Beim Midgardhaus ist Schluss. Am Sonntag war das Tutzinger Wirtshaus zum letzten Mal geöffnet. Seit Montag räumen die Wirtsleute Marlies und Fritz Häring mit ihren Mitarbeitern die Räume aus. Der Bauausschuss des Gemeinderats hat unterdessen schon am Dienstag mehreren Umbau-Anträgen des künftigen Betreibers zugestimmt.
Die Ausräumaktion bedeutet eine Menge Arbeit, denn über die Jahrzehnte hat sich viel Inventar angesammelt. Immer wieder mal wollen Gäste ins Gebäude gehen, um etwas zu essen und zu trinken. Aber es gibt nichts mehr. Auf Schildern steht "Betriebsruhe".
Die Trennung von der Wirtschaft geht Häring und seiner Frau nah, das merkt man. Immerhin haben sie das Midgardhaus mehr als drei Jahrzehnte auf ihre ganz eigene Art und mit großer Leidenschaft geführt - da steckt eine Menge Herzblut drin. Das sieht man auch an den vielen recht außergewöhnlichen Einrichtungsgegenständen und Accessoirs, von denen sie viele von weiten Reisen mitgebracht haben. Mit ihnen haben sie im Midgardhaus so etwas wie eine Wohnzimmer-Atmosphäre geschaffen.
Accessoires wandern in den Guggerhof
Zahlreiche Bilder mit prominenten Besuchern an den Wänden wirken wie eine Reise durch die vergangenen Jahre und Jahrzehnte. Seit bekannt geworden ist, dass die Härings aufhören, haben sich viele Gäste danach erkundigt, was aus all diesen Stücken werden wird. Und da hat Häring schon eine Idee: "Wir werden sie im Stadl des Guggerhofs unterbringen." Den alten Bauernhof an der Hauptstraße hat Häring vor einiger Zeit gekauft, und in dessen Stadl wird es wohl bald so ähnlich aussehen wie bisher im Midgardhaus.
Und was haben die Härings nun vor? "Ich würde gern wieder ein paar Filme machen", sagt er. Als Fernsehkoch ist er weithin bekannt geworden, gerade seine Ausflüge in entfernte Regionen mit passenden kulinarischen Erklärungen haben viele interessierte Zuschauer gefunden. Weniger scheint es ihn wieder in die Gastronomie zu ziehen - da hat er genug erlebt.
Bei der Aufstellung der CSU-Kandidatenliste für den Gemeinderat am Montagabend hat Fritz Häring gefehlt. Er steht auf Platz 16 der Liste. Der CSU-Ortsvorsitzende Thomas Parstorfer zeigte Verständnis dafür, dass Häring nicht teilnahm: „Eine Wirtschaft aufgeben, das ist schon ein neuer Lebensabschnitt.“ Viele der CSU-Mitglieder schienen es gar nicht glauben zu können, dass das Midgardhaus jetzt schon geschlossen ist. Dass Häring nach mehr als drei Jahrzehnten aufhören will, war zwar in den vergangenen Wochen und Monaten mehr und mehr bekannt geworden. Auch dass die Augustiner-Brauerei oder die Augustiner-Stiftung das Midgardhaus übernehmen wollen, ist mittlerweile kein Geheimnis mehr, nachdem darüber schon lange spekuliert worden ist. Offen gesprochen wird inzwischen sogar darüber, wer wahrscheinlich auf Häring als neuer Wirt folgen wird: Alexander Urban, der lange Chef des Klostergasthofs in Andechs war. Doch allgemein war damit gerechnet worden, dass bis zum Übergang noch Zeit ist.
Häring: "Augustiner ist das Beste, was Tutzing passieren kann"
"Augustiner ist das Beste, was Tutzing passieren kann", schwärmt Häring. Er kennt die Münchner Brauerei und ihren Chef Martin Leibhard gut, Augustiner hat das Midgardhaus seit vielen Jahren beliefert. Die Münchner werden die Räume natürlich ganz anders gestalten, als man sie von Häring kannte. Sie werden sie zu einem bayerischen Wirtshaus machen, wie man es von ihnen kennt.
Unter den vom Bauausschuss des Gemeinderats am Dienstag befürworteten Umbaumaßnahmen ist unter anderem die Errichtung eines Festsaals, eines so genannten Salettls, sowie eines Foyers in einem Nebengebäude. Außerdem zugestimmt hat der Ausschuss dem Umbau der Schänke im ehemaligen Dienstbotenhaus und dr Nutzungsänderung einer Garage zu WC-Anlage und Lager. Änderungen im Midgardhaus selbst standen im Bauausschuss nicht zur Debatte. Bürgermeisterin Marlene Greinwald gab sich zuversichtlich, dass das Wirtshaus im Midgardhaus nach den Umbauarbeiten im Frühjahr 2020 neu eröffnet werden kann.
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