Genuss in einem Tagescafé auf der sonnigen Terrasse der Albers-Villa, mit Berg- und Seeblick, an einem im Stil der 1930er Jahre gedeckten Tisch, mit bunten Stiefmütterchen bei hausgemachtem Zitronenkuchen: Realität ist das noch lange nicht, aber ein wenig haben die Besucher einer Infosprechstunde am Sonntag beim Garatshausener Anwesen des früheren Filmschauspielers Hans Albers von solchen Visionen geträumt. Die Petition „Albers für alle“, die auf eine Öffnung dieses Grundstücks am Starnberger See für die Bevölkerung drängt, zieht Kreise, und auch zu dieser zweiten Sprechstunde kamen wieder etwa 30 Personen, die sich brennend für den Stand der Dinge interessierten.
„Große Freiheit am Starnberger See? Die Hans-Albers-Villa in historischer Parklandschaft“: So lautet in Anlehnung an einen der berühmtesten Albers-Filme der Titel eines neuen Buchs, das bei dieser Gelegenheit vorgestellt wurde. Dessen Autorin Doris Fuchsberger war eigens dazu gekommen. Sie ist eine von drei ehrenamtlichen Mitgliedern des Denkmalnetzes Bayern, deren Herzensangelegenheit es ist, das Albers-Anwesen der Öffentlichkeit frei zugänglich zu machen. Mehr als zwei Jahre hat sie für ihre Studie recherchiert, die nun mit Spendengeldern der Petition in einer limitierten Sonderauflage von 100 Stück gedruckt worden ist.
In Garatshausen entstanden auch Außenaufnahmen für einen Hans-Albers-Film
Bei der Sprechstunde erzählte Doris Fuchsberger vom Filmstar Hans Albers, seinen Filmen wie „Der Blaue Engel“ oder „Große Freiheit Nr. 7“, seinen Liedern wie „La Paloma“ oder „Flieger, grüß mir die Sonne“ und von seinen fast drei Jahrzehnten in Garatshausen. Etliche Anekdoten steuerte sie bei, so zum Beispiel, dass Garten und Bootshaus von Hans Albers für Außenaufnahmen zur 1939 entstandenen Filmkomödie „Ein Mann auf Abwegen“ dienten. Oder dass ein Zug, der zwischen Wien und Hamburg-Altona verkehrte, nach dem Filmstar benannt war – der „EC 491 Hans Albers“. Sie hatte sogar ein Originalschild des Zugs dabei, der Albers nach ihren Worten mit seiner in Wien geborenen Lebensgefährtin Hansi Burg verband.
Warum dem Ufa-Star an seinem Geburtsort Hamburg ein Denkmal gesetzt wurde, sein Anwesen in Bayern aber durch politisches Treiben eher entehrt werde, fragte jemand aus dem Publikum recht deutlich. Darauf erwiderten die Tutzingerinnen Lucie Vorlíčková und Stefanie Knittl, die von ihnen im Landtag eingereichte Petition sei die wohl letzte Gelegenheit, dem denkmalgeschützten Anwesen und seinen Bewohnern Albers/Burg auch in der hiesigen Region ein Denkmal zu setzen - mit einer Öffnung nach fast 50 Jahren.
Ehrenamtlicher Förderkreis für das Anwesen
Die Besucher der Infosprechstunde am Sonntag wollten unter anderem wissen, mit welcher Begründung das Anwesen weiter für die Allgemeinheit versperrt werden soll, indem der Eigentümer Freistaat Bayern das Areal für eine Nutzung durch die Technische Universität München vorsieht. Lucie Vorlíčková und Stefanie Knittl kritisieren dies scharf. Der Staat verhalte sich damit unrechtmäßig. Ein für die Technische Universität angemeldeter „Staatsbedarf“ ist für sie „Augenwischerei“. Für das Verhalten der bayerischen Staatsregierung hätten sie keine Erklärung, sagten sie unter Hinweis darauf, dass die Petition noch nicht behandelt worden sei.
Zurzeit wartet der bayerische Landtag nach Angaben der Tutzinger Petentinnen auf eine Stellungnahme der Staatsregierung. Sie berichteten über ein erstes Videotelefonat mit dem Vorsitzenden und der stellvertretenden Vorsitzenden des Haushaltsauschusses, den beiden Berichterstattern sowie der Landtagsabgeordneten und Feldafinger Gemeinderätin Dr. Eiling-Hütig. Inhalt sei aber nicht die Petition gewesen. Vielmehr sei abgefragt worden, wie durch ehrenamtliche Tätigkeiten, wie beispielsweise eine Wach- und Schließtätigkeit, der Villenpark einer möglichst großen Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden könne – dies aber nach wie vor unter der Hauptnutzung der Technischen Universität. Das haben die Petentinnen nach eigenen Angaben schriftlich abgelehnt, da dies den Petitionszielen entgegenstehe. Sie hätten jedoch zugesichert, teilten sie mit, einen ehrenamtlichen Förderkreis für das Anwesen ins Leben zu rufen und zu führen, wenn die bayerische Schlösserverwaltung das Areal der Allgemeinheit frei zugänglich machen würde.
„Wenn es einer schafft, das Anwesen zu öffnen, dann wir“
Mehrere Besucher äußerten Enttäuschung über eine mangelnde Unterstützung durch die lokalen Politiker. Irritationen klangen auch über den Feldafinger Bürgermeister Bernhard Sontheim durch, weil er sich mit dem Konzept der Technischen Universität zufrieden gezeigt haben soll. Die beiden Verantwortlichen der Petition berichteten, dass sie aus diesem Grund gerade einen offenen Brief an die verantwortlichen Politiker des Landkreises Starnberg verfassten, den sie in spätestens zehn Tagen veröffentlichen wollen.
Außerdem wollen sie demnächst eine weitere öffentliche Infosprechstunde abhalten, diesmal in München. Sie zeigten sich kämpferisch: „Wenn es einer schafft, das Anwesen zu öffnen, dann wir.“ Dafür ernteten sie spontanen Applaus und Bravo-Rufe.
Durch zahlreiche Schreiben fühlen sie sich unterstützt. Inzwischen schüttele man nicht nur vor Ort den Kopf über das, was sich die Politik hier erlaubt habe, „sondern von München bis nach Hamburg-Altona“.
„Große Freiheit am Starnberger See? Die Hans-Albers-Villa in historischer Parklandschaft“
Einige Exemplare des neuen Buchs sind noch in der Buchhandlung Held in Tutzing und der Bücherjolle in Starnberg für 29,80 Euro erhältlich. Aufgrund der hohen Nachfrage soll das Buch in den nächsten zwei Wochen als broschierte Ausgabe für etwa 10 Euro im Buchhandel verfügbar sein (ISBN 978-3-7543-6056-9).
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