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Tour de France in Tutzing

Radspezialist „The Flemish Cap“ erweitert an der Lindemannstraße um Indoor-Training

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Auf zur Tour de France mitten in Tutzing: Die neuen Smart-Trainer

Radfahren ist angesagt. Mit einem neuen Geschäftskonzept und innovativen Ideen auf diesem Gebiet dürfte der Tutzinger Unternehmer Klaus Müller deshalb ins Schwarze treffen. Im Einkaufszentrum an der Lindemannstraße erweitert er sein vor zwei Jahren neben der Postagentur gegründetes Geschäft namens „The Flemish Cap“ zurzeit um ein aufwändig gestaltetes Indoor-Training. Zehn „Smart-Trainer“ hat er dort dieser Tage aufgestellt, die für Gelegenheitsradler wie für Rennsportler alle erdenklichen Möglichkeiten bieten.

Der 62-jährige Marketing- und Vertriebsexperte Müller, der in Köln aufgewachsen ist und seit 1989 in Tutzing lebt, wagt sich damit quasi auch geschäftlich auf eine neue Etappe, nachdem er über Jahrzehnte als Unternehmer- und Manager sowie im Rennsport Karriere gemacht hat. Er hat zum Beispiel Modemarken wie „DOS-Y-DOS“, „Centigrade“ und „B-Have“ gegründet und Führungspositionen bei bekannten Unternehmen Rifle, Falke, Ahlers, Ergee und Elbeo bekleidet. Im Motorsport war er bei Jörg Obermoser, dem Inhaber des Rennteams TOJ, er hat mit Fahrern wie Rolf Stommelen, Danny Sullivan, Christian Danner und Marc Surer zusammengearbeitet und an Großveranstaltungen am Nürburgring mitgewirkt.

Es begann mit dem Erwerb einer Rennradmarke

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Eine runde Sache: Klaus Müller hat sein Fahrrad-Konzept strategisch aufgebaut

Schon vor Jahren hat Müller mit dem Aufbau eines Fahrrad-Konzepts begonnen, das seinesgleichen sucht. So hat er bereits im Jahr 2011 die Rennradmarke „A:XUS“ erworben. Vier Jahre später hat er in einem Kooperationsprojekt mit dem Coburger Autozulieferer Brose ein Shop-Programm gestaltet. Seit 2017 betreibt er sein bewusst puristisch eingerichtetes Geschäft im einzigen Gebäude, das aus der Zeit der an dieser Stelle früher betriebenen Bayerischen Textilwerke übriggeblieben ist und in dem sich auch noch das mehrstöckige „Sudhaus“ der einstigen Schlossbrauerei befindet.

In dem an dieser Stelle entstandenen Einkaufszentrum geht es zurzeit auch sonst voran. Nebenan, wo Räume im Obergeschoss lange leer standen, soll am 5. Dezember der neue dm-Drogeriemarkt öffnen, dessen Rollsteig der ganzen Szene einen optischen Stempel der eigenen Art aufdrückt.

Die Entwicklung dieses Areals spiegelt das Auf und Ab der Wirtschaft wider. Wo dm einzieht, ist der Bekleidungsdiscounter Kik nach wenigen Jahren wieder verschwunden, und neben Müllers Radgeschäft ist ein erst vor zwei Jahren eröffneter Laden, der kulinarische Schmankerl mit stilvoller Wohneinrichtung verband, schon wieder geschlossen worden.

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Moderne Aktivitäten auf historischem Tutzinger Grund
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Der eine erweitert, der andere verlässt den Platz

Wie wär's mal mit Alpe d'Huez?

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Warum in die Ferne schweifen? Tutzing bietet alles, was der Radler braucht - per Bildschirm

Während diese Räume vorerst noch ungenutzt sind, gesellt sich zum „Flemish Cap“ die „Spinning“-Welle hinzu, die man sonst eher von Fitnessstudios kennt. Müller belegt auch mit den neu hinzukommenden Trainingsrädern hohen Anspruch, ebenso wie bei den Fahrrädern, die er verkauft. Bei ihnen legt er Wert auf besondere Merkmale, so etwa geringes Gewicht, herausragende Fahreigenschaften, bei Pedelecs große Reichweite. Die Preislagen liegen zwischen 2400 und 9000 Euro.

Auch die Smart-Trainer bieten eine Menge. Ohne sich von diesem Tutzinger Standort weg zu bewegen, kann man sich mit ihnen auf irgendeiner berühmten Radstrecke versuchen - beispielsweise Mont Ventoux oder Alpe d’Huez, legendären Abschnitten der Tour de France. Alles wird auf einem Bildschirm oder Tablet angezeigt, von der jeweiligen Position bis zu den Leistungsdaten. Man kann sich auch mit anderen Radlern messen, die entweder im selben Raum mitttrainieren oder die sich irgendwo anders auf der Welt befinden, sich aber gleichzeitig ins selbe Programm einloggen. Mitglieder von Radgruppen können sich verabreden, um gemeinsam in die Pedale zu treten, oder Firmen können ihren Mitarbeitern ein Training spendieren.

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Wie es euch gefällt: Man kann allein oder in Gruppen in die Pedale treten

Das Geheimnis des "Flemish Cap"

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Er weiß, worauf es ankommt: Klaus Müller ist auch aktiver Radsportler © Fotos: The Flemish Cap / L.G.

Viele Besucher des Geschäfts merken schnell, dass da auch viel persönliche Erfahrung und Engagement mitspielt. Als aktives Mitglied bei „BMW Radsport“ und bei der Tutzinger „Seerunde“ weiß Müller genau, worauf es ankommt, und in Gesprächen nehmen er und sein aus Neuseeland stammender Mitarbeiter Jason Lovett sich gern auch zu ungewöhnlicher Stunde, beispielsweise samstagnachmittags, für ihre Kunden Zeit.

Oft muss Müller dann erst einmal erklären, was es mit dem Namen seines Geschäfts auf sich hat. Dann erzählt er vom Buch „The Perfect Storm“, in dem der amerikanische Autor Sebastian Junger die Geschichte des 1991 in starkem Unwetter bei Neufundland verschwundenen Fischereischiffs „Andrea Gail“ beschreibt. Wolfgang Petersen („Das Boot“) hat die Geschichte später verfilmt, in der auch „The Flemish Cap“ eine Rolle spielt, ein Flachwasserbereich im Atlantischen Ozean. Mit Fahrrädern hat das zunächst nicht unbedingt etwas zu tun, doch Marketingexperten haben ihre eigenen Vorstellungen. „Ich brauchte eine Marke“, sagt Müller, „der Name hat mich sofort gefangen genommen.“ Eine Abwandlung für seine Smart-Trainer ist ihm auch gleich eingefallen: „The Flemish Lab“.

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