Kathleen Stützle dachte an einen Aprilscherz. Die Inhaberin des neuerdings im „Sudhaus“ ansässigen Geschäfts „Schuh-Traum“ erhielt heute morgen per Handy die Mitteilung, dass ein Gerichtsurteil die Öffnung von Schuhgeschäften nun doch erlaube. Urteil stellt Geschäftsschließungen in Frage
Auch in anderen Tutzinger Läden hat sich die Nachricht wie ein Lauffeuer verbreitet. Denn ob das Gericht wirklich nur die von der Regierung angeordnete Schließung von Schuhgeschäften oder auch von Läden anderer Branchen gekippt hat, diese Frage sorgte heute den ganzen Tag über für Diskussionen.
Im Ortszentrum und in den Einkaufszentren ging es heute ohnehin zu wie in besten Nicht-Corona-Zeiten. Viele Geschäfte dürfen ja trotz aller Regelverschärfung geöffnet sein, die Liste der Ausnahmen ist schier unübersehbar. Und bei dem herrlichen Wetter hielt es am Gründonnerstag viele Menschen nicht zu Hause.
Selbst im Landratsamt Starnberg waren sich die Mitarbeiter unterdessen nicht sicher, was aus dem neuen Gerichtsurteil nun wirklich genau folgt. Sie hofften auf eine Weisung der Staatsregierung, um sie dann wiederum für den Landkreis Starnberg umsetzen zu können - aber bis zum Abend kam keine solche Weisung. Immer wieder machte deshalb das Wort „Grauzone“ die Runde.
Tutzinger Geschäftsbetreiber haben heute ihre eigenen Konsequenzen gezogen. So beispielsweise Thomas Thallmair von Intersport Thallmair an der Hauptstraße: Er öffnete sein Geschäft. Schließlich gehört zu dem auch ein großes Schuh-Sortiment. Viele seiner Kunden waren begeistert.
Etwas oberhalb an der Traubinger Straße stand Martina Erb vor ihrem Vintage- und Trödelgeschäft „Hofrat“. Ihre Ladentür war geöffnet, im Freien reparierte sie einen Sessel. Wenn Kunden kommen, die sich für ein Angebot aus ihrem Geschäft interessieren, stehe sie bereits, sagte sie. In einer Zeit der kompletten Verunsicherung, in der Gerichte von Regierungen geschaffene Regelungen gleich wieder kippen, gibt es alles: Schließungen, Öffnungen, Halböffnungen, Grauzonen mit allen möglichen Schattierungen.
Kathleen Stützle fällt mit ihrem Geschäft „Schuh-Traum“ zurzeit besonders auf: Sie ist eine von denen, die Neues wagen und nicht Endzeitstimmung verbreiten. Vor etwa drei Wochen ist sie mit ihrem Laden von der Hauptstraße ins „Sudhaus“ im Einkaufszentrum an der Lindemannstraße umgezogen. Gestern musste sie wegen der verschärften Corona-Regeln wieder schließen. Heute, als sie von dem Aufsehen erregenden Urteil hörte, machte sie ihren Laden wieder auf. Ihr Ladenskonzept kommt gut an. Sie hat ihre Sortimente deutlich erweitert. In ihrem Geschäft, das viel größer ist als ihr bisheriger Laden, gibt es außer Schuhen und Bekleidung auch ein kleines Bistro, das zurzeit wegen Corona allerdings nicht besucht werden kann. Sie gibt sich aber sicher, dass ihre Umzugsentscheidung richtig war. Denn von den vielen Menschen, die die Super- und Drogeriemärkte, die Lindemann-Apotheke, die Postagentur oder "The Flemish Cap" des Fahrradspezialisten KIaus Müller nebenan besuchen, zeigen nicht wenige auch für den „Schuh-Traum“ Interesse. Mit diesem Geschäft sind nun übrigens alle Läden des „Sudhauses“ belegt.
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