Einen gravierenden Rückschlag gibt es bei der Planung für eine Flüchtlingsunterkunft auf der Klosterwiese in Tutzing: Das Landratsamt Starnberg hat den Vertrag mit einem Unternehmen, das diese Anlage betreiben sollte, gekündigt. „Wir haben uns von dem Betreiber getrennt und die Zusammenarbeit beendet“, bestätigte Landrat Stefan Frey heute auf Anfrage von vorOrt.news.
Die Organisation von Flüchtlingsanlagen ist unterschiedlich. Es gibt Kommunen, die solche Anlagen selbst betreiben, aber oft werden mit dieser Aufgabe Unternehmen beauftragt. Mittlerweile fallen immer mehr Anbieter auf , die solche Anlagen managen. Unter ihnen sind auch – teils internationale - Konzerne, die nicht nur Flüchtlingsanlagen, sondern auch andere früher staatliche Einrichtungen betreiben, von Schwimmbädern bis zu Gefängnissen. Bei Flüchtlingsanlagen ist von "Millionengeschäften" die Rede. Solche Konstruktionen sind umstritten. Die einen sehen im Betrieb durch private Unternehmen Entlastungen der öffentlichen Hand, die anderen befürchten auf Dauer dadurch deutlich höhere Belastungen für den Staat.
Die Planungen für die Tutzinger Anlage waren nach Freys Worten eigentlich schon weit gediehen. Hinweise auf Probleme bei den Planungen auf der Tutzinger Klosterwiese waren aber schon seit einiger Zeit erkennbar. Der Baubeginn der Anlage auf diesem Gelände war ursprüngllich im vorigen Jahr erwartet worden, später wurde im Februar dieses Jahres mit dem Baustart gerechnet, doch es ging nichts voran.
Auch eine in Wörthsee geplante Anlage ist betroffen
Am Standort Klosterwiese will das Landratsamt aber festhalten. „Wir suchen derzeit einen neuen Betreiber“, sagte Frey. Die aktuelle Problematik mit dem Betreiber betrifft im Landkreis Starnberg nicht nur die in Tutzing geplante Anlage, sondern noch eine weitere in Wörthsee vorgesehene Einrichtung, für die der selbe Betreiber zuständig sein sollte.
Beide Anlagen sollen nach wie vor errichtet werden, bekräftigt Frey. Er sieht weiter großen Bedarf an Flüchtlingsunterkünften. Die Zahlen von Migranten würden im Sommer wieder steigen, sagt er. Frey gibt sich zuversichtlich, dass ein neuer Betreiber gefunden werden kann und dass die beiden Anlagen in Tutzing und Wörthsee noch im Laufe dieses Jahres errichtet werden können. In elf der vierzehn Landkreisgemeinden stehen schon Container-Siedlungen. Eine neue Anlage ist auch in Feldafing vorgesehen, für andere Anlagen gibt es Erweiterungspläne, so für die in Gilching.
Nach intensiven, teils hitzigen Diskussionen über andere denkbare Tutzinger Standorte, von einem Areal neben der BRK-Zwergerlalm an der oberen Traubinger Straße bis zum Gelände des Minigolfplatzes an der Seestraße, hatten sich die Tutzinger Missions-Benediktinerinnen zur Errichtung der Anlage auf der Klosterwiese bereit erklärt. Nach früheren Angaben sollen dort bis zu 150 Menschen unterkommen. Die Kosten für die Anlage werden in Millionenhöhe erwartet. Die Nähe des Landungsplatzes für Rettungshubschrauber hält man beim Unternehmen Artemed, das das Tutzinger Benedictus-Krankenhaus auf dem Klostergelände betreibt, nicht für problematisch, sofern der Sicherheitsaspekt an oberster Stelle stehe und der notfallmedizinische Ablauf, bei dem es meist um Minuten gehe, gewährleistet sei. In der Belegschaft des Krankenhauses sind sich viele noch nicht sicher, wo sie künftig ihre Autos abstellen können, denn wo zurzeit der meist gut belegte Parkplatz ist, soll die Anlage entstehen. Bei Artemed sieht man aber andere Möglichkeiten.
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