichtlinien (AVR) der Caritas nicht schlecht, doch besonders wichtig seien menschenwürdige Rahmenbedingungen für die Mitarbeiter. Hier sieht er auch die Gemeinden gefordert, so mit der Aufgabe, Wohnraum zu schaffen und mit der Verpflichtung, die Versorgung älterer Menschen als wichtige Aufgabe zu betrachten. Er hofft, dass dies auch die jüngeren Kommunalpolitiker in allen Gemeinden erkennen.
Anerkennend äußert sich Armin Heil über die Gemeinde Tutzing mit Bürgermeisterin Marlene Greinwald an der Spitze, die voll hinter der Ambulanten Krankenpflege stehe. Eher problematisch sieht er derzeit die Stadt Starnberg, bei deren aktuellen Finanzkürzungen ausgerechnet die Ambulante Krankenpflege Tutzing besonders gravierende Einschnitte hinnehmen muss. Das wird wohl zu Konsequenzen für die Aktivitäten dort zwingen, wenn sich Heil darüber auch noch nicht konkret äußern will. Zu Lasten von Tutzing wird es aber keine Rückzüge geben, versichert er: „Auch nach 100 Jahren hat Tutzing immer noch Priorität“.
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Alles Liebe und Gute Ilse Reiher